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Aufrüttelnde Fotos in der Kölner SüdstadtMicha Ende hat Menschen bei ihrer Arbeit begleitet

Lesezeit 2 Minuten
Ein dunkelhäutiges Baby schläft in einer Schale, in der auch Gemüse liegt. Um das Kind herum ist ein frisch brandgerodeter Wald zu sehen.

Ein schlafendes Baby im brandgerodeten Waldstück bei Santa Cruz Cabrália in Brasilien.

Fotograf Micha Ende dokumentiert in den Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung die Arbeitswelten von Menschen in Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

In den Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung ist derzeit der Alltag hart arbeitender Menschen in Südamerika, Afrika und Asien zu sehen. Für ein oftmals geringes Einkommen verkaufen sie Gesundheit, Selbstverwirklichung und mitunter auch ihre Würde.

Fotograf, Journalist, Filmemacher und Kurator Micha Ende dokumentiert dies in seiner aktuellen Ausstellung „Distant Neighbours – Harvest Handmade“ (dt. „Entfernte Nachbarn – Von der Hand in den Mund“).

Ein Man mit verstrubbelten grauen Haaren steht mit verschränkten Armen in einem Ausstellungsraum, in dem seine Bilder hängen.

Filmemacher und Kurator Micha Ende.

Dennoch spiegeln sich in den Porträts auch Momente des Glücks, des Stolzes und der Demut angesichts einer nährenden Natur wider. „Es gibt keine weiter entfernten Länder auf diesem Planeten als China und Brasilien. Aber sie sind durch ihre Bemühungen vereint, zwei der führenden Nationen zu werden. Wie weit entfernt sind diese fernen Nachbarn?“, fragt der Künstler im Vorwort seines neuen Ausstellungskatalogs und gibt darin eine philosophische Ausrichtung vor. Auf seinen Reisen habe ihm demnach die Kamera geholfen, alle Sprachbarrieren zu überwinden.

Ausstellung Distant Neighbours in der Kölner Südstadt

Auf 50 jeweils limitierten Abdrucken dokumentiert der gebürtige Leipziger die Strapazen der täglichen Arbeit. Die Aufnahmen des Wahl-Brasilianers lassen wertstoff- oder nahrungssuchende Personen auf riesigen Abfallbergen in Konkurrenz zu Geiern im Bild verschwinden, offenbaren zerfurchte Hände, die nichts anderes als körperliche Anstrengungen kennen, zeigen die Zukunft einer Nation als schlafendes Baby in einer Essens-Schale auf abgebranntem Boden oder offenbaren die waghalsigen Klettertouren von Kokosnuss-Pflückern zum Wohle des guten Geschmacks besser Situierter.

„Trotzdem sollen die Bilder Hoffnung machen, dass die Erde auch in Zukunft die Menschheit (er)tragen und ernähren kann, ohne von ihr zerstört zu werden“, sagt der Kosmopolit. Micha Ende, dessen Arbeiten bereits in Medien wie Focus, Spiegel, Zeit, Stern, Geo, Süddeutsche Zeitung oder Vogue veröffentlicht wurden, verweist mit dem 2008 gestarteten Fotoprojekt auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des sogenannten BRICS-Blocks, einer Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften der namensgebenden Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Dafür verwendete er authentische Porträts aus den Jahren 2017 bis 2021. Die weitläufige Location in der Kölner Südstadt kommt den zum Teil großformatigen Fotografien des Künstlers entgegen, lässt sie doch Raum für die Physis der abgebildeten Landschaften, die Psyche der darauf zu abgebildeten Akteure als auch die darüber hinausgehenden Impressionen der Betrachter:innen. Es ist eine Ausstellung zwischen Kapitalismuskritik und Naturästhetik.


„Distant Neighbours – Harvest Handmade“, Micha Ende, Kunsträume Michael Horbach Stiftung, Wormser Straße 23, 50677 Köln, Öffnungszeiten: sonntags 11 bis 14 Uhr, mittwochs/freitags 15.30 bis 18.30 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon: 0221 29993378, Eintritt frei, bis 24. Juli zu sehen.