Innerhalb eines Jahres konnten die Mitarbeiter der Sparkasse Köln-Bonn 20 Kunden vor einem Millionenverlust schützen. Am Dienstag (29. November) informierte sie am Neumarkt bei einer Veranstaltung, über die Betrugsmaschen.
Schaden in Millionenhöhe verhindertSparkasse Köln-Bonn klärt über Trickbetrüger auf
An den Anruf am 3. Dezember 2021 erinnert sich Kölns ehemaliger Zoo-Direktor Gunther Nogge nur zu gut. Ein paar Sekunden lang hörte er eine weinerliche Stimme, dann meldete sich jemand, der sich als Polizist ausgab, und teilte ihm mit, sein Sohn habe beim Rechtsabbiegen eine Radfahrerin überrollt und sitze nun in Untersuchungshaft. Er könne freikommen, wenn der Vater eine Kaution in Höhe von 10 000 Euro hinterlege.
Aufgewühlt fing Nogge an zu überlegen, wie er auf die Schnelle das Geld besorgen könne. Da kam seine Frau hinzu, brach in Tränen aus, als sie erfuhr, was passiert sein sollte, schöpfte aber schließlich Verdacht und schlug vor, den Sohn anzurufen. Kurz darauf wusste das Ehepaar, dass es keinen Unfall gegeben hatte. Nogge verständigte die Polizei.
Zahl der Trickbetrüge weiterhin hoch
Am Dienstag erzählte der 80-Jährige in der Filiale der Sparkasse Köln-Bonn am Neumarkt von dem Fall. Dort informierten das Geldinstitut und die Polizei Köln über Trickbetrug zum Nachteil von Senioren. Die Zahl solcher Versuche sei nach wie vor hoch, sagte Elisabeth Landschneider, Leiterin des Bereichs Geldwäsche und Betrugsprävention bei der Sparkasse Köln Bonn.
Fast jede zweite Woche gelinge es Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, einen Betrug zu verhindern. „In der Zeit von Oktober 2021 bis September 2022 konnten wir in 20 Fällen unsere Kundinnen und Kunden sowie ihre Familienangehörigen vor einem Vermögensverlust schützen.“ Den „abgewendeten Schaden“ bezifferte sie auf rund eine Million Euro. In einem „Spagat zwischen Fürsorge und Bevormundung“ suchten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Regel das Gespräch, wenn ältere Kunden hohe Summen abheben wollten. Bei Zweifeln würden die Kollegen vor der Auszahlung das Team der Betrugsprävention einbinden und gegebenenfalls die Polizei einschalten.
Mitarbeiter der Sparkasse verhindern Schaden von 1,5 Millionen Euro
Die Mitarbeiter der Sparkasse seien eine „große Unterstützung“ bei der vorbeugenden Arbeit, sagte Thomas Jansen, stellvertretender Leiter des Kriminalkommissariats für Kriminalprävention/Opferschutz. Vergangenes Jahr habe die Polizei in Köln und Leverkusen 1603 „Betrugsstraftaten zum Nachteil älterer Menschen“ registriert. Auch wenn nur 254 Taten vollendet worden seien, sei ein Schaden von mehr als 1,5 Millionen Euro entstanden.
In diesem Jahr würden sich die Zahlen auf einem ähnlichen, im Vergleich zu den Jahren vor 2021 allerdings auf einem niedrigen Niveau bewegen. Für die „professionell“ ausgeübten Taten seien aus dem Ausland operierende Gruppierungen verantwortlich, die Callcenter unterhalten. Jansen zählte einige Maschen auf, beginnend mit „Schockanrufen“, wie Nogge einen erlebt hat. Andere Täter geben sich ebenfalls als Polizeibeamte aus und erzählen, bei der Festnahme einer Bande sei eine Liste möglicher Einbruchsopfer stehe, darunter der Name des Angerufenen.
Variationen des „Enkeltricks“ die am häufigsten verwendete Masche
Dieser solle zur Sicherheit Wertgegenstände und Bargeld einem vermeintlichen Kollegen oder einer Kollegin zu übergeben. Bei sogenannten Gewinnversprechen bekommt das Betrugsopfer einen Anruf oder ein Schreiben, mit dem ein hoher Gewinn mit der Aufforderung in Aussicht gestellt wird, vorab Gebühren oder Steuern zu zahlen. Als „boomende“ Masche bezeichnete Jansen folgende Variante des „Enkeltricks“. Mit einer Nachricht über Messengerdienste wie WhatsApp fängt es an, zum Beispiel: „Hallo Oma, ich habe jetzt eine neue Nummer.“ Nicht lange danach folgt die Bitte, Geld auf ein bestimmtes Konto überweisen, etwa mit der Begründung, das Online-Bankung funktioniere gerade nicht.
Mit dem Kundenflyer „Schutz vor Betrug“, den die Sparkasse mit der Polizei entwickelt hat, informiert sie über den Enkeltrick und andere aktuelle Maschen. Ergänzend setzt sie unter anderem Geldausgabeschläge ein, auf denen sich Warnhinweise finden. Zu den Präventionstipps zählt, bei Anrufen, die mit finanziellen Forderungen verbunden sind, mit Personen des Vertrauens zu sprechen, niemals Geld an Unbekannte - auch nicht an angebliche Bedienstete der Polizei - zu übergeben und Gewinnversprechen keinen Glauben zu schenken.