Altstadtfest in Köln gestartetDrei Tage Live-Musik und Kunsthandwerk auf dem Heumarkt

Die Band Fiasko auf dem Altstadtfest
Copyright: Peter Rakoczy
Köln – Konnte der Mann nicht ein paar Wochen früher nach Köln kommen? Dann hätte man keine betagte Schildkröte als WM-Orakel einspannen müssen, sondern bereits vorab aus berufenem Mund erfahren, dass das nix wird mit unseren Jungs. Harald Wolf ist ein Meister der Vorhersagung und des elektronischen Handlesens. Ferner verfügt er, wie er betont, über das größte Sortiment an Schutzengeln. Er hat welche, die Kraft spenden, bei Rückenschmerzen helfen, Glück schenken oder Entspannung verschaffen, versichert er.

Harald Wolf bietet Schutz und Vorhersehung.
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Der 56-jährige aus dem Frankfurter Raum hat zum ersten Mal einen Stand beim Kölner Altstadtfest und ist sicherlich der schillerndste Newcomer bei dieser Veranstaltung, die bis einschließlich Sonntagabend dauert. „Du hast ein Helfersyndrom und eine Schwäche für schöne Männer!“, sagt er einer Besucherin, nachdem er diese kurz mit seinen stahlblauen Augen taxiert hat. Die Einschätzung löst allgemeine Heiterkeit aus. Solange das passiert, erkennt niemand die kleine Vakanz im Schutzengel-Sortiment, die Wolf tunlichst noch schließen sollte: Es gibt bisher nämlich keinen Engel für den Aufgabenbereich Humor...
Es ist kurz nach zwölf am Freitagmittag; seit einer Stunde bummeln Menschen über den Heumarkt, es wird gegessen und getrunken. Sandra Issel stöhnt, dass sie gleich von mehreren Mitarbeitern im Stich gelassen worden sei und deswegen das Geschäft am ebenfalls neuen „Veggie-Häuschen“ erstmal alleine stemmen müsse. Ein paar Meter weiter, da, wo es aussieht, als müsse man bald die Polizei rufen, führen Anhänger der Kampfkunst „All-Aacht“ vor, mit welch einfachen Griffen Selbstverteidigung für Menschen aller Altersklassen möglich und erlernbar ist.

Anhänger der Kampfsportart All-AAcht demonstrieren Selbstverteidigung
Copyright: Peter Rakoczy
Christine Nock tut das, was sie seit 35 Jahren tut: Sie wendet Reibekuchen im heißen Fett und äußert sich zufrieden darüber, dass es – mal von ihrem Arbeitsplatz abgesehen – ein paar Grad kühler geworden ist. Ansonsten lässt die freundliche Frau keinen Zweifel daran, dass Reibekuchen eine Ganzjahresversuchung darstellen. „Wir fliegen gleich wieder nach Berlin zurück“, erklärt Ursula Arndt und fügt mit einer Handbewegung zu den übrigen Ständen hinzu: „Das ist hier von der Aufmachung alles sehr, sehr schön. Viel schöner als bei uns.“
„Es war vielleicht nicht klug, aber saugeil“ – so hätte auch der Kommentar des Kartoffelpuffer verzehrenden Gatten lauten können; de facto steht der Spruch bei einem Anbieter nostalgischer Metallschilder. Schräg gegenüber warten 20 unübersehbare, mit bunten Flüssigkeiten gefüllte Glasbehälter auf ein durstiges Publikum. Der „Sex-on-the-beach“-Cocktail duftet so verführerisch, dass sich zwei Wespen im Gefäß zu einem erotischen Austausch treffen, bei dem sie jedoch den Tod durch ertrinken erleiden.
Erstmals wurde außer dem Mini-Biergarten auf Kopfsteinpflaster ein kleines Weindorf aufgebaut, wo Winzer aus verschiedenen Regionen ihre Rebsäfte darbieten.

Kunsthandwerkerin Zarah Held fertigt Makramee-Schmuck an.
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An 32 Non-Food-Ständen kann man unter anderem Kopfkränze erwerben, die aus Hortensien, Schleierkraut und anderen heimischen Blumen gewunden wurden. Hakan Altuntas hat die Kunst des Kleinschreibens perfektioniert. Auf Wunsch schreibt sie Namen – auch fünfsilbige wie Maximilian – auf ein Reiskorn. Zarah Held hat bei der Finanzierung ihres Germanistik-Studiums festgestellt, dass ihr Schmuckanfertigung viel mehr liegt. Seit vier Jahren ist die 30-Jährige nun auf Kunsthandwerker-Märkten unterwegs und bietet ihre filigranen Makramee-Armbänder oder Fußketten mit kleinen Halbedelsteinen feil. Stephan Alrutz aus Essen kennt Köln, weil er hier vor Ewigkeiten studiert hat. Nun verkauft er Hexenheuler und anderes Lakritz aus Skandinavien. „Das macht wirklich Spaß!“
Das Kölner Altstadtfest an diesem Wochenende mit einem Live-Musikprogramm auf der Heumarkt-Bühne beginnt an beiden Tagen um 11 Uhr und endet Samstag um 22 und Sonntag um 21 Uhr.