„Art Academy Reinkarnation“Tattookünstler eröffnet Kunstschule im Belgischen Viertel
Innenstadt – Eigentlich könnte sich Guil Zekri auf seinen Lorbeeren ausruhen. Stattdessen beweist er Mut – er hat eine private Kunstakademie neu gegründet. Und gleich von Anfang an legt er das Niveau hoch an. In der Kunstschule werden die Maltechniken der Alten Meister gelehrt, nichts sonst. Kein Schnickschnack, keine Videokunst, keine Performances. Fotografie ja, moderner aber auf keinen Fall.
Stattdessen stehen auf dem Lehrplan die klassischen Disziplinen: Perspektive, Komposition, Farb- und Materiallehre, Anatomie, Aktzeichnen, Porträt.
Eigentlich ist der 42-Jährige ein international bekannter Tätowierer. In Israel aufgewachsen und französischer Staatsbürger, lebt er seit 14 Jahren in Deutschland. In Köln betreibt er gleich zwei Tattoo-Studios, eins im Rathenauviertel, das andere im Belgischen Viertel, genau gegenüber, wo er jetzt seine Kunstschule eröffnet hat. Der Zufall kam ihm zu Hilfe, die Räume, wo früher mal ein Musikclub residierte, hatten lange leer gestanden.
Kunstschule heißt wie Tattoolabel
Offiziell lautet der Name der Kunstschule "Art Academy Reinkarnation". "Reinkarnation", so heißt auch das Tattoo-Label, eine esoterische Bedeutung hat der Begriff allerdings nicht. In der Tattoo-Szene ist Zekri bekannt für seine eigene Bildsprache. Es sind naturalistische Motive voller Opulenz, schwülstig bis zum Kitsch, inspiriert teils von antiken Mythen, dargestellt in üppigen Farben, mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast.
Als Tätowierer verewigt er sich auf den Körpern anderer Menschen, die viel Geld dafür bezahlen, ein Original von ihm ihr Leben lang mit sich herumzutragen. Manche Kunden kommen von weither angereist, nur um sich von ihm ein Gemälde auf die Haut stechen zu lassen.
Ursprünglich aber ist Zekri bildender Künstler, er malt auch in Öl auf Leinwand. Schließlich hat er in Paris an der Ecole des Beaux Arts Kunst studiert, bevor er beruflich zum Tattoo-Gewerbe fand. Seinem Lebensgefährten zuliebe war er im Jahr 2003 nach Münster gezogen, auf der Suche nach einem Job bewarb er sich mit seiner Mappe in einem Tattoo-Studio und wurde genommen. 2007 kam er nach Köln, machte sich selbstständig, expandierte.
Schon immer habe er sich künstlerisch auf die Alten Meister bezogen, erzählt Zekri. Seine Vorbilder: Rubens und Caravaggio. Maltechnik sei die Basis. Sie zu beherrschen, sei entscheidend, um zum gewünschten Resultat zu kommen, betont er.
Die Art Academy ist zugleich Galerie, Parterre sind die Ausstellungsräume, unten im Gewölbekeller findet der Unterricht statt, Staffeleien sind aufgereiht, Kopien antiker Gipsbüsten stehen auf einem Sims - zum Abzeichnen, als Sehschulung, um das Gefühl für Proportionen zu trainieren. Schüler können sich ihr Pensum individuell zusammenstellen, haben die Wahl zwischen Intensivstudium oder flexiblen Modulen.
Für Anfänger gibt es Einstiegsseminare und Probestunden. Der Lehrbetrieb hat bereits begonnen. Neben Zekri unterrichten vier weitere Dozenten. Aktzeichnen steht freitags auf dem Programm.
Die Art Academy Reinkarnation, private Kunstschule mit angeschlossener Galerie, hat ihren Sitz an der Brüsseler Straße 96. Die Öffnungszeiten sind am Dienstag von 18 bis 22 Uhr, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 13 bis 22 Uhr. Montags ist geschlossen.
Die Telefonnummer lautet 0221/16 90 30 12. Zwei Mal im Monat wird an einem Freitagabend Aktzeichnen unterrichtet. Der nächste Termin ist am 4. August, 18 bis 22 Uhr. Die Teilnahme kostet pro Abend 30 Euro. (kaw)
Mehr Infos per Mail unter info@reinkarnationart.com oder im Internet unter www.reinkarnationart.com.