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Autofreie Zone um Kölner DomVerwirrung an der Trankgasse weiterhin groß – Verwaltung mit erster Anpassung

Lesezeit 4 Minuten
An die Umstellungen auf der Trankgasse haben sich viele Autofahrer noch nicht gewöhnt.

An die Umstellungen auf der Trankgasse haben sich viele Autofahrer noch nicht gewöhnt.

Die neue Verkehrsführung an der Trankgasse sorgt weiterhin für Verwirrung vor Ort. Die erste Anpassung wird umgesetzt. Es droht ein offener Streit zwischen Verwaltung und CDU.

Seit einer Woche ist der Verkehr um den Dom neu geregelt. Die Verwaltung zieht ein positives Zwischenfazit: „Die Maßnahme konnte erfolgreich umgesetzt werden“, teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Es gebe eine „gute und konstruktive Zusammenarbeit“ zwischen der Verwaltung, den Ordnungsdiensten und der Polizei. Die Verkehrsführung wurde zugunsten des Rad- und Fußverkehr geändert. Doch im Hintergrund ist der Unmut eine Woche nach den Umstellungen bei Anliegern und bei Teilen des Ratsbündnisses groß – und es werden erste Anpassungen vorgenommen.

Seit Ende April ist die Trankgasse ist nun auf rund 200 Metern – mit einigen Ausnahmen – eine Fahrradstraße. Marzellenstraße und Komödienstraße sind Einbahnstraßen, die große Ampel vor dem Dom wird abgeschaltet. Außerdem ist der Kardinal-Höffner-Platz eine Fußgängerzone und auf der Komödienstraße gibt es weniger Parkplätze. Nun klagen Anlieger und Autofahrer über chaotische Wegführungen und lange Wartezeiten. Vor Ort sind verwirrte Blicke bei Autofahrern und Falschabbieger der Normalfall.

Trotz Fahrradstraße viele Autos auf Kölner Trankgasse unterwegs

„Für meine Gäste ist die Wegführung extrem irreführend, wir bekommen zuhauf Beschwerden“, sagt etwa Georg Plesser, Direktor des Excelsior Hotel Ernst, für das es eine Ausnahmeregelung gibt: Die Anfahrt bleibt erlaubt. Doch das bekommt laut Plesser kaum jemand mit. „Man sieht nicht, dass man zu uns durchfahren darf“, sagt er. Zudem gebe es viele Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern, „keiner weiß genau, was er zu tun hat“, so Plesser weiter. Viele Autofahrer würden die Regeln auch ignorieren, die Wegführung aus der Tiefgarage sei nicht klar erkennbar. „Ich rechne hier auf kurz oder lang mit einem Unfall“, sagte er. Er weise zwar bei allen Reservierungen auf die neue Verkehrsführung hin, die Gäste seien dennoch enttäuscht. „Die Umstellungen sind geschäftsschädigend.“ Auch Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort sprach von einer „grob geschäftsschädigenden“ Regelung, die er „keinesfalls akzeptieren“ werde.

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„Dauert nicht mehr lang, dann knallt das hier“, kommentiert ein Mitarbeiter des Brauhauses Gaffel am Dom auf der Trankgasse die Umstellung. „Die Leute sind seit 800 Jahren hier links gefahren, die fahren dann zwar rechts, drehen aber oft auf durchgezogener Linie und fahren dann doch auf die Trankgasse drauf.“ Gemeint sind die Autos, die von der Marzellenstraße kommen und ab jetzt nur noch die Möglichkeit haben, rechts abzubiegen. Wenn niemand guckt, drehen viele doch noch schnell und fahren mit gedrosseltem Tempo über die Fahrradstraße Richtung Rhein. Auch die Situation der Ein- und Ausfahrt der Dom-Tiefgarage verwirrt viele. „Das hätte die Stadt sich mal vorher überlegen sollen“, ruft jemand von der einen Seite, „Katastrophe“ ist von der anderen zu hören.

Die einzige Anpassung bislang: Die Ampel am Breslauer Platz, bei der es in der vergangenen Woche zu langen Staus kam, wird autofreundlicher umgestellt. Eine erste Evaluation steht laut Stadt kurz bevor. Eine „längere Eingewöhnungszeit“ sei bei Änderungen, die nur mit Schildern und Markierungen gekennzeichnet sind, normal. Bauliche Elemente, heißt es von der Stadt weiter, werden eher als Zeichen für eine Verkehrsumstellung wahrgenommen. Diese sollten ursprünglich mit den Änderungen einhergehen: Der Versuch war parallel zum Umbau des Domsockels angedacht und in diesem Sinne auch beschlossen. Nun wurde der Umbau verschoben, er soll erst nach der EM 2024 erfolgen. Der Verkehrsversuch aber bleibt.

Kölner CDU: Vorgehen der Verwaltung „ist einfach unfassbar“

Aus Sicht der CDU ist der Vorgang ein Desaster. „Was das Verkehrsdezernat in der Trankgasse gemacht hat, ist einfach unfassbar“, sagte Teresa de Bellis, die verkehrspolitische Sprecherin. Vor einem Jahr habe der Verkehrsausschuss einen klaren Auftrag erteilt: „Den Fahrradstraßen-Versuch gibt es nur und ausschließlich in Kombination mit der Umgestaltung der nördlichen Domumgehung. Und auf einmal erhalten wir eine lapidare Mitteilung, dass der Versuch zwar gestartet wurde, die Umgestaltung aber erst ein Jahr später beginnt. So geht man nicht miteinander um. Als Politik fühle ich mich absolut nicht ernst genommen.“

Brenzlige Situationen zwischen Autos und Fahrrädern sind bislang auch deswegen selten, weil noch nicht viele Radfahrer die neue Fahrradstraße nutzen. „Prinzipiell finde ich es immer gut, wenn die Radinfrastruktur ausgebaut wird, ich weiß nur nicht, ob es die richtige Ecke für eine Fahrradstraße ist. Hier ist eigentlich auch gar nicht so viel Radverkehr“, sagte ein Radfahrer.

Grüne und SPD halten Anpassungen weiterhin für sinnvoll

Die Grünen, die gemeinsam mit der CDU und Volt das Ratsbündnis bilden, sehen das Thema entspannt. „Wir bewerten die Umgestaltung der Trankgasse nach wie vor positiv“, sagte Lino Hammer, Fraktionsgeschäftsführer und Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Die Zwischenlösung in der Trankgasse sei ein „echter Qualitätsgewinn“ für Fußgänger und Radfahrer. Die Maßnahme sei ein weiterer Baustein bei der Umgestaltung des Verkehrsraumes in der Innenstadt zugunsten des Fuß- und Radverkehrs, so Hammer weiter, „wie in der Bündnisvereinbarung abgemacht“. Ein Halbsatz, der als Seitenhieb gegen die CDU verstanden werden kann.

Die SPD als dritte große Ratsfraktion hält die Anpassungen insgesamt für sinnvoll. Trotz einer nicht optimalen Kommunikation „klappt es vor Ort aber gut und man kann hier endlich sicher und auch schneller mit dem Rad durchfahren“, sagte Lukas Lorenz SPD-Vertreter im Verkehrsausschuss. Seine Forderung: „Jetzt muss es im nächsten Schritt darum gehen, dringend notwendige zusätzliche Fahrradabstellflächen einzurichten.“