Innenstadt – Es gibt zwei Reaktionen auf dieses amüsante und unterhaltsame Buch: Entweder man sagt „Einfach genial – genauso war es, ich war dabei“ oder aber „So ein Mist, dass ich das nicht miterlebt habe“.

Die Herausgeber Norbert Bergrath und Markus Wecker und 26 weitere Autoren haben ein Lommerzheim-Gedächtnisbuch der besonderen Art geschaffen – in Text und Bild. Der kölschen Kultfigur Hans Lommerzheim und seiner gleichnamigen Kultkneipe in Deutz an der Siegesstraße, auf der Schäl Sick, ist das Buch gewidmet und dazu angetan, sich zurückzulehnen und zu lesen, zu lesen, zu lesen.

Das „Lommerzheim“ und Lommi, den legendären Wirt, gibt es nicht mehr. Silvester 2004 wurde die Gaststätte geschlossen, Hans Lommerzheim starb ein halbes Jahr später. Aber seit März 2008 läuft im „Lommerzheim“ wieder Kölsch aus dem Hahn. Die Päffgen-Brauerei, seit eh und je die Hausmarke im Lommerzheim, hat das Etablissement gekauft und wieder eröffnet. Die Kult-Adresse ist geblieben, der legendäre Wirt und seine Gäste leben im Buch weiter. Das „Lommerzheim“, so baufällig wie heimelig, und sein Wirt, wortkarg und knarzig, haben Geschichte geschrieben, weil sie eben anders waren als die andern.

Legendäre große Portionen

Manch ein Gast hat sich im „Lommerzheim“ die Leber gestählt und den Magen bei „Kotelett komplett“ geweitet, jenen legendären, riesigen, gebratenen Fleischstücken. Die Lommerzheim-Gemeinde, die sich in der Gaststätte regelmäßig traf und sich selbst Heiligabend den Weihnachtsbaum bunt trank, bevor es zu Muttern ging, war dem Wirt und seiner Frau Annemie heilig. Dünkel und Privilegien hatten am Tresen keinen Platz, auch nicht für Bill Clinton, dessen Stab dem amerikanischen Präsidenten anlässlich des G8-Weltwirtschaftsgipfels 1999 in Köln eine typische Kölsch-Kneipe zeigen wollte. Dafür hätte Lommerzheim allerdings aus Sicherheitsgründen seine Gaststätte für die Stammgäste schließen müssen. „Nä, dat geiht nit“ war seine Antwort und damit war Clinton ausgeladen.

Norbert Bergrath und Markus Werker: „Lommerzheim ...die Legende lebt“. Pellens Verlag, 204 Seiten, 19,80 Euro.