Er gehört zu den größten Rockstars, den die 80er Jahre hervorgebracht haben. Warum Bryan Adams auch heute noch so gefragt ist, zeigte der 63-Jährige am Sonntag in der Kölner Lanxess-Arena.
Rock'n'Roll in Kölner ArenaDas Leben des Bryan – Konzert mit biblischem Ausmaß
Lesung aus dem ersten Buch Moses. „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“, tönt es Sonntagabend aus den Boxen in der Lanxess-Arena. Aber irgendwann sah Gott, dass er einen Menschen geschaffen hatte, der schlechte Musik machte. Also sprach der Allmächtige: „Es werde Gitarre, Schlagzeug, Bass, Piano.“ Und plötzlich steht sie auf der Bühne: Eine „Kick-ass-rockin' band“. Deren Chef heißt Bryan Adams und zelebriert in den folgenden zwei Stunden in der Tat ein Konzert von biblischem Ausmaß.
Hit an Hit schmettert der Kanadier in die ausverkaufte Arena. Klassische Rockmusik, vielleicht nicht innovativ, aber mitreißend, weil sie geradeaus und ohne Schnickschnack daher kommt. Gitarrenriff, Strophe, Refrain, Bridge, Solo, Refrain – Adams zeigt, worauf es in dem Genre wirklich ankommt und präsentiert sich voller Spielfreude: „Wenn ihr früh nach Hause gehen wollt, dann könnt ihr das vergessen“, meint er nach den ersten Songs und wiederholt eine Phrase auf deutsch, die er lustig findet: „Könnt ihr vergessen...“
Bryan Adams in Köln: Konzert in der Lanxess-Arena mutiert zur großen Party
Das Leben des Bryan; es ist voller Ohrwürmer einer Generation, die sich heutzutage in den meisten Radiosendern nicht mehr wiederfindet – vielleicht inzwischen am ehesten bei WDR 4. „Schönes bleibt“, hieß dort mal der Slogan, und er passt zu diesem Abend: „Somebody“, „Summer of 69“, „Run to you“ oder Bombast-Balladen wie „Heaven“ – 11.500 Zuschauer in der ausverkauften Arena singen und feiern die Hits aus den 80er und 90ern. Und sie staunen: Gitarrist Keith Scott ersetzt Tina Turner beim Duett „It's only love“ und begeistert mit seinem virtuosen Saitenspiel samt alberner Rock-Posen.
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Der Abend mutiert immer mehr zur großen Privat-Party. Adams beauftragt einen Kameramann, tanzende Zuschauer einzufangen. Die gibt es dann während der Songs live auf der Videowand hinter den Musikern zu sehen. Adams erzählt, wie er mit zwei Freunden damals im Keller als 13- oder 14-Jähriger eine Band gründete. „Der eine hat gesagt: ,Du singst'. Okay, habe ich gesagt. Aber nur, bis wir einen Sänger gefunden haben ... Wir haben aber keinen gefunden."
Adams erfüllt sogar Liederwünsche - und geht dabei volles Risiko: Während viele seiner Kollegen jede Show nach einem minutiös getakteten Muster absolvieren, singt er ohne Teleprompter Songs, die ihm aus dem Publikum entgegengerufen werden. In Köln sind es „Inside out“, „Kids wanna rock“, „Fits ya good“ und „Please forgive me“.
Flogen bei anderen, ähnlichen Sternstunden der Rockmusik noch Schweine bei Pink Floyd durch die Halle, schwebt während Adams' Konzert das ferngesteuerte Cabriolet namens „Doris“ über die Köpfe im Innenraum. Es ist Bestandteil des Videos zum Titeltrack des neuen Albums „So happy it hurts“. Dieser leitet den Zugaben-Teil ein. Erhebt sich ein Publikum oftmals erst dann von seinen Sitzen, stehen die Zuschauer nun schon gut zwei Stunden. Egal, ob auf den Rängen oder im bestuhlten Innenraum: So altersschwach wie offenbar befürchtet sind Bryan-Adams-Fans noch nicht.