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Streit um Kölner OsterkirmesSchausteller aus Deutz bauen zu Ostern Fahrgeschäfte in Rodenkirchen auf

Lesezeit 4 Minuten
Die Kirmes in Rodenkirchen nimmt Schausteller aus Deutz auf (Archivbild).

Die Kirmes in Rodenkirchen nimmt zu Ostern Schausteller aus Deutz auf (Archivbild).

Die Osterkirmes kann 2025 voraussichtlich nicht in Deutz stattfinden.  Schausteller weichen jetzt auf Rodenkirchen aus.

In einer Woche soll eigentlich die Osterkirmes in Deutz für rund 100.000 Besucher starten – dass das tatsächlich passiert, wird immer unwahrscheinlicher. Viele der 120 Schausteller wollen auf der Wiese an der Uferstraße in Rodenkirchen statt auf der Deutzer Werft aufbauen. Dass die Kirmes in Deutz in diesem Jahr auf der Kippe steht, zeichnete sich zuletzt bereits ab. Den Schaustellern droht damit ein erheblicher finanzieller Verlust.

Zwar ist die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) Siegerin des Vergabeverfahrens für die Ausrichtung der Deutzer Kirmes 2025 bis 2029 geworden, doch den tatsächlichen Zuschlag hat sie bisher nicht erhalten. Der unterlegene und einzig andere Bewerber, der Leverkusener Schausteller Wilfried Hoffmann, hatte bei der Vergabekammer der Bezirksregierung Köln einen Antrag auf Nachprüfung eingereicht. Damit ruht die Vergabe derzeit.

Deutzer Kirmes wäre größer als Rodenkirchener Variante

Am 19. April hätte die Kirmes in Deutz starten sollen. Sie wäre deutlich größer gewesen als die Rodenkirchener Variante. Tanja Hoffmann, Aufsichtsratsvorsitzende der GKS, hatte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ Ende März gesagt, drei Wochen Vorlaufzeit bräuchten die Schausteller, um in Deutz aufzubauen. „Wir haben das Know-how und die Erfahrung, auch in kürzester Zeit eine Kirmes zu organisieren“, hatte Tanja Hoffmann gesagt. Diese Frist ist jetzt allerdings abgelaufen.

Die GKS richtet nicht nur seit 50 Jahren die Deutzer Kirmes aus, sondern auch seit vielen Jahrzehnten jeden Herbst die „Kirmes an der Kölschen Riviera“ – also in Rodenkirchen. Über das Facebook-Profil der Rodenkirchener Kirmes gab die GKS am Donnerstagabend bekannt: „Wie ihr ja alle wisst, wird die große Osterkirmes in Köln-Deutz aus bekannten Gründen nicht stattfinden.“ Umso schöner sei, dass Rodenkirchen „einen großen Teil der Schaustellerinnen und Schausteller“ auffange. Vom 19. bis 27. April würden dort die Fahrgeschäfte und Buden geöffnet haben, hieß es in der Ankündigung.

Schausteller sehe Osterkirmes in Rodenkirchen als Zusatzveranstaltung

GKS-Sprecher Alexander Gillgen erklärte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, man habe festgestellt, dass für die Wiese an der Uferstraße grundsätzlich noch mehr Kirmestage im Jahr genehmigt werden könnten, als die bisher jährliche Woche im Herbst. Die Stadt bestätigte, dass der GKS die  Genehmigung für eine zusätzliche Osterkirmes in Aussicht gestellt ist. Das nutzten die Schausteller jetzt aus. Neben Essensständen hätten auch einige größere Fahrgeschäfte schon zugesagt. Auch Kirmespfarrer Sascha Ellinghaus, Seelsorger für Schausteller in ganz Deutschland, habe sich schon angekündigt, am Ostersonntag wieder eine Messe am Autoscooter zu feiern.

Gillgen sagte aber: „Rodenkirchen ist keine Ersatzveranstaltung für Deutz, sie ist als Stadtteil-Kirmes von der Dimension schon ganz anders bemessen.“ Es handele sich um eine Zusatzveranstaltung, um den Mitgliedern der Gemeinschaft weitere Einnahmen zu sichern. Deshalb hatte die GKS auch 2024 angefangen, statt zweimal im Jahr, dreimal eine Kirmes vor dem City Center in Chorweiler aufzubauen.

Voriges Jahr veranstaltete erstmals Wilfried Hoffmann die Feste im Herbst und zu Ostern in Deutz, nach rechtlicher Auseinandersetzung und Streit um das Vergabeverfahren. Mit ihm hatte sich erstmals ein Konkurrent auf die Ausrichtung beworben und die GKS stand ohne die zwei Veranstaltungen vor finanziellen Herausforderungen.

Kölner Osterkirmes 2025: Nachprüfung der Bezirksregierung läuft noch

Für die nächsten fünf Jahre startete die Stadt ein neues Vergabeverfahren, das nun ruht. Die Stadtverwaltung hatte Ende März mitgeteilt: „Bis zur Entscheidung der Vergabekammer sowie dem Ablauf der Beschwerdefrist ist eine Durchführung der Volksfeste in Deutz nicht möglich.“

Die Osterkirmes hing damit zuletzt davon ab, wie schnell die Vergabekammer entscheidet. Zuständig in diesem Fall ist die Vergabekammer Rheinland, sie ist bei der Bezirksregierung Köln angesiedelt. Am Freitag teilte die Bezirksregierung auf Anfrage mit, „die Einleitung des Nachprüfungsverfahren wurde durch die Kammer noch am gleichen Tag verfügt“. Die beantragte Nachprüfung laufe noch. 

Die Deutzer Kirmes gibt es seit 1996 auf der Werft

Alexander Gillgen wollte am Freitag nicht ausschließen, dass bei einer offiziellen Zusage in der kommenden Woche doch noch ein paar Attraktionen in Deutz aufgebaut würden. Aber angesichts der nur noch kurzen Aufbauzeit, die überhaupt bliebe, scheint das unwahrscheinlich. Die Deutzer Kirmes findet seit mindestens 50 Jahren statt, zunächst auf dem Gelände der heutigen Lanxess-Arena, seit 1996 auf der Deutzer Werft. In der jüngeren Vergangenheit fiel sie nur 2020 und 2021 pandemiebedingt aus.