EbertplatzAnwohner meiden Theodor-Heuss-Weiher am Abend
- Rund um den Park finden sich neben mehreren Kiosks auch kleinere Restaurants.
- Abends fühlen sich viele Anwohner hier nicht mehr wohl.
Innenstadt – Der kleine Weiher ist ein Ruhepol inmitten des hektischen Großstadttrubels. Unweit des verkehrsumtosten Ebertplatzes wurde er mitten in der Grünanlage am Theodor-Heuss-Ring angelegt, umgeben von Bäumen und Wiesen, die viele Kölner zum Sonnenbaden, Picknicken und Spielen nutzen.
Stockenten und auch Kanada-Wildgänse leben hier. Rund um den Park finden sich neben mehreren Kiosks auch kleinere Restaurants.
Anselmo Sole kommt aus Genua und ist auf zweiwöchiger Geschäftsreise in Köln. Wenn er sich abseits der Innenstadt etwas entspannen möchte, kommt er hierher. „Die Möglichkeit, in der Stadt zu arbeiten und fünf Minuten später in der Natur zu sitzen, ist wunderbar“, erzählt der Italiener. „Ich sitze manchmal direkt am Teich und schaue den Entenküken zu, wie sie ihre ersten Schwimmversuche unternehmen.“
Christian Krings wohnt in der Nähe des Ebertplatzes. Mit seinem Rollator komme er täglich hierher, um die frische Luft zu genießen. Nach einer Herzoperation sei es das Beste, am Wegesrand zu pausieren und auf den Mini-See zu schauen, erläutert der 80-Jährige.
„Zwielichtige Gestalten und Drogenabhängige“
Nur abends meide er den Park. „Dann laufen hier viele zwielichtige Gestalten und Drogenabhängige herum. Die lassen dann ihren Müll einfach liegen und pöbeln Passanten an“, schildert er die Situation. Der Weiher hingegen gefalle ihm sehr gut. „Es ist schön, dass man mitten in der Stadt eine solche Oase finden kann.“
Neue Technik
Das Wasser für den Weiher im Theodor-Heuss-Park wird bislang aus dem Trinkwassernetz der Stadt Köln entnommen. Auf das Jahr gesehen, kommen so Betriebskosten in Höhe von knapp 15.000 Euro zusammen. Reine Geldverschwendung, befand der Rat der Stadt vor einigen Jahren und stellten dem Grünflächenamt ein Budget von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung, um – sofern möglich – alle städtischen Weiher auf die Grundwasser-Entnahme umzurüsten. „In den letzten Wochen konnten wir acht Grundwasserpumpen an sieben Weihern bauen. Im Falle des Theodor-Heuss-Weihers müssen noch der Strom und die Zuleitung angeschlossen werden“, erläutert Joachim Bauer, der stellvertretende Amtsleiter.
Pflanzen sorgen für Sauberkeit
Ein massiver, flächiger Bestand von Wasserpflanzen ist typisch für den Theodor-Heuss-Weiher, insbesondere gedeihen hier Raues Hornblatt und Ähriges Tausendblatt unter der Oberfläche. Neben den Stockenten und gelegentlichen Gästen, den Kanadagänsen, leben viele Friedfischarten in dem flachen Gewässer.
Probe-Entnahmen der Stadt Köln im Jahr 2015 ergaben leichte Verbesserungen bei der Wasserqualität, die einen saisonal nur leicht schwankenden pH-Wert und Sauerstoffgehalt aufweist. Die vergleichsweise niedrige Nährstoffbelastung des Weihers führen die Experten auf die Pflanzen zurück. Sie nehmen die Stoffe auf und wirken so einer unkontrollierte Algenvermehrung entgegen.
Der Theodor-Heuss-Weiher wurde im Zuge des Ausbaus der Ringstraße um das Jahr 1900 angelegt. Er hat eine Gesamtfläche von 0,4 Hektar. In städtischen Grünanlagen gibt es 15 kleinere Gewässer mit insgesamt 55 Hektar Fläche, der Theodor-Heuss-Weiher ist das zweitkleinste. Er fasst 6500 Kubikmeter Wasser, die Beckentiefe beträgt rund 1,40 Meter. Das Grünflächenamt klassifiziert ihn als flachen Weiher, der nur schwach durchströmt wird. Dringender Sanierungsbedarf ist nicht gegeben. Im Jahr 2005 wurde der Weiher entschlammt und erstmals dabei die Methode des „Sömmerns“ angewendet. Nachdem das Wasser abgelaufen war, wurde der Schlamm mit Getreide und Raps eingesät und einen Sommer lang so belassen. Die Pflanzen entwässerten den Schlamm, er konnte im Herbst ausgebaggert werden.
Das könnte Sie auch interessieren: