Fort 1Pläne für den Friedenspark
Innenstadt – Das Fort I im Friedenspark wurde ab 1815 gebaut. Es war die Zeit, als die Stadt Köln auf dem Wiener Kongress Preußen zugesprochen wurde. Bis 1911 wurde das Backsteinbollwerk mit den Gräben und Wällen militärisch zur Verteidigung genutzt. Heute ist in den Gewölben die städtische Kinder- und Jugendeinrichtung „Baui“ samt Veranstaltungssaal untergebracht. Ein großer Abenteuer- und Bauspielplatz gehört dazu. Das Fort I, das die Bezeichnung und den goldfarbenen Schriftzug „Paul Erzgroßherzog von Mecklenburg“ trägt, befindet sich in städtischem Besitz und steht unter Denkmalschutz. Das alte Fort liegt in einem großen Park mit riesigen Bäumen, dem Friedenspark – eine wunderbare und gern besuchte grüne Oase in der Südstadt.
Der Architekturstudent Christoph Gerlach aus Rodenkirchen hat sich in seiner Masterarbeit nun ganz intensiv mit dem Fort und dem Friedenspark beschäftigt. „Es ist ein markanter Bestandteil der Südstadt, Ausflugsziel, erlebbare Geschichte mit einem Park in der Großstadt“, sagt er. Aber das Areal brauche eine Restauration, findet er und hat – fiktiv und nur auf dem Papier – eine Neugestaltung erarbeitet, die sich „dem Ensemble Fort I unterordne und es respektiere“, wie er sagt.
Gedanklich hat er den Erdhügel abgetragen, der zwischen dem Fort und dem Friedenspark liegt. Sinn und Zweck der Einebnung sei die Bildung einer Einheit und Sichtbeziehung zwischen dem Park und dem Gebäude. Und es werde mehr Platz geschaffen für Open-Air-Veranstaltungen im Umfeld des Forts. Seine Hauptidee ist ein „Kunstgraben“, der sich nach Gerlachs Vorstellungen an der Ostseite des Areals entlangziehen könnte. Dort gibt es schon einen im Jahr 1848 angelegten Graben. Den möchte der Master-Absolvent 3,60 Meter tief ausheben und Kuben einsetzen. Diese Wohnwürfel sollten miteinander verbunden, nach oben hin verglast und zum Teil mit einem begrünten Deckel versehen werden.
Aus der Entfernung sei der unterirdische Neubau kaum zu erkennen, und dennoch gebe es dort viel Licht und helle Lichthöfe. Die Kinder- und Jugendräume, die sich bislang im alten Fort-Gemäuer befinden, würde er in den Graben verlagern, zwei Künstlerateliers einrichten sowie einen Seminar- und Ausstellungsraum, vielleicht eine Kochschule für Jugendliche mit Restaurantbereich. Kochen sei ja auch Kunst. Er habe da an Interaktion zwischen Künstlern, Kindern und Jugendlichen gedacht. Der „Kunstgraben“ solle unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten bieten und auch Publikum zur Verfügung stehen, etwa für Filmvorführungen und Vorträge.
1815: Wiener Kongress. Köln wird Preußen zugesprochen. Die Stadt wird zur Festung ausgebaut mit elf Forts und sieben Lünetten, also kleineren Forts.
1825: Das spätere Fort I heißt Rheinschanze
1841-47: Umbenennung der Anlage in Fort I
1882-91: Umbauten, die Zusatzbezeichnung „Paul Erbgroßherzog von Mecklenburg“ wird übernommen
1911: Das Fort wird nicht mehr für die Verteidigung genutzt, sondern in einen Park integriert
1919: Die Universität am Römerpark wird wiedereröffnet und zieht in für die Handelshochschule Köln erbaute Gebäude (heute von der Fachhochschule Köln genutzt), das Fort dient als Mensa
1926/1927: Aufstellung eines Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges nach dem Abzug der alliierten Kräfte
1939-45: Flugabwehrstellung auf dem Dach des Forts
1978: Ein offenes Kinder- und Jugendzentrum wird in den Räumen errichtet
80er Jahre: Die Grünfläche heißt nun Friedenspark. Nutzung als Abenteuerspielplatz statt als Gedenkstätte
90er Jahre: Drohende Kürzungen durch die Stadt
1998: Die Einrichtung mit Bauspielplatz übernimmt die Jugendzentren Köln gGmbH
Heute: Zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche sowie Veranstaltungen und Festivals
(süs)
Die Kinder- und Jugendeinrichtung würde also umziehen, wenn es nach Gerlachs Vorstellungen ginge. Im alten Fort könne er sich nach einer Restaurierung auf den vorhandenen 600 Quadratmetern einen Raum für Musikveranstaltungen, möglicherweise eine Diskothek, ein Café und einen Biergarten vorstellen.
Für das ganze Projekt müsse sich ein Investor finden, der bereit sei, sich auch mit dem Denkmalschutz auseinanderzusetzen. Er selbst habe seine Fühler nicht in diese Richtung ausgestreckt. Auch mit dem Investitionsvolumen habe er sich nicht befasst, sondern eher die künstlerischen und architektonischen Aspekte bearbeitet. Und der Stadt hat er das Projekt ebenso wenig vorgestellt, er betrachtet es als reine Studienarbeit. Den möglichen Vorwurf einer Luxus-Sanierung, Kommerzialisierung und Verdrängung der offenen Angebote für Kinder und Jugendliche weist der 36-Jährige von sich. Er sehe eher eine soziale Komponente in seinem Projekt. Die Räume seien offen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund. An der Universität Siegen, wo er den Studiengang „Planen und Bauen im Bestand“ belegt hatte, habe er jedenfalls viel positive Resonanz erhalten für seine Arbeit, die auch von den Professoren mit „sehr gut“ bewertet worden sei.