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Freddy Schilling in KölnBurger nach Onkel Alfreds Rezept

Lesezeit 3 Minuten

In großen Lettern leuchtet der Name über dem kleinen Burgerladen in der Kyffhäuserstraße.

Innenstadt – Freddy Schilling könnte ein Popstar heißen oder ein Romanheld. Es ist jedoch nur der Name eines kleinen Imbiss-Restaurants an der Kyffhäuserstraße – und der Name des Onkels von Pascal Möltgen, der im Imbiss unter der gleichlautenden Leuchtschrift Hamburger-Frikadellen brutzelt. Aus den Lautsprechern singen die Fantastischen Vier. Fast im Takt zu den Hip-Hop-Beats sind Möltgen und sein Kollege am Werk. Es muss schnell gehen.

Wenn der Rost ein dunkelbraunes Muster auf einer Frikadellen-Seite hinterlassen hat, müssen sie gewendet werden. Sobald beide Seiten das vielversprechende Karo-Muster tragen, kommen sie mit frischem Salat, Gurke, Tomate und Sauce zwischen zwei Brötchenhälften und werden als „Freddys Favorit“ für 6,50 Euro über die Theke gereicht.

Onkel Alfreds Rezept

Das Fleisch darf nicht ganz durchgebraten sein. Darauf hat Freddy, eigentlich Alfred Schilling immer geachtet. Seine Rezepte sind die Basis für die Frikadellen-Brötchen, die Möltgen und sein Kompagnon Henning Stecker in ihrem Imbiss herstellen: Klassisch aus Frikadelle, Tomate, Gurke, Ketchup und Brötchen setzt sich „Freddys Favorit“ zusammen. Das Besondere an Onkel Alfreds Rezept: Die Brötchen müssen handgemacht sein und das Fleisch von bester Qualität. Die Inhaber kaufen die Hamburgerbrötchen beim Bäcker Bastian’s und das Rindfleisch beim Verband Neuland. Er garantiert, dass die Fleischprodukte seiner Bauern von Tieren stammen, die artgerecht gehalten wurden und keine Antibiotika verabreicht bekamen.

Im Freddy Schilling garen sie weder in fettigen Pfannen noch auf einem rußigen Holzkohlegrill. Lavasteine glühen unter dem Rost. Wenn der Fleischsaft zischend auf die Steine tropft, verdampft er und verleiht den Burgern ein besonderes Aroma. Und auch in anderer Hinsicht haben sich die beiden Männer, die sich bei ihrer Ausbildung zum Hotelkaufmann kennenlernten und später ein kaufmännisches Studium absolvierten, eine Menge einfallen lassen.

Alfreds Basisrezept haben sie zu zahlreichen Burgervarianten weiterentwickelt und eigene Saucen kreiert: „Bruno’s Brenner“ (7,20 Euro) heißt ein besonders scharfer Burger mit Speck, feurigen Jalapeños und rauchiger Barbecue-Sauce. „Tante Tiziana“ (7,60 Euro) ist ein „Toskana-Burger“ mit Rucola, Parmesan und mediterraner Sauce. Hinter dem klangvollen Namen „Big Kahuna“ (7,20 Euro) verbirgt sich ein „Hawaii-Burger“ mit gegrillter Ananas, Käse, roten Zwiebeln und einer „eigenen Interpretation der Kahuna-Sauce“, so steht es auf der Karte. „Was ist denn eine Kahuna-Sauce?“, fragt eine Kundin, nachdem sie die Speisekarte studiert hat. „Ja kennst du denn nicht den Big Kahuna Burger aus Pulp Fiction?“, lautet Steckers Gegenfrage.

Schlichter Schick und Coolness

Die Quellen der Inspiration für die Burger, die er und Pascal Möltgen in ihrer „Hamburger-Manufaktur“, so der Untertitel des originellen Imbiss, liebevoll herstellen, sind vielfältig. Die wichtigste befindet sich in Neuseeland, wohin es Stecker einst der Liebe wegen verschlagen hatte. Als Möltgen ihn dort besuchte, speisten sie in einem Restaurant in Christchurch Hamburger aus bestem Rindfleisch. „So etwas würde in Köln auch gut laufen“, fand Stecker. Drei Jahre später war die Liebe vorbei und er zurück in Köln. Die beiden Freunde setzten ihre Idee in die Tat um.

Ein befreundeter Innenarchitekt half den frischgebackenen Imbiss-Besitzern, den Laden stilgerecht herzurichten: Eine Sichtbetondecke und Wände aus altem Gerüstholz sowie halbnackte Glühbirnen mit Drahtschirm bilden den zu Pulp-Fiction-Burgern passenden Rahmen aus schlichtem Schick und Coolness. Anzugträger, Studenten und Familien wissen das atmosphärische Lokal gleichermaßen zu schätzen.

„Das Baby“, wie Stecker seinen Imbiss nennt, ist nun zwei Jahre alt, täglich geöffnet und gerammelt voll. Die stolzen Väter haben sieben Angestellte sowie elf Aushilfskräfte und erwarten weiteren Nachwuchs: In einigen Monaten wird es am Eigelstein einen weiteren „Freddy Schilling“ geben.