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Frühere Kaufhof-Zentrale in KölnNeues Kundenzentrum Innenstadt eröffnet frühestens 2026

Lesezeit 4 Minuten
Das Kaufhof-Areal an der Leonhard-Tietz-Straße.

Das Kaufhof-Areal an der Leonhard-Tietz-Straße.

Wo früher Kaufhof seinen Betrieb organisierte, sollte schon längst die Stadtverwaltung eingezogen sein. Doch es dauert länger.

Der Umbau der früheren Kaufhof-Zentrale zum neuen Kundenzentrum Innenstadt verzögert sich um mindestens zwei Jahre und wird erst ab 2026 nach und nach beendet sein. Das teilte die Stadt mit. Bislang erledigen viele Menschen ihre Melde-, Pass- und Führerscheinangelegenheiten am Laurenzplatz am Historischen Rathaus, doch das Haus ist in die Jahre gekommen. Bislang war ein Abbruch und Neubau geplant. Was damit passiert, werden die weiteren Analysen zeigen, ist aus dem Rathaus zu hören. Auch, wie es nun mit der Feuerwache 1 weitergeht, die interminsweise in das alte Kaufhof-Gebäude einziehen sollte, ist noch ungewiss.

Die frühere Kaufhof-Zentrale an der Leonhard-Tietz-Straße hinter dem Neumarkt gehört der Agrippa Quartier GmbH & Co., einer der der Gesellschafter ist unter anderem Swiss Life Asset Managers. Die Straße ist nach dem Kaufhof-Gründer benannt. Das Haus ist knapp einen Kilometer vom Laurenzplatz entfernt und steht seit Jahren leer, nachdem Kaufhof und Karstadt sich ab 2018 etappenweise zusammengeschlossen haben und mittlerweile als Galeria firmieren. Die neue Zentrale ist in Essen.

Außenansicht des Kundenzentrums Innenstadt am Laurenzplatz.

Außenansicht des Kundenzentrums Innenstadt am Laurenzplatz.

Es geht um sehr viel Geld für die Stadt und damit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: Das städtische Rechnungsprüfungsamt (RPA) hatte die im Januar 2022 vorliegenden Version des Mietvertrages geprüft (wir berichteten). Demnach sah der Vertrag eine Kaltmiete von 812.337 Euro pro Monat vor. Sie wird erst fällig, wenn die Stadt das Gebäude mit seinen 45.000 Quadratmetern nutzt.

Auf 20 Jahre gerechnet entspricht das – ohne die vorgesehene Mietanpassung im Laufe der Jahre – rund 195 Millionen Euro. Die Stadt kann den Vertrag zwei Mal um weitere fünf Jahre verlängern. Das RPA segnete den damaligen Deal ab.

Stadtrat entscheidet noch einmal

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ könnte die Miete auch noch steigen, die Verwaltung wird die Pläne für den Umbau Anfang des Jahres dem Stadtrat vorlegen, damit er darüber entscheidet. Dann könnte sich die Miete noch erhöhen.

Ursprünglich sollten das Kundenzentrum sowie weitere städtische Einrichtungen zwischen Anfang 2024 und Ende 2025 einziehen. Das teilte die Stadt im August 2022 mit, als sie den Mietvertrag mit dem Eigentümer unterzeichnet hatte.

Verkehrswert von 181 Millionen Euro

Eine Sprecherin der Stadt teilte jetzt mit: „Es wird nicht den ‚einen‘ Bezugstermin geben. Da es sich um verschiedene Mietbereiche handelt, die zu verschiedenen Zeitpunkten fertiggestellt werden, wird es mehrere Übergabezeitpunkte, etwa im Jahr 2026 und 2028 geben. Dieser Umstand ist den komplexen baulichen Anforderungen geschuldet.“

Schon am 20. Dezember 2023 hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ von einer Hängepartie berichtet – und ein Jahr später lässt sich sagen: Dabei ist es geblieben. Ein Sprecher von Swiss Life Asset Managers sagte jetzt: „In Bezug auf Ihre Fragen gibt es keinen neuen Stand gegenüber dem letzten Update, das wir Ihnen mitgeteilt haben.“

Im Geschäftsbericht 2022 hatte der Eigentümer den Wert der Immobilie mit 181 Millionen Euro angegeben. Demnach hatte die Agrippa Quartier GmbH & Co. schon ein Darlehen von 78 Millionen für den Umbau abgeschlossen.

Uneinigkeit bei Terminverhandlungen

Dass Eigentümer und Stadt nicht immer einer Meinung waren, hatte wie berichtet schon das Protokoll einer Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt dokumentiert. Darin wurde Baudezernent Markus Greitemann im Herbst 2023 mit dem Satz zitiert: „Aktuell finden intensive Verhandlungen mit dem Eigentümer des Gebäudes zu Terminplänen statt, die die Stadtverwaltung so nicht akzeptieren kann.“

Greitemann sprach damals schon von Sommer 2026 als Ziel, die Verwaltung nannte auf Nachfrage seinerzeit noch kein Datum – jetzt nennt sie zumindest das Jahr 2026, allerdings ohne konkreten Monat.

„Baulich fertiggestellte Bereiche des Gebäudeensembles werden ab 2026 sukzessive an die vorgesehenen Nutzerdienststellen übergeben, darauf folgen die Einrichtungen/Möblierungen, die den Dienststellen selbst obliegen“, teilte die Sprecherin mit.

Die frühere Vorstandsvilla auf dem Kaufhof-Areal ist wegen Dacharbeiten eingerüstet.

Die frühere Vorstandsvilla auf dem Kaufhof-Areal ist wegen Dacharbeiten eingerüstet.

Von außen ist von Bauarbeiten nicht viel zu sehen, außer an der früheren Vorstandsvilla von 1920. Dort ist laut Swiss Life ein Baugerüst für Dacharbeiten angebracht.

Nach Angaben der Stadt haben im großen Gebäudekomplex in den vergangenen zweieinhalb „diverse vorbereitende (Rück-)Baumaßnahmen stattgefunden“, beispielsweise ist demnach der Agrippaflügel komplett entkernt, dort soll später das Kundenzentrum einziehen. Auch Leitungen sind erneuert worden.

Sprecherin: Arbeiten ruhen gerade

Laut der Sprecherin ruhen die Arbeiten: „Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, die aktuellen Anforderungen/Belegungswünsche umzusetzen, damit die Bauarbeiten fortgeführt werden können.“

Unter anderem das Standesamt und die Einbürgerungsstelle des Ausländeramtes sollen an der Leonhard-Tietz-Straße unterkommen. Der größte Teil des Hauses wurde 1954 fertiggestellt und 2003 erweitert. Teils steht es unter Denkmalschutz. Auch die Kunst- und Museumsbibliothek soll dort einziehen.

Anders als geplant wird die Feuerwache eins nicht übergangsweise während des Neubaus ihrer Wache in die frühere Kaufhof-Zentrale einziehen. Die Stadt Köln teilte mit: „Die Stadt Köln hat Abstand von einer Unterbringung des Feuerwehrwache-Eins-Interims in der Leonard-Tietz-Straße genommen, da für einen Umbau – von Büroflächen in Feuerwehrflächen – in einem nicht vertretbarem Maße hohe zeitliche wie finanzielle Aufwendungen entstehen würden.“