Innenstadt – Seit kurzem ist ein Unternehmen in Köln ansässig, das längst einen Sonder-Oscar verdient hätte. Zum Beispiel in den Jahren 2003/04 im Zusammenhang mit den Filmen „Kill Bill Volume 1&2“ des Regisseurs Quentin Tarantino.

Die insgesamt 1700 Liter Kunstblut, die im Verlauf des zweiteiligen Actionstreifens vergossen wurden, stellten seinerzeit nämlich einen Rekord in der Filmgeschichte dar und trugen mit dazu bei, dass die auf Theaterschminke spezialisierte Kryolan GmbH ihren Ruf als weltweit führender Hersteller von Kunstblut untermauern konnte.

Dass die 1945 in Berlin gegründete Firma so lange gebraucht hat, um auch nach Köln zu kommen, ist eigentlich unverzeihlich; da sich Berlin bisher bekanntlich nicht als Karnevalshochburg hervorgetan hat.

Von daher sind allein die etwa 100 unterschiedlichen Wimpernpaare, unter denen man die schrillsten oder fedrigsten wählen kann, in der Hauptstadt-Filiale in etwa so sinnvoll wie eine Sandale im Schnee. Aber hier, wo man weder Kosten noch Mühen scheut, um zum sessionalen Blickfang zu werden, ist das neue Ladenlokal auf der Breite Straße eine Bereicherung.

Produkte gehören seit Jahren zum Job von Visagisten

Das inzwischen weltweit bekannte Familienunternehmen gäbe es wahrscheinlich nicht, wenn Arnold Langer, der Vater des heutigen Inhabers Wolfram Langer, nur Chemikant und nicht auch ein großer Theaterfan gewesen wäre. So lag es nahe, dass er nach dem Krieg auf die Idee kam, neben Zahncremes, Gesichtswassern oder Seife auch professionelle Schminke auszutüfteln.

Für Visagisten oder Maskenbildner gehören die Produkte seit Jahren so zwingend zum Job wie der Docht zur Kerze. „Und jetzt sind die Profis richtig begeistert, dass wir in der Medienstadt Köln angekommen sind“, sagt Nina Haro.

Die 48-Jährige Shopmanagerin aus Köln ist Make-up-Artist wie die meisten in ihrem Team. Es gibt aber auch zwei professionelle Maskenbildner, die sich freuen, gerade jetzt in der fünften Jahreszeit alles zeigen zu können, was sie drauf haben. Das können sie dank einer riesigen Auswahl an Schminkfarben und an Glitzer in allen Körnungen und Farbnuancen.

Abteilung für Spezialeffekte

Nicht minder interessant ist das, was Haro den SFX-Bereich nennt, die Abteilung für Spezialeffekte. Dort findet man alles, was man für die perfekte Glatze braucht und für eine Haut, die Wunden, Narben oder Verletzungen zieren soll.

Das Unternehmen ist aber auch bekannt für das Gegenteil; nämlich für Produkte, die Hautanomalien, Pigmentstörungen, Blutschwämme, Muttermale oder auch Tätowierungen verdecken und laut entsprechender Zertifizierung von Allergikern benutzt werden kann. Und natürlich gibt es auch die ganz „normale“, dekorative Kosmetik samt Lippenstiften, Concealern oder Lidschatten.

Sortiment an Kontaktlinsen

Zurück zum Karneval: Wer vor Kunstblut-Verzierungen oder Wunden zurückschreckt aber Lust hat, mit einem winzigen Detail extreme (Schock-) Wirkung zu erzielen, hat in einem riesigen Sortiment an Kontaktlinsen geradezu die Qual der Wahl.

Diese funktionieren laut Haro sogar im Zusammenspiel mit sichtkorrigierenden Linsen und können mehrfach benutzt werden.

Das gilt erst recht für die auf Wasserbasis hergestellte Karnevalsschminke, die das Unternehmen seit vielen Jahren anbietet. Man kann sich die Farben einzeln zusammenstellen und in einem Blechbehältnis verstauen. Sämtliche Farben in diesen an Malkästen erinnernden Sets sind auch für Kinderhaut geeignet.

Ebenfalls zum Sortiment gehören Teufelhörnchen oder Elfenohren, die man ankleben kann ebenso wie Alltagshilfen, die beispielsweise glänzende Geheimratsecken kaschieren oder einen Echthaar-Wuchs an Kinn oder Oberlippe vortäuschen.

Eine Auswahl an Büchern und Bildbänden könnte dazu dienen, dem noch ideenlosen Karnevalisten auf die Sprünge helfen. Wer jedoch überzeugt ist, schminktechnisch über zwei linke Hände zu verfügen, kann sich auch ein professionelles Make-up machen lassen. Die Kosten liegen zwischen 50 und 79 Euro.

Kryolan, Breite Straße 100, 50667 Köln, Telefon: 0221-27066933Öffnungszeiten:Mo-Sa 10-19 Uhr.www.kryolan.com