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Solidarität mit KünstlernBananensprayer kämpft für Erhalt des Raum13 in Köln

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Thomas Baumgärtels Banane ist eine Art Gütesiegel, das weltweit ca. 4000 Galerien und Kulturorte ziert.

Köln-Mülheim – In den letzten Wochen hat sich der Streit um die zukünftige Nutzung des Otto-und-Langen-Quartiers immer weiter zugespitzt. Das ehemalige Hauptverwaltungsgebäude des Klöckner-Humboldt-Deutz-Konzerns wird derzeit noch von der Künstlergruppe „Raum13“ um Anja Kolacek und Marc Leßle genutzt, die hier 2011 das Zentralwerk der schönen Künste gegründet haben – eine Kulturstätte, deren Mitglieder sich nicht nur im kulturellen Bereich, sondern auch im politischen und sozialen Diskurs für ein lebenswertes Stadtbild einsetzen.

Stadt Köln soll Gelände kaufen

Nach Vorstellung des Gebäudebesitzers Gottfried Eggebauer soll bald aber erst einmal Schluss damit sein: Der private Investor will das Gebäude verkaufen, den Mietvertrag hat er bereits aufgekündigt. Für den 4. Dezember ist eine Verhandlung vor dem Kölner Landgericht terminiert, in der über die Räumungsklage gegen die Raum13 gGmbH beraten werden soll – obwohl auch schon der Stadtrat beschlossen hatte, dass die Stadt Köln das Gelände aufkauft, um auf dem Areal ein sogenanntes „Reallabor“ zur Erforschung nachhaltiger Wohnkonzepte entstehen zu lassen.

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Prominente unterstützen Raum 13

In einer Zeitungsanzeige hatten sich zuletzt auch prominente Vertreter aus Politik und Kultur für den Erhalt der Kulturstätte Raum13 stark gemacht. Einer dieser namhaften Unterstützer ist Thomas Baumgärtel, der seit den 80er Jahren als Bananensprayer in der internationalen Kunstszene aktiv ist: Seine in Schablonentechnik gesprühten Bananen zieren weltweit tausende Galerien sowie kulturelle Institutionen und dürften auch im Kölner Stadtgebiet schon vielen Menschen aufgefallen sein. Um Solidarität mit seinen Kollegen von Raum13 zu zeigen, sprühte der Kölner Künstler seine ikonische Beerenfrucht nun auch an die Fassade der KHD-Hauptverwaltung in der Deutz-Mülheimer-Straße 147.

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Thomas Baumgärtel sprüht seine ikonische Banane an die Fassade der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung.

„Ich habe mein ganzes Leben lang damit verbracht, mich neben der Kunstproduktion auch für den Erhalt von Kunsträumen einzusetzen“, so der 60-Jährige, dessen ehemaliges Atelier im Clouth-Werk in Nippes vor einigen Jahren selbst der Abrissbirne zum Opfer gefallen ist. Dass immer mehr Orte der Kunst und Kultur aus dem Kölner Stadtgebiet verschwinden, empfindet Baumgärtel als tragisch, gerade der „raum13“ im historischen Otto-&-Langen-Quartier sei für ihn ein wichtiger kultureller Kunstort, von dem auch eine hohe Symbolkraft ausgehe: „Hier, wo der erste Otto-Motor der Welt hergestellt wurde, könnte ein Vorzeigeprojekt geschaffen werden und eine Keimzelle für Alternativen entstehen, die den Klimawandel stoppen können“, so Baumgärtel.

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Anja Kolacek vom Raum13 mit einem Modell des geplanten Reallabors.

Reallabor für Stadtmodelle

Der Raum13 und die Stadt Köln planen auf dem sechs Hektar großen Gelände des KHD-Konzerns nämlich die Ansiedlung eines „Reallabors“, in dem nachhaltige und zukunftsfähige Stadtmodelle erprobt werden sollen. So sollen etwa Kunst und Kultur mit Wohnen, Wissenschaft und Arbeit in direkter Nachbarschaft zueinander stattfinden. Damit diese Pläne aber aufgehen, muss die Stadt nun Initiative zeigen - sonst könnte der Streit um die Nutzung des Areals für die Kulturschaffenden vor Ort böse enden.

Dennoch zeigten sich Anja Kolacek und Marc Leßle guter Dinge: „Wir sind immer noch optimistisch, dass wir es schaffen können“, verkündete etwa Kolacek und erhielt Rückendeckung von Bananensprayer Baumgärtel: „So einen schönen Ort wie den Raum13 in meiner Heimatstadt Köln zu entdecken beeindruckt mich sehr“, sagte der Künstler: „Dieses Gelände als Kunstort zu verlieren wäre wirklich eine Schande.“