Bei seinen Spaziergängen durch die Kölner Veedel machte Christoph Pallaske Bilder. Haben Sie diese Orte schon mal gesehen?
Nicht nur Dom, Rhein & Co.Geschichtslehrer macht ungewöhnliche Fotos von Köln – Erkennen Sie Ihr Veedel wieder?
Christoph Pallaske betreibt seit einigen Monaten den Fotoblog „koeln-vorort“. Sein Ziel ist es, die Veedel in Köln zu zeigen, die man sonst eher selten sieht. Köln ist schließlich mehr als Dom, Hohenzollernbrücke und Rhein aus dem Hyatt Hotel fotografiert.
Eigentlich arbeitet Christoph Pallaske als Geschichtslehrer an der Königin-Luise-Schule in der Kölner Innenstadt. Vor rund einem Jahr begann der 53-Jährige, nach der Arbeit durch die Stadt zu spazieren. „Ich bin immer drei Stationen mit der Bahn aus der Innenstadt herausgefahren und dann zurückgelaufen“, erinnert sich Pallaske, der selbst im Agnesviertel wohnt. Er habe einigen Bekannten von seinen Spaziergängen erzählt. Diese hätten sich sehr dafür interessiert, was er in den verschiedenen Veedeln entdeckt habe. Im Mai 2023 habe er dann zum ersten Mal seine Kamera, eine „Fujifilm X100V“, mitgenommen. Pallaske schoss die ersten Bilder in Nippes und Bilderstöckchen. Mit seinem Blog möchte der Kölner die Menschen auch zu Spaziergängen durch die Stadt animieren.
Geschichtslehrer zeigt über 350 Bilder aus Köln
Seit Mai hat der Kölner über 350 Bilder auf seinem Blog im Internet veröffentlicht. Dabei fotografiert er in jedem Veedel, außer in den fünf innerstädtischen Stadtteilen. Schließlich wohnen laut aktuellen Zahlen der Stadt knapp 90 Prozent der Kölnerinnen und Kölner nicht in der Innenstadt. Inzwischen hat Pallaske aus jedem der 81 Veedel zwei bis neun Bilder in seinem Blog veröffentlicht.
Es gäbe so viele Bilder aus der Innenstadt, dass er lieber die Kölner „Vororte“ – damit meint Pallaske die Veedel außerhalb der Innenstadt – zeigen möchte. „Es gibt in Köln so viele ruhige, unentdeckte Orte, man muss nicht immer in die Eifel“, sagt Pallaske. Für ihn habe vor allem der Spaß im Vordergrund gestanden. Er wollte die Bilder nicht erzwingen. Der Fotoblog sei auch keine Veedelsromantik, sondern solle die Orte so abbilden, wie Pallaske sie erlebte. „Über Ästhetik und Aufenthaltsqualität der abgebildeten Orte entscheidet jeder selbst.“
Christoph Pallaske machte seine Fotos auf Spaziergängen durch Köln
Alle Bilder entstehen dabei ausnahmslos auf Streifzügen zu Fuß ohne ein festes Ziel. Pallaske hat selbst gar kein Auto und läuft lieber zu Fuß. In den Sommerferien habe er drei Wochen Zeit gehabt und wanderte sehr aktiv durch die Stadt. An manchen Tagen sei er bis zu 30 Kilometer gelaufen und habe dabei auch die äußeren Stadtteile wie Worringen (Bezirk Chorweiler) und Libur (Porz) erkundet. Dabei habe er auch viele ländliche Orte, zum Beispiel in Köln-Dellbrück entdeckt. Die Spaziergänge seien dabei nicht immer leicht gewesen. Besonders in den Randbezirken sei die Infrastruktur auf das Auto und die Straße ausgerichtet. Für Fußgänger und Fahrradfahrer seien viele Orte eher ungeeignet.
Auffällig sei, dass viele Straßenzüge menschenleer und wie ausgestorben seien. Pallaske berichtet, dass er mehr Autos als Menschen in den „Vororten“ sehe. Statt lebhaften Stadtteilen traf er meistens eine soziale Ödnis und Tristesse an, wie er berichtet. Das hat Pallaske versucht, in den Bildern zum Ausdruck zu bringen.
Der Kölner Stadtteil Chorweiler hat positiv überrascht
Positiv überrascht war der Geschichtslehrer vom Stadtteil Chorweiler. „Ich war noch nie dort und natürlich hat man ein gewisses Bild. Chorweiler ist aber viel schöner und sauberer als man denkt“, erzählt Pallaske. Außerdem gebe es in Chorweiler noch so etwas wie ein Sozialleben. Andere Stadtteile seien dagegen nicht so spannend. „Geld schützt nicht vor schlechtem Geschmack“, scherzt der Lehrer.
Jeder darf die Fotos, die Pallaske in seinem Blog präsentiert, verwenden. Dazu muss der Nutzer nur den Fotografen nennen. „Ich finde es wichtig, dass Informationen und Bilder im Internet für jeden zur Verfügung stehen, deshalb veröffentliche ich diese unkommerziell“, erklärt der Lehrer, der außerdem die überregional bekannte Geschichtslernplattform „segu-geschichte“ betreibt und seit etwa 18 Monaten Autor bei Wikipedia ist.
Lehrer aus Köln schwärmt von Architektur aus den 1920er Jahren
Besonders angetan ist der 53-Jährige von der Architektur der 1920er Jahre. „Die Naumann-Siedlung in Köln-Riehl und die weiße Stadt in Buchforst haben es mir sehr angetan“, schwärmt Pallaske. Außerdem interessieren ihn als Geschichtslehrer vor allem historische Bauwerke, wie zum Beispiel der Gedenkort an das Deportationslager Müngersdorf.
Christoph Pallaske ist gerne auf Erkundungstour durch die Stadtteile, allerdings könne er sich nicht vorstellen, in einem der ländlichen Kölner Veedel zu leben, er lebe lieber zentrumsnah. Auch in Zukunft möchte Pallaske wieder durch die Veedel spazieren und Fotos schießen. Den 350 Fotos sollen noch weitere folgen. Schließlich gibt es in Köln noch viel zu entdecken.