Der Reality-TV-Star Henrik Stoltenberg wehrt sich gegen eine Geldstrafe wegen Volksverhetzung. Warum seine Erfolgsaussichten gering sind.
Nazi-Parole in KölnInfluencer Henrik Stoltenberg wehrt sich gegen Geldstrafe – und hat ein Problem
Der Influencer und Reality-TV-Star Henrik Stoltenberg (26, „Love Island“, „Temptation Island VIP“) geht gegen seine Verurteilung wegen Volksverhetzung und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen vor. Wie eine Sprecherin des Amtsgerichts bestätigt, hat Stoltenberg fristgerecht Berufung gegen die ergangene Geldstrafe von 15.000 Euro (150 Tagessätze zu je 100 Euro) eingelegt. Der zuletzt in Moers wohnhafte Angeklagte lässt sich nun auch von einem Rechtsanwalt vertreten.
Köln: Henrik Stoltenberg hat Nazi-Parole aus dem Fenster gerufen
Stoltenberg hatte Mitte vergangenen Jahres laut Anklage „Heil Hitler“ aus dem Fenster seiner damaligen Wohnung an der Zülpicher Straße gebrüllt. Rund sechs Wochen später soll er sich nach einem Club-Besuch auf den Ringen abfällig über Menschen mit Migrationshintergrund geäußert haben, „denen man allen den Hals abschneiden müsste.“ Polizisten bekamen beide Vorfälle mit.
In die Berufungsverhandlung geht Stoltenberg mit den denkbar schlechtesten Voraussetzungen, so hatte er beim Prozess im Amtsgericht ein reuiges Geständnis abgelegt, auf dem auch das Urteil basierte. „Das tut mir unfassbar leid“, hatte der Influencer gesagt, „ich bin der Letzte, der rassistisch ist“. Er behandle Menschen mit Respekt, sei kein Hetzer und „sowas wird nie wieder vorkommen.“
Mit Verteidiger wäre wohl Freispruch möglich gewesen
Der Sachverhalt hätte laut Prozessbeobachtern auch strittig verhandelt werden können. So war in beiden Fällen nicht klar, ob Stoltenberg tatsächlich der Täter war. Zwar hatte vorbeigehende Polizisten die Nazi-Parole gehört. Ob es der Wohnungsinhaber war oder etwa andere Personen – es lief eine Party – konnten die Beamten ohne Hausdurchsuchung zumindest nicht sicher feststellen.
Bei der Entgleisung auf dem Hohenzollernring sollen Polizisten es versäumt haben, den Ausweis des Mannes zu kontrollieren. Der Influencer soll seinen Namen genannt und bemerkt haben, man müsse ihn kennen. Bei einer sachgerechten Verteidigung mit einem Anwalt für Strafrecht, so Beobachter, wäre für Stoltenberg sogar ein Freispruch aus Mangel an Beweisen möglich gewesen.
Richterin könnte Geständnis in Berufungsverhandlung bestätigen
„Ich lasse mich nicht in eine rechte Ecke stellen, weil ich da nicht hingehöre“, hatte Stoltenberg auf Instagram geäußert, „aus sehr guten Gründen“ gehe er in die Berufung. Vor dem Landgericht wird dann zwar, diesmal mit Verteidiger, ganz neu verhandelt.
Das bereits erfolgte Geständnis kann aber durch die Vernehmung der Amtsrichterin eingeführt werden. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest. Der Sender RTL hatte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe von dem Influencer distanziert.