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„Brauhaus ohne Namen“ in Köln-DeutzHier wird noch immer die Schnaps-Kultur gepflegt

Lesezeit 2 Minuten

Blickfang im Innenhof des „Brauhaus ohne Namen“ ist die alte Emaille-Werbetafel von „Sunlight“.

  1. Im „Brauhaus ohne Namen“ kann man nicht nur lecker essen und Schnäpse im Eismantel trinken, sondern auch echte Antiquitäten bestaunen.
  2. Seit 15 Jahren gibt es das „b.o.n.“ schon.
  3. Gastronom Dirk Holzmann hat einen Teil seiner Schätze in seinen Betrieb gebracht. So wollte er seine Terrasse verschönern, die ja in der Corona-Krise besonders wichtig geworden ist.

Köln – Als sich zu Beginn der Corona-Krise vor den Abfallwirtschaftsbetrieben Autoschlangen bildeten, war Dirk Holzmann zwar auch damit beschäftigt, sein Lager zu durchforsten und auszuräumen, aber seine Objekte waren kein Fall für die Müllwalze, sondern haben sich standorttechnisch sogar verbessert. Als alter Sammler und Jäger, wie der 66-jährige Gastronom sich selber nennt, hat er einen Teil seiner Schätze in seinen gastronomischen Betrieb gebracht und damit aus der Krise einen ansehnlichen Vorteil für die Terrasse gezogen, die ja sonst aufgrund der Pandemie wenig Dekoratives vorweisen darf. Eigentlich ist der versteckt liegende Innenhof ein Selbstläufer, den man nicht bewerben müsste.

Holzmann, der das „Brauhaus ohne Namen“ wie alle gastronomischen Projekte gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Jürgen Walter ausgeheckt hat, hätte in Sachen Attraktivitätssteigerung also gar nichts unternehmen müssen. Nun freut es ihn aber doch, seinen Gästen die mutmaßlich größte Emaille-Werbetafel der Welt vor Augen führen zu können: Es ist eine alte „Sunlight“-Reklame, die demjenigen 1000 englische Pfund Belohnung verspricht, der nachweisen kann, dass das beworbenen Stück Seife schädliche Chemikalien enthält. Das Riesenschild habe er dem Inhaber der früheren Monheimer Brauerei abgekauft, erzählt Holzmann, der vermutet, dass es in den 1920er Jahren an irgendeinem englischen Dach befestigt war.

„Lust auf Sprit?“

Neben dieser Rarität gibt es eine alte Personenwaage, die ursprünglich mal auf einem Bahnhof gestanden und das Gewicht des Benutzers in Form von fahrkartenähnlichen Papp-Tickets ausgespuckt hat. Ferner gibt es einen uralten Ofen aus der Sester-Brauerei zu bestaunen, einen alten US-Briefkasten, einen der allerersten Bosch-Kühlschränke sowie eine Zapfsäule aus den 1950er Jahren mit der Aufschrift „Lust auf Sprit?“

Dazu muss man sagen: Das seit nunmehr 15 Jahren bestehende „Brauhaus ohne Namen“ ist ein Ort, wo noch immer Schnaps-Kultur gepflegt wird. Zurzeit erlebe der Waldmeister eine Renaissance, erzählt Holzmann und fügt hinzu, dass dieser und andere Hochprozentige (5,40 Euro für 4cl) auf Wunsch im Eismantel serviert werden.

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Das zuvor unter dem Namen „Mathildenhof“ geführte Brauhaus war ganz früher das Ballhaus von Klöckner-Humboldt-Deutz. Heute kehren dort Leute ein, die Lust auf ein frisch gezapftes Gaffel-Kölsch (1,80 Euro) und eine knusprige Haxe mit Krautsalat (16,90 Euro) haben, oder auf ein Braumeister Kotelett (16,50 Euro), hausgemachten Gulasch mit Spätzle (12,90 Euro) oder Spareribs (12,90 Euro). Natürlich kann man an diesem Ort auch Wein trinken; ein Glas (0,15) kostet 4,90 Euro.

Brauhaus ohne Namen, Mathildenstraße 42, Deutz. Tel: 0221-812680. Öffnungszeiten: Mittwochs bis samstags 17-23 Uhr, sonntags 13-23 Uhr.