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Platz für 500 MenschenLand prüft Unterkunft für Geflüchtete in Kölner Innenstadt

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die frühere Oberfinanzdirektion.

Mittlerweile steht ein Bauzaun um das Gelände im Agensviertel, die Fenster im ersten Stock sind verdeckt.

Die Kölner Politik hatte unter anderem diskutiert, Wohnungen oder eine Schule zu errichten. Gegen die mögliche Unterkunft regt sich Widerstand.

Seit Dezember 2021 stehen die Häuser der früheren Oberfinanzdirektion und der Generalzolldirektion im Agnesviertel leer – und die Kölner Politik diskutierte unter anderem Wohnungen und eine Schule als mögliche Nutzungen. Wann gibt es schon mal die Option auf rund 22.500 Quadratmeter Nutzfläche, nur einen Kilometer nördlich des Doms? Zumal die Stadt ein Vorkaufsrecht hat – wenn das Land Nordrhein-Westfalen das Areal verkaufen will und wenn sie die Fläche mindestens 25 Jahre für kommunale Zwecke nutzt.

Köln-Innenstadt: Land prüft Flüchtlingsunterkunft für 500 Menschen

Seit Donnerstag sieht es so aus, dass die Kölner Politik sich ihre Pläne für den denkmalgeschützten Altbau und das neuere Hochhaus an der Riehler Straße sparen kann, trotz Vorkaufsrecht. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte die zuständige Bezirksregierung Köln, dass sie den Standort als Alternative für eine Erstaufnahmeeinrichtung für 500 geflüchtete Menschen prüft.

Ein weiterer ist demnach eine Freifläche in Porz-Lind. Ob es sich dabei um das sogenannte „Lager Lind“ gegenüber der Luftwaffenkaserne Wahn handelt, ließ die Bezirksregierung trotz Anfrage offen. Das Militär hat das Gebiet früher genutzt, ursprünglich sollten dort mal 800 Wohnungen entstehen. Dort gab es auch schon Abbrucharbeiten in den vergangenen Jahren.

Für beide Flächen gilt: Es dürfte Jahre dauern, bis sie so hergerichtet sind, dass dort jeweils 500 geflüchtete Menschen wohnen können, die Häuser in der Innenstadt sind Sanierungsfälle. Solange betreibt die Bezirksregierung weiter die Erstaufnahmeeinrichtungen in Köln-Bayenthal und Bonn. Doch die Mietverträge sind befristet. Bis wann, sagt die Bezirksregierung nicht. Wann in Porz und der Innenstadt also tatsächlich die ersten Menschen in die Unterkünfte einziehen, ist unklar.

Kölner Anwohner kündigt Protest an

Doch es gibt Kritik, unter anderem sagte Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) am Donnerstag: „Wir brauchen Wohnungen, Schulen und auch Flüchtlingsunterkünfte. Aber dass das Land in dem Fall wie Cäsar auftritt, ist nicht zu akzeptieren. Das ist kein vernünftiger Umgang.“ Er forderte eine hoch qualifizierte Betreuung für die Menschen und betonte, nicht gegen Flüchtlinge zu sein.

Rund 300 Meter nördlich der früheren Oberfinanzdirektion baut Swiss Life aktuell ein neues Wohnviertel inklusive Eigentumswohnungen namens „Viva Agrippina“. In der Nachbarschaft wohnen viele gut situierte Menschen, Kurt Metelmann spricht von einer „bürgerlichen Umgebung“. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Neustadt-Nord/Villen-Viertel sagt, er sei nicht gegen Flüchtlinge, den Standort halte er aber für ungeeignet. Er kündigte an, sich dagegen politisch zu wehren.

Auf dem Gelände stehen ein denkmalgeschützter Bau sowie ein daran angeschlossenes neueres Hochhaus leer, seit die Oberfinanzdirektion im Dezember 2021 ins Dominium an der Nord-Süd-Fahrt gezogen ist. Das Hochhaus an der Riehler Straße weist eine Fläche von 7500 Quadratmetern auf, der Altbau samt Flachbau knapp 15.000 Quadratmeter.

Stadt Köln will mit Anwohnern im Austausch bleiben

Wer die Gebäude zukünftig wie nutzt, beschäftigt die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt schon länger. Unter anderem neue Wohnungen oder eine Schule diskutierte die BV in der Vergangenheit. Der Stadtrat hat zuletzt im Mai den Beschluss der BV bekräftigt, dass die Stadtverwaltung einen Kauf erwägen soll. Alles weitere soll der Liegenschaftsausschuss beraten. Es sind also noch viele Fragen zu klären.

Die Bezirksregierung kündigte am Donnerstag an, die Öffentlichkeit beteiligen zu wollen: „In einem späteren, deutlich konkreteren Planungsstadium werden die Anwohner:innen in Form von Informationsveranstaltungen und Bürgerversammlungen fortlaufend über die Vorhaben informiert werden.“

Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrates, forderte: „Es ist wichtig, dass mit den Menschen vor Ort geredet wird, damit sie nicht überrascht werden.“ Laut Bezirksregierung soll es im späteren Betrieb der Einrichtungen ein Umfeldmanagement und fortlaufende Gesprächsangebote geben, um mit der Anwohnerschaft kontinuierlich im Austausch zu bleiben.

Hinweis: In einer vorherigen Version des Artikels hatten wir von einer Nutzfläche in den Häusern von 15.000 Quadratmetern geschrieben. Es sind aber rund 22.500 Quadratmeter. Wir haben die Passage korrigiert.