Kölns größter Schutzbunker steht ab 2025 vor dem Abbruch – nach 83 Jahren. Der Denkmalschutz will ihn nicht zum Denkmal erklären.
Direkt am HauptbahnhofInvestor will Kölns größten Weltkriegsbunker abbrechen
Wenn die Bomber im Zweiten Weltkrieg im Anflug waren, musste es für die damalige Zeit schnell gehen: 15 Minuten nach dem Fliegeralarm mussten tausende Kölnerinnen und Kölner am Hochbunker am Hauptbahnhof sein. So erzählt es Robert Schwienbacher vom Kölner Institut für Festungsarchitektur, der sich mit den 23 verbliebenen Bunkern in Köln beschäftigt.
Das Exemplar an der Ecke Altenberger Straße/Domstraße war der größte seiner Art, bot Platz für bis zu 4824 Menschen. Laut Schwienbacher war es Luxus für die damalige Zeit, eine Zugangskarte zu bekommen, der Bunker bot ja besseren Schutz als die eigenen Keller. Wer drei Mal nicht kam, verlor demnach seinen Platz.
Der Hochbunker hat also eine lange Geschichte – doch die ist bald vorbei. Denn der städtische Denkmalschutz sieht keinen Grund, das Bauwerk von 1942 zu schützen und vor dem Abbruch zu bewahren. Eine Sprecherin der Stadt teilte mit: „Es gibt laut dem Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege derzeit keine Pläne, den Hochbunker unter Denkmalschutz zu stellen.“
Damit dürfte der Bunker ab 2025 und in den Jahren danach Geschichte sein, dann will die Pandion AG das Gebäude abbrechen. Anfang Oktober hat sie den Bunker von der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) gekauft, Pandion will dort bis 2028 ein neues Bürohaus bauen. Schwienbacher hatte das schon im Oktober bedauert, jetzt sagt er zum Urteil des Denkmalschutzes: „Es ist die größte Anlage ihrer Art in Köln. Ich bedauere es, dass ein solch einmaliger Bau abgebrochen wird.“
Der zuständige Stadtkonservator Thomas Werner hatte in der Vergangenheit dem Festungsverein gesagt: „Bunker nehmen in der Denkmalschutz-Landschaft der Stadt Köln eine besondere Rolle, weil sie weder attraktiv anzuschauen sind noch erfüllen sie einen konkreten Nutzen.“ Doch sie sind laut Werner ein Zeitdokument und ein Erlebnisort, dessen klaustrophobisches Raumgefühl man nicht aus Büchern lernen kann.
Lange Jahre nach dem Krieg war der Bunker ein Schandfleck, obwohl Architekt Wilhelm Riphahn ihn so geplant hatte, dass er in Friedenszeiten als Parkhaus dienen kann. Statt Treppen baute er Rampen für Autos, es war allerdings ziemlich eng. Doch von außen sah das Parkhaus ziemlich trist aus, es gab keine ordentliche Fassadengestaltung.
Das änderte sich erst, als die RWZ das Gebäude in den 1980er-Jahren umbaute, mit einer Glasfassade umhüllte und mit Etagen für Büros aufstockte. Schwienbacher sagt: „Aus dem Schandfleck war ein Bau geworden, der sich verträglich ins Stadtbild einfügte.“
Damit ist es ab 2025 vorbei, dann zieht die RWZ in die sogenannten Reiterstaffel Offices an der Bonner Straße in Marienburg. Was anstatt des Bunkers am Hauptbahnhof entsteht, soll ein Architektenwettbewerb klären.
Daten und Fakten zum Hochbunker
Fertigstellung: 1942Architekt: Wilhelm Riphahn
Schutzplätze: bis zu 4824Wandstärke: 1,25 bis 1,80 Meter
Deckenstärke: 1,80 MeterAktuell Nutzer: RWZ