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Kwartier LatängAnwohner fordern hartes Durchgreifen an Karneval

Lesezeit 5 Minuten
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Jecke auf der Zülpicher Straße (Archivbild)

Innenstadt – So wie bisher, kann es nicht weitergehen, da sind sich Polizei, Ordnungsamt und Anwohner einig. Das Kwartier Latäng wird an Karneval immer mehr zur Ausufernden Partyzone. Anwohner beschweren sich immer häufiger, dass die Ordnungskräfte die Situation kaum noch im Griff haben. Rund drei Wochen vor Weiberfastnacht kamen jetzt mehr als 200 Anwohner zu einem Diskussionsabend in die Aula des Berufskollegs in der Humboldtstraße. Einige Fragen und Antworten.

Was ist das Problem?

Rund 25.000 Feiernde verwandeln das Kwartier Latäng zu Weiberfastnacht in eine zunehmend unkontrollierbare Partymeile. Anwohner beschweren sich seit einigen Jahren immer häufiger über Feiernde, die zwischen Autos urinieren, über Erbrochenes vor den Eingangstüren und über Betrunkene, die ohne jede Scham und teilweise gewaltsam Anwohner belästigen.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) berichtete von einer handvoll betrunkener Männern, die im vergangenen Jahr am 11.11. an seiner Wohnung am Rathenauplatz klingelte und mit aller Gewalt versuchte, die Haustür aufzudrücken und in den Flur einzudringen.

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„Wir kommen aus Braunschweig, wir machen hier, was wir wollen“, sei die „Begründung“ gewesen, mit der sich Betrunkenen für ihr Verhalten rechtfertigten.

Was sagen die Verantwortlichen?

„Das kann so nicht weitergehen“, meint Bezirksbürgermeister Hupke. Viele Auswärtige kämen mit der Vorstellung nach Köln, das hier die Stadt zu Karneval ein rechtsfreier Raum sei. Und auch die Verantwortlichen beim Ordnungsamt und bei der Polizei haben das Problem erkannt. „Wir beobachten Horden einfallender Menschen, die glauben, sie könnten hier machen, was sie wollen“, sagt Peter Römers, Leiter der Polizeiwache Innenstadt.

Als er im Jahr 2008 die Verantwortung für die Wache übernahm, sei die Situation noch deutlich entspannter gewesen. Und auch Engelbert Rummel, Leiter des Ordnungsamtes, fand beim Diskussionsabend klare Worte: „Das wirkt inzwischen, wie ein Komasaufen in bunt, jeder Versuch, die Dinge zu regeln, hat in der Vergangenheit keinen Erfolg gebracht.“

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Podiumsteilnehmer des Diskussionsabends

Was ist schon passiert?

Polizei und Ordnungsamt haben ihr Einsatzkonzept für die Karnevalstage in den vergangenen Jahren ständig überarbeitet. Bisher allerdings mit überschaubarem Erfolg. Wenn man Ordnungsamts-Chef Rummel fragt, was seine Behörde getan hat, um die Feiernden unter Kontrolle zu behalten, nennt er den Aufbau zusätzlicher Toilettenhäuschen und mobiler WC-Rinnen und die Aktion „Mehr Spaß ohne Glas“, die dazu führen soll, dass die Feiermeile frei von Glasflaschen und damit auch von Scherben bleibt.

Außerdem ist der Rathenauplatz an Karneval mit Gittern eingezäunt, sie sollen verhindern, dass die Massen unkontrolliert auf den Platz strömen. Für den Fall einer Panik-Situation stehen auf der Zülpicher Straße mobile Scheinwerfer, die die Straße auch im Dunklen taghell ausleuchten können.

Was schlagen die Anwohner vor?

Die Anwohner fordern, dass Polizei und Ordnungsamt härter durchgreifen. Viele sind sich einig, dass 60 Euro Ordnungsgeld kaum jemanden davon abschrecken, öffentlich zu urinieren. Außerdem gibt es in den Augen der meisten Anwohner immer noch zu wenig Toilettenhäuschen. Sie fordern darüber hinaus, dass die Gebühr für die Nutzung der WCs abgeschafft wird.

Ein weiterer Vorschlag aus den Reihen der Anlieger ist, von den Feiernden an Karneval Eintritt zu verlangen, um so den Strom der Menschen besser zu kontrollieren. Außerdem müsse die Stadt an ihrem Karnevals-Image arbeiten. Es seien nämlich nicht Kölner, sonder vorwiegend Auswärtige, die sich zu Karneval daneben benähmen. „Was wir in Köln am aller wenigsten brauchen, ist Werbung für den Karneval, diesen Tourismus brauchen wir nicht“, sagte Pädagoge und Karnevalsphilosoph Wolfgang Ölsner.

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Podiumsteilnehmer des Diskussionsabends.

Wie geht es weiter?

Schon jetzt scheint klar, dass sich der Wunsch nach erhöhter Präsenz von Polizei und Ordnungsamt kaum erfüllen wird. „Die Polizei hat nur begrenztes Personal“, sagt Polizeiwachen-Leiter Römers. Hunderte Polizisten seien zu Weiberfastnacht von morgens 9 Uhr bis um 6 Uhr am nächsten Tag im Einsatz, doch um alles könnten sich die Beamten nicht kümmern. „Der Raub, der Brand oder die Körperverletzung haben für uns immer noch Priorität vor einer Ruhestörung“, so Römers.

Und auch das Ordnungsamt kommt personell an seine Grenzen. Sechs Mitarbeiter seien notwendig, um einen Wildpinkler zu stellen. „Zwei Mitarbeiter kümmern sich um den Wildpinkler und vier müssen dafür sorgen, dass die Kollegen nicht von anderen Feiernden angegangen werden“, so Rummel. Die Zahl von knapp 250 registrierten Wildpinklern im vergangenen Jahr seien daher schon ungewöhnlich viel. Den meisten Anwohnern hingegen ist das noch viel zu wenig. Immerhin versprach der Leiter des Ordnungsamtes, dass es in diesem Jahr mehr Toilettenhäuschen und mobile WC-Rinnen geben soll.

Was sagen die Karnevalisten?

Mit dem Karneval, den sie lieben und leben, hat die feiernde Masse im Kwartier Latäng nichts mehr zu tun, da sind sich die Karnevalisten einig. „Ich bin einigermaßen erschüttert, was ich heute zu hören bekam, war mir so nicht bewusst“, sagte Karnevalist Wicky Junggeburt bei der Diskussionsrunde. Er habe das Gefühl, dass die Situation in den vergangenen zehn Jahren deutlich schlimmer geworden sei.

Sein Karnevals-Kollege Artur Tybussek berichtete von einer bewusst überschaubar gehaltenen Karnevalsfeier, wie sie die Nipesser Bürgerwehr am Eigelsteintor feiert. „Das ist eine kleine Bühne, hier können die Kölner feiern, die nicht ins versoffene Köln wollen“, so Tybussek. Solch ein Konzept kann sich Bezirksbürgermeister Hupke auch für das Kwartier Latäng vorstellen. „Wir könnten auch mal überlegen, ob wir enger zusammen rücken, um dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen“, so Hupke.

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