Die letzten Rauten für das Erdgeschoss der „Miqua“ wurden am Dienstagmorgen auf der städtischen Baustelle in Köln montiert.
„Wichtiger Tag auf der Baustelle des Miqua“Finales Bauteil für das neue jüdische Museum in Köln geliefert – Präzision gefragt
Als um Punkt 9 Uhr morgens das Glockenspiel im Turm vom Historischen Rathaus zu Köln „Die Gedanken sind frei!“ erklingen lässt, spannen die acht Bauarbeiter auf dem Grundstück darunter gerade ihre Muskeln so fest an, wie sie können.
Denn am Dienstagmorgen sind auf der städtischen Baustelle für das „Jüdische Museum im Archäologischen Quartier“ (Miqua) des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) an Obenmarspforten die letzten zwei Rauten für das Erdgeschoss der künftigen Ausstellung über das historische jüdische Leben im frühzeitlichen Köln angeliefert und schließlich montiert worden. „Ein wichtiger Tag auf der Baustelle des Miqua“, sagt Baudezernent Markus Greitemann.
Bauende in Köln von 2019 mittlerweile auf 2026 verschoben
Mittlerweile hat es Tradition, dass die Stadt Köln von Zeit zu Zeit auf die Baustelle einlädt, um einen Baufortschritt zu präsentieren – eigentlich sollte das jüdische Museum aber schon 2019 eröffnen, der LVR betreibt es. Daraus wurde nichts. Stattdessen teilt die Stadt in unregelmäßigen Abständen mit, wie viel später das Projekt fertig wird und wie viel teurer es wird. Aktuell berechnet sie mal wieder Termin und Kosten neu, laut Greitemann sollen nach dem Sommer Ergebnisse vorliegen, die der Stadtrat dann erfährt.
Die 127 Millionen Euro Baukosten sind nach der Kündigung des Stahlbauers samt neuem Auftrag für den Nachfolger längst passé, es waren 2010 mal rund 48 Millionen Euro geplant. In der Liste der Großbauprojekte wird das Bauende noch für Dezember 2026 angegeben. „Die Gewerke, die an den folgenden Bauabschnitten tätig werden sollen, sondieren parallel bereits Umfang und Kosten, damit es hier zügig und nahtlos weitergeht“, erläutert Greitemann.
Präzision im Bedienen der Kräne über Kölner Innenstadt ist entscheidend
Zwei Kräne hieven am Dienstag zunächst die riesigen Stahlelemente an ihren künftigen Platz gegenüber des Wallraf-Richartz-Museums. Die größere der letzten beiden Stahlrauten für das Erdgeschoss weist ein Gewicht in Höhe von 23.478,35 Kilogramm und eine Länge von rund 15 Metern auf.
Die deutlich „kleinere“ Raute mit fünf Metern Länge und „nur“ neun Tonnen Gewicht ist bereits zuvor montiert worden. „Die Arbeit erfordert viel Präzision und eine Menge Augenmaß“, sagt Bauleiterin Annett Zoppelt, die gemeinsam mit ihrem Mann Matthias seit acht Jahren auf der Baustelle tätig und für die reibungslosen Abläufe dort verantwortlich ist.
Weniger die Muskelkraft der Kollegen vor Ort ist jedoch entscheidend für den Erfolg der Schwerlastmontage am Dienstag als vielmehr das Können der beiden Männer, die hoch oben über dem Geschehen inmitten der Kölner Innenstadt die Kräne bedienen. Über Funkgeräte sind die Zoppelts und ihre leitenden Kolleginnen und Kollegen mit den Führern des kleineren Wendekrans sowie im deutlich höheren Turm-Drehkran verbunden und bereiten das Aufstellen des Stahlkolosses vor.
Routine bei der Montierung des letzten Rauten-Elements der Kölner „Miqua“
Der gesamte Vorgang dauert Stunden, es kommt mehrfach zu brenzligen Momenten und damit zu Verzögerungen im Ablauf, weil das gesamte Prozedere immer wieder und penibel in allen Schritten überprüft, abgestimmt und gegen gecheckt wird. „Die Sicherheit steht hier natürlich über allem“, betont Matthias Zoppelt. Beim Bau des „Miqua“ werden insgesamt 21 Rauten-Elemente verbaut, sieben im Gebäudeinneren, 14 außen. Nachdem 13 davon bereits stehen, setzt sich am Dienstag bei der letzten schließlich doch sichtbar eine Art der Routine auf der Baustelle durch.
Das Element wird eingepasst, es wird noch mit Druckluft ausgerichtet. Später werden die Stahl-Ungetüme dann miteinander verschweißt, um die Stabilität insgesamt zu gewährleisten. „Das sind die konkreten nächsten Schritte, mit diesem Kraftakt ist Ebene 1 damit abgeschlossen“, sagt Zoppelt um etwa 9.30 Uhr. Er ist erleichtert nach rund zwei Stunden höchster Konzentration. Die Stahlelemente werden später in der davor liegenden Fassadenebene mit transparenten und von innen beleuchteten, bedruckten Glaspaneelen versehen, führen die Experten aus. Außerdem erhalten sie zusätzlich eine Teilfüllung aus so genannten Spolien versehen – Bruchsteinen aus dem Bereich der archäologischen Ausgrabung.
Das „Miqua“-Projekt in Köln
„MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“ entsteht auf und unter dem Kölner Rathausplatz. Mit dem römischen „Praetorium“, dem mittelalterlichen jüdischen Viertel und dem Goldschmiedeviertel präsentiert es einige der bedeutendsten archäologischen Architekturfunde zur Geschichte der Stadt Köln und des Rheinlands.
Das Museum wird sich aus der unterirdischen archäologischen Fundebene und dem oberirdischen Neubau zusammensetzen. In der etwa 6.000 Quadratmeter großen Ebene unter dem Niveau des Platzes wird ein archäologischer Rundgang als Dauerausstellung eingerichtet. Diese wird im ersten Obergeschoss mit der Ausstellung zur Jüdischen Geschichte und Kultur Kölns von 1424, dem Jahr der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Köln, bis in die Moderne fortgeführt. Mit der Übergabe übernimmt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Trägerschaft. Die Stadt Köln unterhält das Gebäude und das Bodendenkmal sowie die zugehörigen Fundobjekte.