Kölner SüdstadtPfarrer Mörtter kämpft gegen Verbot einer Palästina-Ausstellung
- Die Wanderausstellung „Frieden ist möglich – auch in Palästina“ sollte im Oktober in der Lutherkirche in der Kölner Südstadt gezeigt werden.
- Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, hat die Ausstellung jetzt aber abgesagt.
- Die Kritiker der Ausstellung sind der Meinung, sie zeige den Nahost-Konflikt auf „stark verkürzte und einseitige Art und Weise”. Mörtter aber will das Verbot nicht „stillschweigend hinnehmen”.
Köln – Hans Mörtter, Pfarrer an der Lutherkirche in der Südstadt, ist schon manches Mal angeeckt. Nun hat er Ärger wegen der Wanderausstellung „Frieden ist möglich – auch in Palästina“, die der Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem in Kooperation mit dem Café Palestine Colonia vom Freitag, 12. Oktober an bis zum 24. Oktober in der Kirche zeigen wollte. Am Mittwoch teilte Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, mit, die Ausstellung könne dort nicht in stattfinden, weil „im Vorfeld nicht die entsprechenden Gremien der Gemeinde und des Kirchenkreises in die Entscheidungsfindung einbezogen worden sind“.
„Geleitet von der Würde aller Menschen stellt sich diese Ausstellung auf die Seite der Unterdrückten und deckt Unrecht auf“, schreibt der Städtepartnerschaftsverein. Die 16 Schautafeln, die Elisabeth Gollwitzer konzipiert hat, rollen den Nahost-Konflikt vom Beginn bis heute auf und tragen Titel wie „Die zionistische Besiedlung“, „Die israelische Besatzung“ und „Negative Folgen für die Israelis“. Das letzte von vier Kapiteln fragt danach, „welche Lösungen sich zeigen und was wir zu ihrer Umsetzung tun können“. Die Ausstellung „widerspricht aller kolonialen und rassistischen Politik mit ihren menschenunwürdigen Lebensbedingungen und wirbt für ein Miteinander statt dem Gegen- oder Nebeneinander“, so der Städtepartnerschaftsverein.
Nahost-Konflikt stark verkürzt dargestellt
Domning weist darauf hin, im Jahr 2012, als die umstrittene Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ in der Lutherkirche gezeigt werden sollte, habe sich das Presbyterium der Gemeinde dagegen ausgesprochen. Die aktuelle Ausstellung weise „viele Parallelen“ zu der damaligen auf, deshalb stehe ihrer Präsentation „möglicherweise ein bestehender Presbyteriumsbeschluss entgegen“; dies hätte geprüft werden müssen. Anlass für die Kritik an der ersten Schau seien „Formulierungen“ gewesen, „die eine einseitige und unzureichend reflektierte Schuldzuweisung gegenüber Israel befürchten ließen und damals wie heute auch noch antisemitische Tendenzen verstärken könnten“.
Diesen Bedenken schließt sich die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an. Mit „Frieden ist möglich – auch in Palästina“ solle der Nahost-Konflikt erneut „in einer stark verkürzten und einseitigen Art und Weise“ thematisiert werden, mit „antizionistischer Stoßrichtung“.
Mörtter dagegen sieht den Konflikt „gut aufgearbeitet“. Freilich räumt er ein, Schwerpunkt sei die „palästinensische Sicht“, und kritisiert die israelische Politik: „Das, was läuft, hat keine Zukunft. Es gebiert neuen Hass und neuen Krieg.“ „Unfassbar“ sei, dass in Köln, „unserer so genannten weltoffenen Stadt“, die „Chance“ vereitelt werde, damit „konfrontiert“ zu werden. Das Presbyterium der Lutherkirche, das die Präsentation der Schau einstimmig beschlossen habe, werde am Mittwochabend beraten, wie es mit der neuen Lage umgehe. So viel sei klar: „Wir werden das nicht stillschweigend hinnehmen.“