Droht ein Debakel wie 2015? Der Termin zur Fertigstellung der Kölner Bühnen ist erstmals „gefährdet“. Nun sollen Speizialisten helfen.
MillionengrabTermin für Fertigstellung der Kölner Bühnen-Sanierung ist „gefährdet“
Knapp fünf Monate vor der geplanten Fertigstellung der sanierten Kölner Bühnen am 22. März 2024 ist der Termin aufgrund von Bauablaufstörungen „gefährdet“. Zwar bestätigt der Projektsteuerer das Datum in seinem aktuellen Monatsbericht, doch erstmals spricht er davon, dass der Termin in Gefahr ist.
Von 312 Baustellenbereichen sind 143 Tage vor dem anvisierten Termin nur 70 fertig saniert, also nicht mal ein Viertel (22,4 Prozent). Im September kamen nur sieben weitere Bereiche dazu. Chef-Sanierer Bernd Streitberger sagte: „Wir sind mit dem Baufortschritt der letzten Monate und insbesondere mit den Entwicklungen im September nicht zufrieden.“ Um mehr Tempo zu machen, hat Streitberger fünf Ingenieure engagiert, die die Arbeiten an der Haustechnik und dem Hochbau besser koordinieren sollen. Demnach kostet die fehlende Koordination zwischen den Firmen viel Zeit.
Streitberger sagte: „Wir sprechen hier von einer kleinen Mannschaft von fünf Personen, die den Fokus darauf legen sollen, dass die vorhandenen Kapazitäten sich effizienter verzahnen und das Projekt dadurch mehr Strecke macht.“ Es sei „zwingend notwendig, die Anzahl der monatlich fertiggestellten Bereiche zu erhöhen, um terminliche Meilensteine wie die Schlüsselübergabe am 22. März 2024 zu erreichen“.
Wie groß fällt eine mögliche Verzögerung aus?
Die Probleme erinnern an die Bühnen-Havarie im Jahr 2015. Seit 2012 lässt die Stadt Oper, Schauspiel, Kinderoper und Kleines Haus sanieren und bauen. Am 7. November 2015 sollten die Häuser wieder eröffnen, doch im Sommer 2015 gab die Stadt bekannt: Das wird nichts. Unter anderem führte der Druck des nahenden Eröffnungstermins dazu, dass immer mehr Menschen auf der Baustelle arbeiteten, doch das sorgte für noch mehr Chaos. Probleme mit der Haustechnik wie etwa der Lüftung verhinderten die Eröffnung, die Stadt kündigte dem Planungsbüro Deerns. Danach stellte sie das Projekt fast komplett neu auf, ließ neu planen und teilte vergangenes Jahr den 22. März 2024 als Fertigstellungstermin mit. Auf die Frage, was nun anders sei als 2015, sagte ein Sprecher: „Heute haben wir eine fertige Planung und alles an Bord. Wir müssen jetzt vor allen Dingen die bestehenden Kräfte verzahnen.“
Für den Fall, dass sich die Fertigstellung verzögert, ist die Frage entscheidend, wie groß die Verzögerung ausfällt. Üblicherweise beginnt die Spielzeit im September/Oktober. Für den Umzug aus den rechtsrheinischen Spielstätten im Depot (Schauspiel) und Staatenhaus (Oper) hätten die Intendanten theoretisch sechs Monate Zeit. Allerdings enden die laufenden Spielzeiten in den beiden Ausweichquartieren ohnehin erst im Juni. Kulturdezernent Stefan Charles sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich habe im Moment keine Informationen, dass sich die Eröffnung am Offenbachplatz zur Spielzeit 2024/2025 verzögert.“
Planungen für Eröffnung sind bereits angedacht
Zuletzt hatte die Stadt Köln im August erstmals in einer Ausschreibung eines Kommunikationskonzeptes zur Wiedereröffnung einen möglichen Eröffnungstermin genannt. Demnach sollen die vier Häuser am 13. bis 15. September 2024 mit einem großen Festival der Öffentlichkeit präsentiert werden. Im Schauspiel sollen am 27. und 28. September die Eröffnungspremieren laufen, in der Oper am 5. und 6. Oktober 2024. Laut der Ausschreibung wollen die Verantwortlichen im April und Mai nächsten Jahres den Spielplan für die Häuser mit rund 2500 Plätzen präsentieren.
Die Kölner Bühnen-Sanierung hat sich zum Millionengrab entwickelt. Aus ursprünglich angesetzten 253 Millionen Euro sind mittlerweile bis zu 682 Millionen Euro geworden. Hinzu kommen 317 Millionen Euro für die Finanzierung des Großprojektes und rund 130 Millionen Euro für die Interimsspielstätten. Summa summarum macht das mehr als eine Milliarde Euro.