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Vorführung im Filmhaus KölnDokumentarfilm zeigt das Leben mit bipolarer Störung und was hilft

Lesezeit 3 Minuten
Drei Frauen und drei Männer stehen um einen Aufsteller herum, der auf die Eckhard-Busch-Stiftung hinweist

Paula Meßler (l.) und Bettina Busch von der Eckhard-Busch-Stiftung, Regisseurin Andrea Rothenburg, Protagonist Ray Formosa, Musiker David Floyd und Psychiater Dirk Reske (r.) von der LVR-Klinik Köln setzen sich für die Aufklärung seelischer Erkrankungen ein.

Der Dokumentarfilm „bipolar hautnah“ zeigte im Filmhaus Köln das Leben in Extremen. Die richtige Diagnose rettet Leben.

Mit 13 Jahren plante Ray Formosa, sich das Leben zu nehmen. Er wollte es gemeinsam mit einem Freund tun. Zur vereinbarten Zeit lag er im Bett und schaute auf den Wecker. Doch er war wie versteinert, konnte sich nicht bewegen. Sein Freund brachte sich im selben Moment um.

Lange Zeit kämpfte der Singer-Songwriter und Student mit Schuldgefühlen, seinen Freund nicht gerettet zu haben. Der 24-Jährige sei jedoch selbst in einer tiefen depressiven Phase gewesen. Früher habe er alles in sich hineingefressen, mit niemandem gesprochen, sagt er. Heute macht Formosa anderen Menschen Mut, sich zu öffnen, spricht über seine Vergangenheit und Diagnose: Bipolare Störung.

Dokumentation „bipolar hautnah“ im Filmhaus Köln

Im Dokumentarfilm „bipolar hautnah“ erzählt er seine Geschichte. Vorige Woche veranstaltete die Eckhard-Busch-Stiftung eine Vorführung im Filmhaus Köln. Im Anschluss organisierten sie eine Diskussion mit der Regisseurin Andrea Rothenburg von Psychiatrie Filme sowie Psychiater Dirk Reske der LVR-Klinik Köln und Formosa.

Laut der Gesellschaft für Bipolare Störungen fallen bis zu fünf Prozent der Bevölkerung in das bipolare Spektrum. Es sei eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in Deutschland. Es kommt zu „übersteigerten Stimmungsschwankungen und Aktivitäten“. Phasen der Depression und Manie (übersteigerten Heiterkeit) wechseln sich ab.

Was bei einer bipolaren Störung hilft

Der Dokumentarfilm zeigt das Leben in Extremen, im Auf und Ab der Gefühle. Die Protagonisten klären auf mit Angehörigen und Fachleuten. Sie erzählen von ihren Herausforderungen und Behandlungsmöglichkeiten. „Je früher die Diagnose gestellt wird, umso besser“, so Rothenburg. Häufig werde die Störung nicht erkannt und eine Depression behandelt. Doch eine falsche Behandlung sei gefährlich, so die Regisseurin. Im schlimmsten Fall kostet sie Leben.

Wenn man das Gefühl habe, eine Belastung zu sein, solle man in die Klinik, so Protagonistin Jutta Berger. Auch Therapie, Selbsthilfegruppen sowie Medikamente können helfen. Die Störung sei nicht heilbar, es gebe aber gute Phasen, so Berger. Frühwarnhinweise können unterstützen, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen und sich zu stabilisieren. Angehörige sind ein Auffangnetz: „Überlebenswichtig, ich bezweifle, dass ich sonst heute hier wäre“, so Formosa. „Manchmal muss man gar nicht viel machen, einfach das Gefühl geben, da zu sein.“

Formosa leidet unter Schlafproblemen. In depressiven Phasen könne er nicht schlafen, in manischen möchte er es nicht. Ihm selbst helfe Disziplin und Struktur im Alltag. So rafft er sich auch an Tagen zum Sport auf, an denen er sich antriebslos fühle. An das Umfeld appelliert er: „Hört nicht nur den Menschen, sondern hört wirklich zu.“

Mit dem Film will Rothenburg Vorurteile abbauen. Ihr Vater, auch Psychiater, habe gesagt: „Wundert euch nicht, dass Menschen krank sind, sondern wundert euch, dass ihr gesund seid“, erzählt Rothenburg. „Im Miteinander sind wir oft so hart zueinander. Man muss auf offene Ohren und Herzen stoßen“, so Rothenburg. „Es sind Menschen, von denen wir viel lernen können.“


Vom 10. bis 20. Oktober findet die Köln-Bonner Woche für seelische Gesundheit mit zahlreichen Veranstaltungen statt. Die Eckhard-Busch-Stiftung veranstaltet am Donnerstag, 12. Oktober, um 18.30 Uhr in den Räumen der Fritz-Thyssen-Stiftung, Apostelnkloster 13-15, eine Diskussion zur Prävention seelischer Erkrankungen.

www.seelische-gesundheit-koeln-bonn.de