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Kölner BahnknotenDer Hauptbahnhof wächst – Neuer Bahnsteig mit zwei Gleisen

Lesezeit 4 Minuten
Breslauer Platz2

So wird neue S-Bahnsteig mit den Gleisen 12 und 13 am Kölner Hauptbahnhof aussehen. Baubeginn wird nicht vor 2024 sein.

  1. Am Breslauer Platz soll ein neuer Bahnsteig mit zwei Gleisen entstehen, damit dort spätestens 2030 doppelt so viele S-Bahnen halten können.
  2. Im Zentrum der Millionenstadt Köln unter laufendem Betrieb ein Bauwerk zu errichten, das auf schweren Stützpfeilern ruht, zieht gleich eine ganze Reihe von technischen Problemen nach sich.
  3. Wir geben einen Überblick - und zeigen die ersten konkreten Visualisierungen.

Köln-Innenstadt – Respekt, wer’s selber macht! An jeder Baumarkt-Kasse würde man Manfred Gutfrucht auf die Schulter klopfen. Der Leiter der Großprojekte beim Bahnknoten Köln bei der DB Netz AG hat theoretisch einen simplen Auftrag. Am Breslauer Platz soll ein neuer Bahnsteig mit zwei Gleisen entstehen, damit spätestens 2030 dort doppelt so viele S-Bahnen halten können und Zugstaus auf den sechs Gleisen der Hohenzollernbrücke der Vergangenheit angehören.

Bisher fahren die S-Bahnen auf den beiden nördlichen Gleisen, die am Reiterdenkmal von Friedrich III. vorbei Richtung Hauptbahnhof führen. Das wird im Prinzip so bleiben, doch in Zukunft werden sie sich nach der Brücke auf vier Gleise statt bisher zwei verteilen.

Was so einfach klingt, ist „geo- und ingenieurtechnisch sehr anspruchsvoll“, sagt Gutfrucht. Im Zentrum der Millionenstadt Köln unter laufendem Betrieb mit 1500 Zügen täglich und 100 Millionen Fahrgästen pro Jahr ein Bauwerk zu errichten, das auf schweren Stützpfeilern ruht, zieht gleich eine ganze Reihe von technischen Problemen nach sich.

Problem 1: Die Rechtskurve zwischen Brücke und Bahnhof

Sie ist schon jetzt so eng, dass sie nicht so ohne weiteres für zwei zusätzliche Gleise genutzt werden kann. Kleine Kurvenradien haben große Nachteile: Sie können nur sehr langsam befahren werden, der Verschleiß der Eisenbahnräder und der Gleise ist überdurchschnittlich hoch. Die Züge verursachen mehr Lärm. „Deshalb haben wir uns entschieden, den vorhandenen S-Bahnsteig in der Ein- und Ausfahrt um 110 Meter zu verkürzen“, sagt Gutfrucht. „Damit schaffen wir Platz für die zusätzlichen Gleise.“ Weil S-Bahnen und Regionalzüge nicht länger als 215 Meter sind, ist das problemlos machbar. Der neue Bahnsteig wird exakt die gleiche Länge haben.

Problem 2: der U-Bahn-TunnelImmerhin hatten die Planer beim Neubau der U-Bahn-Station Breslauer Platz vor mehr als zehn Jahren die Erweiterung der darüberliegenden Bahnsteige berücksichtigt und Abstützmöglichkeiten für neue Gleise und einen Bahnsteig vorgesehen. „Wir konnten damals nicht ahnen, dass der S-Bahn-Verkehr so rasant zunehmen würde“, sagt Gutfrucht.

Deshalb standen die Ingenieure vor der Herausforderung, mit den verkürzten Bahnsteigen die vorhandenen Stützpunkte zu treffen. „Das war recht knifflig“, so Gutfrucht, und habe viele Abstimmungen mit dem Verkehrsdezernat der Stadt und den Fachämtern erfordert. „Wir werden im Untergrund ein Trägersystem bauen, das die Stützpunkte nutzt.“ Dazu werde man am Breslauer Platz und in der Tiefgarage leichte bauliche Veränderungen vornehmen müssen.

Problem 3: die Pläne der StadtDer Breslauer Platz mit Musical Dome und dem Busbahnhof soll auf Dauer von der Stadt neu gestaltet werden. Parallele Bauarbeiten mit der Bahnhofserweiterung schließen sich aus, „weil wir ja während unserer Bauphase auch ein Baufeld einrichten müssen“, sagt Gutfrucht.Im März hat der Rat der Stadt Köln den Pachtvertrag mit dem Betreiber des Musical Domes noch einmal bis 2022 verlängert. Vermutlich wird das blaue Zelt aber bis 2025 stehen bleiben, weil Köln erst darauf verzichten kann, wenn die Opernsanierung abgeschlossen ist.

Die Pläne der Bahn sehen vor, den Antrag auf Planfeststellung für den S-Bahnsteig 2022 einzureichen, um Ende 2024 Baurecht zu erlangen. „Wir haben sehr früh mit der Stadt und dem Nahverkehr Rheinland einen Lenkungskreis gegründet und Arbeitskreise installiert, um die Dinge zusammenzuführen. Das klappt hervorragend“, sagt Gutfrucht.

So sei man übereingekommen, dass der geplante Ausbau des Radwegenetzes über die Hohenzollernbrücke auf beiden Seiten nicht am S-Bahn-Ausbau scheitern wird. Das betrifft vor allem die geplante Fahrradrampe auf der Nordseite der Brücke, die bis zum Breslauer Platz führen soll. „Wir werden eine Konstruktion wählen, die so gut passt, dass sie während der Bauphase für den Bahnsteig im Idealfall gar nicht mehr angepasst oder nur leicht verändert werden muss“, sagt Gutfrucht.

Die Bahn macht keinen Hehl daraus, dass die Fläche, auf der jetzt der Musical Dome steht, ideal für die Einrichtung der Baustelle wäre. Weil vor 2025 eh nicht mit dem Bau begonnen wird, würde der Zeitplan mit der Wiedereröffnung des Opernhauses exakt übereinstimmen.