Kölner Schriftsteller-LegendeEin lebendiges Denkmal für Heinrich Böll
Köln-Südstadt – Teutoburger Straße, Kreuznacher Straße, Ubierring, Maternusstraße, Karolingerring, Kleingedankstraße, Hülchrather Straße – die Liste der Straßen, in denen Kölns bekanntester Autor Heinrich Böll gelebt hat, ist unbestreitbar lang. Streitbar hingegen sind seine Person und seine Äußerungen, auch gegenüber Köln, manchmal schon gewesen. In der Stadt, in der er sein Leben verbrachte, fand er Themen für seine Werke, liebte und hasste den Rhein und wohnte in den unterschiedlichsten Veedeln. Grund genug für eine Initiative aus Künstlern und Anwohnern der Südstadt, ihn mehr würdigen zu wollen.
Auf der Verkehrsinsel an der Ecke Alteburger Straße/ Teutoburger Straße unweit seines Geburtshauses soll eine lebensgroße Büste permanent installiert werden. Dafür setzt sich vor allem der Künstler Oliver Graine ein, der die Skulptur bereits 2013 auf einem Straßenfest modelliert hat. „Es gibt zwar Bölls Geburtshaus und andere Andenken an Böll hier in der Stadt, aber was fehlt, ist etwas Schönes, Kunstvolles, das an ihn erinnert“, sagt Graine. „Wir wollen ihm mit der Büste ein lebendigeres Denkmal setzen.“ Lebendig vor allen Dingen deswegen, weil sich eine Privatinitiative rund um Graine dafür stark macht, unabhängig von der Stadt.
Diese soll erst kontaktiert werden, wenn ein Meinungsbild der Südstädter gezeigt hat, ob das Andenken überhaupt gewünscht ist. Am vergangenen Sonntag stellten Graine und seine Mitstreiter die Büste aus Bronze dafür probeweise an der geplanten Stelle auf. Sie beantworteten Fragen, sammelten Spenden und machten auf ihre Aktion aufmerksam. Anwohner und Passanten zeigten sich begeistert. „Ich finde es ganz toll, dass sich hier jemand für die Erinnerung an Böll engagiert, nur die Glastür am Geburtshaus ist doch ein bisschen wenig“, sagte eine Anwohnerin aus der Teutoburger Straße. Viele spazierten an diesem sonnigen Tag an der Verkehrsinsel vorbei, zeigten sich neugierig, bestaunten und unterstützten die Aktion.
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Aber auch kritische Stimmen wurden laut: „Böll war zwar umstritten, aber er sollte dennoch ausreichend gewürdigt werden“, sagte Franz Meirer. „Es ist eigentlich schon beschämend für die Stadt, dass es dafür erst wieder eine Privatinitiative geben muss.“ Mitorganisator des geplanten Sockels, Thomas Eichert, machte in dem Zuge auch auf Veränderungen im beliebten Südstadt-Veedel aufmerksam: „Hier wird es immer teurer, kleine Gewerbe werden immer weiter verdrängt – so wie damals Bölls Vater – aber wenn man eine bunte, vielfältige Stadt möchte, muss man den Leuten auch Raum dafür geben.“ Zunächst einmal hoffen die Initiatoren nun auf die Unterstützung der Stadt, wenn sie ihr Projektvorhaben einreichen. Für die Erinnerung an einen großen Autor, der zwar ambivalent und streitbar war, aber trotz seines kritischen Blicks zu den großen Söhnen der Stadt gehört.