AboAbonnieren

Kölner SeverinsviertelSo sollen sich Fußgänger die Straßen erobern

Lesezeit 2 Minuten

Wenn am Rand der Straßen im Severinsviertel weniger Raum von Autos eingenommen würde – was ließe sich mit dem gewonnenen Platz anfangen? Die Kartäuserkirche etwa hat die Wanderbaumallee, ein bereits bestehendes Projekt, vor ihrem Gelände aufgestellt.

Severinsviertel – Das Kölner Bündnis, das hinter dem Tag des Guten Lebens steckt, organisiert normalerweise Aktionen, die vom persönlichen Austausch leben. Im Herbst hatte ein Team der Agora in Zusammenarbeit mit der Stadt ein neues Projekt in Angriff genommen: „Mut zur Lücke“. Im Severinsviertel soll getestet werden, wie die Bürger und Institutionen aus dem Veedel den Straßenraum nutzen würden, wenn die Autos ein Stück zurück gedrängt würden. Jeder konnte sich beteiligen und Vorschläge für die Nutzung einer Parklücke in seiner Straße oder in der Umgebung einbringen. Ziel ist, im Veedel eine Diskussion anzuregen darüber, wie viel Platz Fußgängern zur Verfügung stehen sollte.

Die offenen Runden wie damals, zum Auftakt im Bürgerhaus Stollwerck, sind derzeit allerdings unmöglich. Damit geht es der Agora ähnlich wie vielen anderen politischen Initiativen, die außerhalb der Parteien und Ratsausschüsse in normalen Zeiten rege Ideen entwickeln und umsetzen. Ist es derzeit dennoch möglich, weiterzuarbeiten, die Bürger an politischen Prozessen zu beteiligen, Vorschläge an die Politik weiterzureichen? Jüngst lud die Agora nun alle Beteiligten an dem Projekt im Severinsviertel vor die Bildschirme. In einer Videokonferenz tauschten sie sich über den Stand ihrer Vorhaben aus.

Kartäuserkirche will ihren Garten auf die Straße erweitern

Das Bürgerhaus Stollwerck will einen Barfußpfad vor seinem Gebäude anlegen. Die Kartäuserkirche will ihren Garten auf die Straße erweitern, Hochbeete und Sitzgelegenheiten anlegen. Das Ohr, eine Musikschule und Begegnungsraum der Initiative „Köln spricht“, will ebenfalls Platz zum Sitzen schaffen. Geplant wird derzeit drinnen. „Wir sind noch im Zeitplan“, sagt Martin Herrndorf, einer der Organisatoren. Gleichwohl wird dieses Jahr wohl keines der Projekte mehr umgesetzt. Ans Aufgeben denkt keiner. Die Agora-Leute informierten über die Fristen, die die Stadtverwaltung verlängert hat.

„Soziale Digitalität“ gaben die Macher als neue Parole aus, in Anlehnung und Abgrenzung zur – begrifflich ohnehin schiefen – sozialen Distanz, die die Eindämmung des neuartigen Coronavirus bewirken soll. Die Einschränkung des öffentlichen Lebens müsse nicht zwangsläufig in Lethargie münden. Auch online lasse sich gut diskutieren. „Ich glaube, dass die Diskussion über gemeinsame Werte einen Schub bekommen wird“, sagt Herrndorf. Derzeit sei außerdem sehr eindrucksvoll zu beobachten, wie viel Platz zur Verfügung steht, wenn weniger Autos fahren. „Es gibt ein Erleben, dass es anders gehen kann“, sagt Herrndorf und meint nicht nur den Verkehr im Severinsviertel.

Mehr Informationen zum Projekt enthält die Webseite der Agora Köln. Am 19. April findet ein digitaler Veedelsspaziergang statt.