Neubauprojekt der Evangelischen KircheKölner Südstadt bekommt neuen Campus
Köln – Köln bekommt einen neuen Ort des Lernens, der Begegnung und des Lebens. Und der Evangelische Kirchenverband Köln einen Leuchtturm, der weit über die Stadt hinaus ausstrahlen soll: „Campus Kartause“ heißt das große Neubauprojekt der Evangelischen Kirche, das Stadtsuperintendent Bernhard Seiger der Öffentlichkeit präsentiert hat.
Der Entwurf für das Gelände der Evangelischen Kirche am Kartäuserwall stammt von dem renommierten Kölner Architekten Kaspar Kraemer, der den Architektenwettbewerb klar für sich entschieden hatte. „Wir bauen einen lebendigen Ort, der ein Angebot an die Bewohner der Südstadt, aber auch an alle Kölner ist“, erläuterte Kraemer. Er bezeichnete es als Glücksfall, „wenn man als Architekt ein Stück Stadtentwicklung fortschreiben kann. Wir schaffen einen urbanen Platz, wo jetzt nur Blech auf einem Parkplatz steht“.
Der Campus, der auf dem Gelände der evangelischen Kirche am Kartäuserwall entstehen soll, erinnert in Anlehnung an den historischen Ort architektonisch an ein Kartäuserkloster, und legt sich mit Arkadenbögen in einer Art Kreuzgang im Quadrat um einen großzügigen Innenhof. Abgeschlossen wird der Innenhof von einer Campanile – einem frei stehenden Turm – der mit seinen klaren Formen die Beziehung zur Trinitatiskirche in der Südstadt herstellen soll.
Gleichzeitig solle der 16 Meter hohe Turm als Wahrzeichen dienen und deutlich machen, dass der Ort eine geistliche und kulturelle Dimension habe, so Kraemer. Von dem Turm, der auch eine Aussichtsplattform beherbergen soll, kann man die ganze Stadt überblicken.
Café und Raum für Konzerte
Der nach Süden offene Innenhof, der von der vom Kartäuserwall zur Kartäusergasse durchquerbar ist, soll nicht nur ein Café mit Außengastronomie beherbergen, sondern auch Raum für Konzerte und vielfältige kulturelle Veranstaltungen bieten. Um den Platz gruppieren sich drei verschiedene Nutzungen: Herzstück des Campus ist ein großes, modernes „Haus der Bildung“, in dem unter anderem die Melanchthon-Akademie und die Familienbildungsstätte ein neues Zuhause finden werden. Im Gebäude ist zudem ein Konzertsaal mit 140 Plätzen vorgesehen sowie ein Raum der Stille.
„Bildung war das Erfolgsmodell der Reformation. Und Bildung ist auch der Schlüssel, um in einer sich ständig wandelnden Welt mitwachsen zu können und Halt und Orientierung zu geben“, erläutert Seiger die Intention. Zudem beinhaltet das Ensemble ein Studierendenwohnheim mit 41 Appartements sowie 18 Wohnungen, die zum Teil öffentlich gefördert werden.
Die 6000 Quadratmeter Grundfläche, auf der 10 000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen werden, entstehen auf dem Gelände der Melanchthon-Akademie, die in die Jahre gekommen und nicht barrierefrei ist, sowie auf dem angrenzenden riesigen Parkplatzgelände. „Uns erschien es nicht verantwortungsvoll, ein großes Grundstück in der Innenstadt angesichts der Raumnot weiter für Autos zu nutzen“, erläutert Superintendent Seiger. Stattdessen solle bezahlbarer innerstädtischer Wohnraum geschaffen werden.
Baubeginn nicht vor 2023
Die Evangelische Kirche in Köln sieht den 44 Millionen teuren Bau als nachhaltige Investition in die Zukunft. „Wir wollen dokumentieren, dass wir einen Diskurs führen möchten mit der Stadtgesellschaft“, erläutert Seiger. Außerdem verbinde der Ort Begegnung mit Bildungsarbeit auf hohem Niveau. Aber auch die klösterlichen Wurzeln des Ortes sollen gestärkt werden. Ziel ist die Ansiedlung einer Evangelischen Kommunität auf dem Gelände.
Mit dem Baubeginn rechnet die Evangelische Kirche aber erst 2023. Die Erteilung der Baugenehmigung sowie die Untersuchung der Bodendenkmäler würden einige Zeit in Anspruch nehmen, so Sieger. Danach werde in zwei Abschnitten gebaut. Bis 2025 soll das neue Haus der Bildung fertiggestellt, in das die Akademie dann umzieht. Im Anschluss werden auf dem Gelände der jetzigen Akademie die weiteren Gebäude errichtet. Endgültige Fertigstellung soll 2026 sein. Interessenten können sich den Entwurf ab dem 28. August vor Ort im Rahmen einer Ausstellung anschauen.