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Second-Hand für KinderKölner Traditionsgeschäft Lollipop muss schließen

Lesezeit 3 Minuten
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Der Laden Lollipop ist eine Institution am Mauritiussteinweg 98.

  1. Ein weiteres Traditionsgeschäft verschwindet aus dem Stadtbild.
  2. Der Laden Lollipop leidet unter zu hoher Miete und zu wenig Umsatz.
  3. Inhaberin Ataye Spozhmay sucht dringend einen Nachmieter.

Innenstadt – Schon seit Wochen beschleicht Inhaberin Ataye Spozhmay ein mulmiges Gefühl, wenn sie die Türen ihres Secondhandladens „Lollipop“ auf dem Mauritiussteinweg aufschließt. Denn das Geschäft steht vor dem Aus, jeden Tag könnte sie den Laden zum letzten Mal öffnen.

Generationen an Kleinkindern hat das Geschäft mit dem geschwungenen, bunten Namensschild in den letzten 43 Jahren mit Bekleidung, Spielzeug und Kinderwägen aus zweiter Hand ausgestattet. „Für mich wird jetzt aber endgültig Schluss sein“, so die aktuelle Inhaberin Spozhmay. „Leider rentiert sich das Geschäft hier so nicht mehr – die Kosten fressen mich auf. Schweren Herzens muss ich den Laden weitervermieten.“

Ataye Spozhmay floh aus Afghanistan

Der Weg zu ihrer Selbständigkeit indes war keineswegs leicht. 1993 kam die gebürtige Afghanin auf der Flucht vor den Mudschaheddin nach Deutschland. Die Gotteskrieger unterdrückten die Frauen der Region und verboten ihnen, ihrer Arbeit nachzugehen.

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Das stationäre Geschäft mit Kinder-Second-Hand-Sachen lohnt sich nicht mehr.

Außerdem durften sie nur noch in Begleitung von Männern auf die Straße – eine Freiheitsbeschneidung, die Spozhmay nicht mehr hinnehmen wollte. „Deshalb hatten mein Mann und ich damals den Entschluss gefasst, mit unseren vier Kindern in die USA zu fliehen“, erinnert sie sich. „Bei unserem Zwischenstopp in Frankfurt sind wir aber nicht mehr weitergekommen – und haben in Deutschland Asyl beantragt.“

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Inhaberin lebt seit 2008 in Köln

Nach Stationen in Rot am See in Baden-Württemberg und in Frankfurt am Main ging es schließlich 2008 nach Köln, wo Spozhmay in Mülheim als Erzieherin bei der AWO begann zu arbeiten. Doch sie lockte die Selbständigkeit. 2012 übernahm sie zunächst einen Kiosk auf der Bonner Straße, bis sich 2016 die Gelegenheit bot, das „Lollipop“ zu übernehmen. „Der Möglichkeit, ein Geschäft für Kinderbekleidung zu führen, konnte ich nicht widerstehen“, so die 56-Jährige. „Als studierte Pädagogin sind Kinder meine Leidenschaft, da wirkte das wie eine große Chance für mich.“

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Ataye Spozhmay muss den traditionsreichen Kinderladen Lollipop schließen. 

Die Probleme, die nun zum Aus führen, hatte Spozhmay da noch nicht kommen sehen: „Vor allem die Mietkosten und der Onlinehandel sind Herausforderungen, die ich einfach nicht mehr bewältigen kann.“ So gäben die Leute die getragene Kinderbekleidung ihrer Sprösslinge nicht mehr bei ihr ab, sondern verkauften sie selbst im Netz.

Kunden kaufen lieber im Internet

Außerdem würden potenzielle Kunden heute lieber per Klick im Internet kaufen als in den Laden zu kommen und dort zu shoppen. „Dadurch sind meine Einnahmen in den letzten zwei Jahren stark gesunken. Zusammen mit der hohen Miete für die 300-Quadratmeter große Fläche ist das zu viel für mich“, erklärt Spozhmay. Aus der aktuellen Situation versucht sie, das Beste zu machen. „Ich versuche noch möglichst viele von den Hunderten Artikeln, die ich hier vorrätig habe, zu verkaufen“, so die Inhaberin. „Den Rest werde ich nach der Weitervermietung auf Flohmärkten anbieten.“

Nachmieter für Ladenlokal dringend gesucht

Für den Laden sucht Spozhmay schnellstmöglich einen Nachmieter. „Am schönsten wäre es natürlich, wenn jemand anderes versuchen würde, Lollipop mit einem neuen Konzept weiterzuführen“, so Spozhmay. Für ihre Zukunft besinnt sich die studierte Pädagogin auf ihre Vergangenheit. „Ich würde gerne wieder in einem Kindergarten arbeiten.“

Für weitere Informationen zur Vermietung der Ladenfläche ist Ataye Spozhmay per Facebook zu erreichen.