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ModellprojektKölner Schulen sollen genderneutrale Toiletten bekommen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Junge und ein Mädchen gehen durch eine Tür auf die Toilette. Im Vordergrund waschen sich zwei Mädchen die Hände.

An einer Schule in Ulm gehen Jungen und Mädchen bereits seit längerem auf eine Unisextoilette.

Immer mehr Schüler wünschen sich Unisex-Toiletten, weil sie sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen. Die Stadt will die Einrichtung unterstützen.

Künftig soll es an Kölner Schulen genderneutrale Toiletten geben. Als erster Schritt dahin soll nun eine solche genderneutrale Toilette am Humboldt-Gymnasium errichtet werden. Die Erkenntnisse aus diesem Modellprojekt sollen dann auf Umgestaltungen an weiteren Schulen angewandt werden.

Die Stadt will die Einrichtung solcher Unisex-Toiletten an Schulen, die dies wünschen, konzeptionell und baulich unterstützen. Voraussetzung für die Einrichtung ist ein Beschluss der jeweiligen Schulkonferenz. Außerdem müssen geschlechtergetrennte Toilettenanlagen daneben weiterbestehen. Bei Neubauten sollen genderneutrale Toiletten von vorneherein eingeplant werden.

Wunsch nach Unisex-Toiletten nimmt an Schulen immer weiter zu

Das Modellprojekt geht auf eine Initiative der FDP zurück, die schon vor einem Jahr die Einrichtung von Unisex-Toiletten an Schulen beantragt hatte. Da es am Humboldt-Gymnasium auf Initiative der dortigen Schülervertretung einen Schulkonferenzbeschluss gegeben hatte und geeignete Räume zur Verfügung stehen, regten die Liberalen an, dort mit einem Modellprojekt zu starten.

An Schulen in Nordrhein-Westfalen sind „geschlechtsneutrale Toiletten für alle“ noch eine Seltenheit. Aber der Wunsch nimmt nach Angaben der Landesschülervertretung „immer weiter zu“. Bei Toilettenanlagen, die ausschließlich nach „Mädchen“ und „Jungen“ getrennt sind, besteht nach Angaben der Stadt die Gefahr, dass Menschen mit einem Erscheinungsbild, „das sich nicht den gängigen Geschlechterbildern zuordnen lässt“, diskriminiert würden. Trans- und intergeschlechtliche Menschen würden in geschlechtergetrennten Toiletten nicht selten Beleidigungen erfahren, hieß es zur Begründung.

Für Transjugendliche könne der Toilettengang zur Herausforderung werden, weil sie sich für ein Geschlecht entscheiden müssten und im schlechtesten Fall für diese Entscheidung noch gemobbt würden, erklärte Stefanie Ruffen (FDP). Dies bestätigt Frank Pohl, Leiter der NRW-Fachberatungsstelle des Antidiskriminierungsnetzwerks „Schule der Vielfalt“. In Schulen gingen Trans- oder nicht binäre Jugendliche deshalb häufig gar nicht auf die Toilette, so Pohl.

Den höchsten Bedarf an genderneutralen Toiletten sieht die Stadt momentan an den weiterführenden Schulen. Studien hätten ergeben, dass sich bis zu vier Prozent der sogenannten Generation Z – das sind die nach 1997 Geborenen – weder dem weiblichen, noch dem männlichen Geschlecht zuordnen. In den vergangenen drei bis vier Jahren habe das Thema der Divers-Toiletten an Bedeutung gewonnen, weil Jugendliche heute ihr Coming-out bewusst auch in der Schule hätten, erläutert Pohl.

Geschlechtergetrennte Toiletten soll es weiter geben

Aber auch in den Grundschulen rechnet die Stadt künftig mit einem wachsenden Bedarf. Grund dafür sei, dass aufgrund des 2021 in Kraft getretenen „Operationsverbots bei Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung“, die Zahl der intergeschlechtlichen Kinder voraussichtlich steigen werde.

Die genderneutralen Toilettenanlagen sollen ein Schutzraum für die Nutzenden sein, wo deren Intimität gewahrt wird. Daher empfiehlt die Verwaltung Unisex-Toilettenanlagen ausschließlich als Einpersonenanlage und nicht als Mehrpersonenanlage. Dabei ist die genderneutrale Toilette ausschließlich als Zusatzangebot gedacht. Geschlechtergetrennte Toilettenanlagen sollen daneben bestehen bleiben. (mit dpa)


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