Musical DomeStillstand um das Kölner Dauerprovisorium
Innenstadt – Die Diskussion um eine Neubebauung des zum Rhein gelegenen Teils des Breslauer Platzes dauert bereits seit Jahrzehnten an. Abgesehen vom Bau des blauen Musical-Zelts ist auf der Fläche nördlich des Hauptbahnhofs bislang aber nichts geschehen. „Breslauer Platz wirkt wie ein Hinterhof der Stadt“ titelte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ im August 1980 – an dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert.
Obwohl die Stadt Architektenwettbewerbe veranstaltete, wurden die Siegerentwürfe bis heute nicht umgesetzt. Die Verwaltung beauftragte etwa im Juni 1987 die Architekten Godfrid Haberer und Peter Busmann, die zuvor die Philharmonie auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs entworfen hatten, mit einer Vorplanung für den Breslauer Platz.
1990 erhielten sie den erweiterten Auftrag, eine Projektstudie anzufertigen. 1991 rief der Stadtrat einen eigenen Unterausschuss mit dem Titel Dom/Hauptbahnhof/Rhein ins Leben, der im Januar 1992 einen städtebaulichen Architektenwettbewerb startete. Im Oktober 1992 wählte die Jury zwei Büros auf den ersten Platz. Berthold Hensellek und Manfred Menzel erhielten die Auszeichnung für ein Ensemble aus einem 70 Meter hohen Turmhaus, einem Büroblock und einem Rundbau. Barbara und Walter Thiess schlugen hingegen drei spitz- und stumpfwinklige Gebäude mit mehreren Sichtachsen vor.
Verzicht auf ein Hochhaus
Obwohl die Stadt mit ihren Überlegungen damals weit fortgeschritten war, geriet das Vorhaben erneut ins Stocken. Zum einen kritisierten mehrere Architektenverbände die Idee eines Hochhauses neben dem Dom, zum anderen wollte der damalige Stadtentwicklungsdezernent Klaus Otto Fruhner lieber erst bauen, nachdem die Bahn entschieden habe, wie es mit dem Hauptbahnhof und dem Bau weiterer Gleise weitergehe.
Erst im Dezember 1993 folgte ein Vertiefungswettbewerb. Im Mai 1994 setzten sich schließlich Berthold Hensellek, Manfred Menzel und Kai Büder durch, verzichteten allerdings auf das strittige Hochhaus. Noch vor dem Jahr 2000, so hoffte der damalige Oberbürgermeister Norbert Burger nach dem Wettbewerb, sollte die Umgestaltung abgeschlossen sein.
Doch es sollte anders kommen. 1995 blockierte zunächst die Bahn die Umsetzung der Pläne, weil im neu strukturierten Konzern unklar war, welchem Teilbetrieb welches Grundstück am Breslauer Platz gehörte. Anschließend wurde festgestellt, dass unterhalb des Breslauer Platzes unzählige Strom- und Versorgungsleitungen verlaufen, die zur Steuerung des Verkehrs auf dem Hauptbahnhof benötigt werden. Um das Areal neu zu bebauen, müsste das Geflecht verlegt werden, was jedoch mehrere Millionen Euro kosten soll.
Eigentlich nur für vier Jahre geplant
Die Stadt entschied sich, auf ihrem Grundstück als Provisorium ein Theater-Zelt zuzulassen, in dem das Musical Gaudi gastieren sollte. Nach vier Jahren sollte das blaue Zelt wieder verschwunden sein – und wieder kam es anders.
Auch nach knapp 23 Jahren ist das Zelt in Benutzung, die Stadt hat den Vertrag soeben bis 2022 verlängert. Inzwischen benötigt die Stadt das Staatenhaus, das als Ersatz für das Zelt zum Musical-Theater umgebaut werden sollte, als Ausweichspielstätte für die Oper, deren Haus am Offenbachplatz noch mindestens bis 2022 saniert werden. Die Zukunft des Hinterhofs der Stadt am Breslauer Platz hängt also vollständig davon ab, wann das Opernhaus wiedereröffnet werden kann. Bis dahin liegen die Pläne für eine Neugestaltung wie schon so oft auf Eis.