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„Monokultur wollen wir nicht mehr“Kölner machen aus eigenen Erlebnissen der Migration eine Ausstellung

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Kuratorin İdil Efe aus Berlin und die Domid-Mitarbeiterinnen Azziza B. Malanda und Sandra Vacca haben die Ausstellung in der Alten Feuerwache zusammen mit Menschen aus der Stadtgesellschaft konzipiert.

Kuratorin İdil Efe (l.) aus Berlin und die Domid-Mitarbeiterinnen Azziza B. Malanda (m.) und Sandra Vacca haben die Ausstellung in der Alten Feuerwache zusammen mit Menschen aus der Stadtgesellschaft konzipiert.

Die Ausstellung „Wertschätzen“ in der Alten Feuerwache hat das Domid gemeinsam mit Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte konzipiert.

Am Gnocchi-Tisch hat Anna Di Biase, Nachfahrin italienischer Migranten, mit Pflegekräften aus dem Ausland gesprochen. Wie geht es ihnen in Deutschland? Was erleben sie hier? Die Gespräche hat sie aufgezeichnet. Der Tisch, auf dem ihr Großvater eigenhändig Gnocchi zubereitete, steht in der Alten Feuerwache in einer inszenierten Küche, die sich für einen lebendigen Austausch eignet. Diesen Gesprächen können die Besucher per Kopfhörer lauschen.

Elena Lauer hat sich mit dem Thema Flucht auseinandergesetzt und ist auf Spurensuche gegangen. Wer sind die Menschen, die bei der Überfahrt auf dem Meer starben? Ein knapp 30 Meter langes, eingerolltes Papier listet 16.175 Personen auf, die zwischen 1993 und 2003 ihre Flucht nicht überlebten.

Ausstellung in der Alten Feuerwache lädt zum Mitmachen ein

Das sind nur zwei Beispiele der Installationen, die die neue Ausstellung des Domid Labs in der Alten Feuerwache zeigt. Seit Samstag und noch bis zum 28. Februar stellt das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland im Rahmen seines Formats „Domid Lab“ seine vierte Schau vor. Unter dem Titel „WERT/SCHÄTZEN – Eine Ausstellung über Anerkennung in der Migrationsgesellschaft“ kommen anhand verschiedener Texte, Audiodateien und Objekte die Erfahrungen, Gedanken und Meinungen von zwölf Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zum Vorschein.

Wir haben schon immer ungehörte Geschichten hörbar gemacht
Sandra Vacca, Domid

Die Ausstellung lädt zum Mitmachen, Mithören und Mitdenken ein. „Domid hat schon immer versucht, marginalisierten Stimmen Gehör zu verschaffen und unsichtbaren Geschichten Raum zu geben“, sagt Projektleiterin Sandra Vacca. Migration sei zudem ein heftig diskutiertes Thema.

Unterstützung hat sich das Domid von Kulturmanagerin und Kuratorin İdil Efe aus Berlin geholt. Die 48-Jährige möchte mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass der Diskurs über Migration von seinem negativen Fokus wegkomme und mehr zu Anerkennung und Wertschätzung individueller Persönlichkeiten führe.

„Menschen werden in utilitaristischem Sinne betrachtet. Gastarbeiter, oder heute Fachkräfte, bringen aber nicht nur ihre Arbeitskraft mit, sondern sehr viel mehr“, sagt Efe, die selbst in einer Migrantenfamilie aufwuchs. „Vorstellungen von Monokultur und Reinheit hatten wir – das wollen wir nicht mehr“, sagt Efe, die in diesem Jahr mehrere Wochenenden für Workshops nach Köln kam.

Haus der Migration in Kalk soll 2028 eröffnen

Zwölf Menschen unterschiedlichen Alters und kulturellen Backgrounds waren einem Aufruf des Domids auf Social Media gefolgt. Sie haben zusammen mit Efe und dem Domid-Lab-Team die Ausstellung erdacht, organisiert und umgesetzt. Ein radikal partizipatorischer Ansatz, der zwar viel Organisation erfordere, aber schonmal eine wichtige Übung für das große Projekt des Domids in der Zukunft sein soll: das Haus der Migration, bundesweit das erste Vorhaben dieser Art.

In den Hallen Kalk soll laut Planung 2028 das Museum eröffnen, das die migrantisch geprägte Stadtgesellschaft von vorneherein miteinbeziehen soll. Zwar sei noch kein Bagger angerollt, doch die Vorbereitungen liefen, versichert Pressebeauftragte des Domid-Labs Azziza B. Malanda.


„Wertschätzen“, Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, am Wochenende 12 bis 19 Uhr. Weitere Infos zu Führungen unter domidlabs.de