Die Fantastischen Vier begeistern auch nach 35 Jahren noch die Fans. Beim Konzert und Interview im Mediapark machten sie Lust auf ihr neues Album.
Fantastische Vier bei Digital XHip-Hop-Band begeistert Fans im Kölner Mediapark
„Highway to Hell oder Stairway to Heaven? Five-Star-Hotel oder Seven Eleven?“ Seit 35 Jahren begeistern die Fantastischen Vier ihre Fans mit solchen Zeilen. Die deutschen Hip-Hop-Pioniere aus Stuttgart sind immer noch in Ursprungsbesetzung unterwegs – und verstehen sich weiterhin prächtig.
Am Donnerstagabend (19. September) präsentierten die „Fantas“ erstmals ihre neue Single „Wie weit“ mit dem Sample des Songs „Hungriges Herz“ live vor Publikum. 3000 Glückliche konnten bei den „Telekom Street-Gigs“ im Rahmen der Digital X im Mediapark dabei sein.
Die Fantastischen Vier spielten 18 Titel beim Konzert im Mediapark
Zum Song hat die Gruppe auch ein Video gedreht, das sie in einer Schönheitsklinik zeigt. „Das Video ist auch als Parabel gemeint. Das Ende zeigt: Wir brauchen das ganze Zeug nicht. Wir lieben uns und gehören zusammen und verschwinden aus der Klinik. Wir sind glücklich, so wie wir sind. So ist es auch im wirklichen Leben“, sagte Michi Beck (56) im Vorfeld des Auftritts im Interview mit dem Express.
Thomas D (55) ergänzte: „Wir nehmen uns nicht zu ernst, nehmen aber die Sache ernst. Auch nach 35 Jahren ist es uns nicht egal, wie die Stücke live rüberkommen.“ Deshalb wurde beim 80-minütigen Köln-Konzert auch groß aufgefahren. Die siebenköpfige Band konnte sich bei Titeln wie „Tag am Meer“ oder „Ernten, was wir säen“ richtig austoben.
Mit „44.000“ gehörte ein weiterer Titel des am 4. Oktober erscheinenden elften Albums „Long Player“ zum Programm. „Das Album erzählt eine Geschichte und ist eine Reise, nicht nur durch die letzten sechs Jahre. Irgendwie fühlt es sich an wie eine Reise durch die Charaktere der Band und durch das, was wir in 35 Jahren geschaffen haben“, sagte Thomas D.
Smudo (56) ergänzte: „Wir appellieren daran, das Album als ganzes Werk zu hören. Bei der Reihenfolge der Stücke haben wir uns viele Gedanken gemacht, daher wünschen wir uns, dass die Fans das auch so hören und nicht in einer Playlist mit Zufallswiedergabe.“ Am 5. Dezember gibt es viele der neuen Songs dann beim Konzert in der Lanxess-Arena zu hören.
Sechs Jahre hat es gedauert, bis es nach „Captain Fantastic“ wieder neue „Fanta 4“-Musik gibt. Es könnte die letzte Platte der Kult-Band sein, deutete sie an. „Es wäre ein würdiger Abschluss“, findet Michi Beck.
„Natürlich ist es manchmal schon schwierig, etwas Neues zu schaffen. Aber jetzt ist das Produkt fertig. Das ist wie bei einer langen, schwierigen Schwangerschaft. Jetzt ist die Platte aber da und wir finden sie so geil, dass wir uns vorstellen könnten, noch eine nachzulegen“, machte Smudo den Fans Hoffnung.
Auch wenn die Musiker inzwischen schon zum gesetzteren Alter gehören, zeigten sie beim Mediapark-Auftritt deutlich, dass es ihnen immer noch Spaß macht, die 32 Jahre alten bekannten Tanz-Bewegungen von „Die da!?!“ aufzuführen.
Bei den alten Krachern „Was geht“ oder „Sie ist weg“ sowie bei den gefeierten „Troy“ und „Zusammen“ bewies das Quartett, wie zeitlos populär die Titel weiterhin sind. Mit dem Konzert beendete die Band die Festival-Saison. „Danke, dass ihr das letzte Open-Air mit uns feiert“, rief Thomas D der Menge zu.
Da sich in den zwei Tagen vor dem Auftritt beim großen Telekom-Event alles um die Digitalisierung drehte, machten sich auch die Musiker ihre Gedanken zur Entwicklung. „Hip-Hop-Musik ist hoch digitale und technologische Musik, seit Samples eingesetzt worden sind. Oldschool-Hip-Hop klingt eher rau, dreckig und organisch. Wir basteln mit Hilfe modernste Technologien unsere Songs“, erklärte And.Ypsilon (56).
Smudo: „Ich teile nicht die Angst der Kreativen vor Künstlicher Intelligenz“
Smudos Gedanken kreisten vor allem um das Thema Künstliche Intelligenz. „Sie hilft uns bei der Produktion, aber nur auf der technischen Seite. Kreative Songtexte kann uns kein Programm schreiben.“
„Ich teile nicht die Angst der Kreativen vor der KI. Ich finde es viel schlimmer, dass man Narrative und Filme schaffen kann, die Menschen beeinflussen und ihnen falsche Fakten präsentieren, um gefährliche Politik zu machen, um Leute zu radikalisieren.“ Solch ein Konzert sei hingegen ein Erlebnis, das alle Beteiligten in den Gedanken speichern und positiv in Erinnerung halten würde.