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20 Jahre Hochschule Fresenius in Köln„Wir setzen uns damit auseinander, inwieweit eine Hausarbeit in Zukunft noch Bestand hat“

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Prof. Dr. Tobias Engelsleben sitzt auf einem Sofa und schaut in die Kamera.

Prof. Dr. Tobias Engelsleben ist der Präsident der Hochschule Fresenius am Campus Köln.

Prof. Dr. Tobias Engelsleben, Präsident der Hochschule Fresenius am Campus Köln, über die Hochschullehre der Vergangenheit und der Zukunft.

Es ist eine Anekdote, die 20 Jahre später unter den Mitarbeitenden der Hochschule Fresenius in Köln durchaus immer noch für das ein oder andere Schmunzeln sorgt: „Die allererste Vorlesung musste in der Ausweichfläche im Komed hier im Mediapark gehalten werden. Am Abend zuvor haben Mitarbeitende dort die Stühle eingeräumt, die der Hausmeister über Nacht aber wieder ausgeräumt hat. Also saßen die Studierenden am nächsten Tag auf dem Boden und der Professor ist sozusagen rumgewandelt“, erzählt Prof. Dr. Tobias Engelsleben, Präsident der Hochschule Fresenius.

Die Geschichte stammt aus dem Jahr 2003. Damals war Engelsleben zwar noch nicht an der Hochschule, aber er hört die Geschichte vor allem jetzt im Juni 2023 immer wieder und erzählt sie auch selbst. Denn in diesem Jahr wird die Hochschule Fresenius nicht nur 175 Jahre alt, sondern der Standort Köln feiert am 12. Juni auch sein 20-jähriges Bestehen. Die Hochschule Fresenius gehört zu den rund 115 privaten Hochschulen in Deutschland und ist staatlich anerkannt. Studierende zahlen für ein Bachelorstudiengang monatliche Gebühren ab 300 Euro, dafür spielt der Numerus Clausus (NC) keine Rolle.

Luftaufnahme der Hochschule Fresenius im Kölner Mediapark.

Der Standort Köln der Hochschule Fresenius ist im Mediapark ansässig.

Und in dieser Zeit hat sich an der privaten Hochschule in Köln einiges geändert. Gestartet ist die Hochschule damals mit 122 Studierenden, heute sind es 3096. Während vor 20 Jahren vor allem die Fächer Betriebswirtschaftslehre, Medienwirtschaft und Wirtschaftspsychologie am beliebtesten, sind es heute Psychologie und Trend-Themen wie Immobilienwirtschaft, sagt Engelsleben.

Für ihn sind es aber nicht nur die Studierenden selbst, die sich verändert haben, sondern vor allem auch die Hochschullehre, denn „Lehre darf grundsätzlich nicht stehen bleiben“. Zum einen beim Inhalt, denn was 2003 an der Fresenius gelehrt wurde, gäbe es 2023 nur noch in Bruchstücken. „Nur die Klassiker sind geblieben.“ Zum anderen habe die Bologna-Reform einen großen Einfluss auf die Lehre gehabt.

Wir müssen uns im Prüfungswesen damit auseinandersetzen, inwieweit ein klassisches Prüfungsformat wie eine Hausarbeit in Zukunft überhaupt noch Bestand haben kann
Prof. Dr. Tobias Engelsleben, Präsident der Hochschule Fresenius

„Als wir hier angefangen haben in Köln wurden die ersten zarten Auswirkungen der Bologna-Reform so langsam sichtbar. Wir haben hier aber noch angefangen mit Diplomstudiengängen. 2005 wurden dann auf einen Schlag fünf Bachelorprogramme eingeführt, was erheblich zum Wachstum des Standortes Mediapark beigetragen hat.“

Die Zukunft des Lernens und Lehrens wird einen komplett anderen Fokus haben, glaubt Tobias Engelsleben, nämlich die Digitalisierung. Heute stelle sich die Hochschule Fresenius unter anderem die Frage, wie sich die Bildung durch Künstliche Intelligenz (KI) verändern wird. Dabei könnte die KI große Veränderungen in den bekannten Studienablauf bringen. „Wir müssen uns zum Beispiel im Prüfungswesen damit auseinandersetzen, inwieweit ein klassisches Prüfungsformat wie eine Hausarbeit in Zukunft überhaupt noch Bestand haben kann.“

Hochschule Fresenius: Digitalisierung wird Trend-Thema der Zukunft

Zudem werde sich die grundlegende Wissensvermittlung von Hochschulen, wie einfache Vorlesungen, ins Internet verlegen. „Das wird sicherlich ein Trend-Thema des kommenden Jahrzehnts werden.“

Doch der Campus werde nicht vollkommen leergefegt sein, denn er sei wichtig „für den interdisziplinären und interkulturellen Austausch“. Der Kölner Campus sei dabei besonders beliebt bei internationalen Studierenden, sagt Engelsleben. Rund ein Zehntel der Studierendenschaft komme aus dem Ausland zum Studieren nach Köln.

Populär ist der Kölner Campus wahrscheinlich auch, da er der größte Einzel-Standort der Hochschule Fresenius ist. „Die Hochschule Fresenius ist ja eine hessische Hochschule und die Niederlassung hier im Mediapark war die erste außerhalb von Hessen.“ Und genau diese feiert jetzt ihren 20. Geburtstag.