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Oberlandesgericht KölnGedenktafel zur Erinnerung an jüdische Juristen enthüllt

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Die Tafel vor Saal 301 im Oberlandesgericht Köln ist für jeden Besucher frei zugänglich.

Die Gedenktafel vor Saal 301 im Oberlandesgericht Köln ist für jeden Besucher frei zugänglich.

Eine Tafel erinnert ab jetzt im OLG an das Grauen, das auch jüdische Juristen zur Nazizeit in Köln durchleben mussten.

Zur Erinnerung an die Demütigung jüdischer Juristen im Gerichtsgebäude Reichenspergerplatz ist jetzt im Oberlandesgericht Köln (OLG) eine Gedenktafel enthüllt worden. Am 31. März 1933 waren im Gerichtsgebäude jüdische und „jüdisch aussehende“ Juristen von SA- und SS-Männern aus Gerichtsverhandlungen und Büros geholt und in Müllautos zum Polizeipräsidium gebracht worden.

Bernd Scheiff, Präsident des Oberlandesgerichts, erinnerte am Mittwoch an die furchtbaren Szenen, die sich im historischen Treppenhaus abgespielt hatten. Sie seien eine eindrückliche Mahnung an alle Juristen, aber auch an alle Bürgerinnen und Bürger, dass der Rechtsstaat aktiv verteidigt werden müsse.

Gedenktafel dauerhaft angebracht

Dr. Michael Rado, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, sagte, im März 1933 habe es an Juristen gefehlt, die der Entrechtung ihrer jüdischen Berufskollegen aktiv entgegengetreten wären. Die Gedenktafel und die Veranstaltung zeige, dass die Justiz in Köln die Vergangenheit ernst nehme. Nach der Enthüllung der Gedenktafel sprach Dr. Michael Rado das traditionelle „Kaddish“-Gebet („Totengebet“) zur Erinnerung an die Verstorbenen.

Die Gedenktafel ist dauerhaft vor dem Eingang des historischen Schiff-fahrtssaals (Saal 301) angebracht und für Besucher frei zugänglich. Die Inschrift der Gedenktafel aus gebürstetem Edelstahl lautet: „Aus Anlass des Jahrestages am 31. März 2023 – Wir gedenken unserer jüdischen Kollegen, die als Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte im Zusammenhang mit dem vor 90 Jahren von SA und SS verübten Sturm auf dieses Gebäude in Haft genommen und sodann unter entwürdigenden und demütigenden Bedingungen durch die Stadt zum Polizeipräsidium verbracht wurden.“ (red)