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Berufskolleg Lindenstraße<br>Schüler des Literaturkurses verlegen Cyrano de Bergerac ins Fitness-Studio

Lesezeit 2 Minuten
Schüler und Schülerinnen stehen auf einer Bühne.

Den Handlungsort ihrer modernisierten Version des Theaterklassikers Cyrano de Bergerac verlegten die Schüler in ein Fitness-Studio.

In ihren szenischen Aufführungen geht es den Schülern aus der Innenstadt aber auch die Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus.

Limitierte Jugend – zeitlose Probleme: Rund 50 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 17 und 20 Jahren präsentierten am Berufskolleg an der Lindenstraße (BkaL) Arbeiten aus dem Literaturunterricht der Jahrgangsstufe 13. Neben mehreren Kurzfilmen sahen die Zuschauer in der vollbesetzten Aula eine moderne Version von Edmond Rostands „Cyrano de Bergerac“ sowie szenische Darstellungen aus dem Tagebuch der Anne Frank und der Autobiografie ihrer Helferin, Miep Gies, die das Mädchen mitsamt der Familie lange Zeit vor den Nazis versteckte.

Viele Schüler stehen hinter einem Bild von Anne Frank.

Die Wirtschaftsgymnasiasten erinnerten in einem Bühnenstück an die von den Nationalsozialisten ermordete Schülerin Anne Frank sowie ihre Helferin Miep Gies.

In der 50-minütigen Gesamtaufführung setzten sich die Wirtschaftsgymnasiasten mit den Themen Körperkult/Schönheitswahn, Geschlechterrollen, Statussymbole, Selbstorganisation sowie Zivilcourage auseinander. So verlegten die Akteure den Handlungsort des Dramas um den verliebten langnasigen Dichter de Bergerac ins Sportcenter „Cyro-Fit“. Hier kompensiert der verspottete Held seine Demütigungen mit Muskeltraining und hofft, damit die Zuneigung der umworbenen Roxane zu erlangen. Auf einem bedenklichen Pfad befinden sich auch die Darsteller in den eigenständig produzierten Videos: Anstatt Charakterqualitäten wertzuschätzen, verlassen sie sich hinsichtlich der Außenwirkung auf Marken-Einkäufe mit gestohlenen Kreditkarten oder werden zum Opfer unsteter Lebensumstände, die den Schulbesuch behindern.

Bekenntnis gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung

Die Schüler hatten sich seit August letzten Jahres unter Anleitung ihrer Fachlehrer auf den Event vorbereitet und verstehen die Auftritte vor Publikum als Möglichkeit, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. „Ich mache so etwas zum ersten Mal. Zwar stehe ich nicht direkt auf der Bühne, bin aber als Regieassistentin für den reibungslosen Ablauf der Auftritte mitverantwortlich“, berichtet Gymnasiastin Lillian Holden. „Die Arbeit hat definitiv geholfen, meine Absichten mit deutlichen Ansprachen und präsenter Erscheinung besser zu kommunizieren. Das ist auch später im Beruf wichtig“, erklärt die angehende BWL-Studentin im Bereich International Business. Nach den eigenen Idealen in Bezug auf die Bühnen-Stoffe befragt, verweist die 18-Jährige auf den Sinnspruch „Schönheit zieht an, Charakter hält fest.“ Solidarisch versammelten sich zum Ende der Veranstaltung alle Projektteilnehmer um das Bildnis der Anne Frank und bezogen Stellung gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung.