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Diskretion ist EhrensacheEin Einblick in die Treffen der Kölner Freimaurer

Lesezeit 4 Minuten
Das Logenhaus an der Hardefuststraße 9.

Das Logenhaus an der Hardefuststraße 9.

Im Logenhaus an der Hardefuststraße am Volksgarten treffen sich Freimaurer zu festgelegten Ritualen.

Ein fensterloser Saal in Kerzenschein. Von einem Gesims über den Köpfen strahlt blassblaues Licht an die gewölbte Decke. Der Raum, in dem die Artus-Loge ihre Sitzung abhält, hat ohne Zweifel etwas Geheimnisvolles.

Das ist auch gewollt. Denn die Zusammenkünfte der Freimaurer fußen auf Ritualen und Symbolen. Anhand feststehender Texte, unterstützt von klassischer Musik, sollen sich die Logenbrüder oder -schwestern ihre freimaurerische Geisteshaltung stets aufs Neue bewusst machen.

Was genau in der Innenloge geschieht, gelangt nicht nach draußen

Und mehr kann auch gar nicht gesagt werden. Denn die Sitzung, an der Außenstehende teilnehmen dürfen, ist nur die „abgespeckte“ Version der Innenloge. Wie es in dem Tempel genannten Raum tatsächlich zugeht und was dort gesagt wird, dringt nicht nach außen.

„Das ist ein ehernes Prinzip der Freimaurerei“, erklärt Norbert Becker, Vorsitzender der Artus-Loge Köln im Deutschen Druiden-Orden. Verraten wird nur so viel, dass die Logenbrüder, ausschließlich Männer, Kleidungsaccessoires tragen, die ihren Rang in der Logenhierarchie anzeigen.

Symbol der Freimaurer am Logenhaus.

Symbol der Freimaurer am Logenhaus.

Von den Freimaurern als Einheit zu sprechen, wäre etwas irreführend. Elf Logen und vergleichbare Zusammenschlüsse nutzen das Haus in der Hardefuststraße 9 nahe des Volksgartens. Das frühere Kölner Logenhaus gegenüber von St. Aposteln wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Im Reigen der Kölner Freimaurer sieht sich die Artus-Loge als etwas Besonderes. „Wir sind sozusagen die Evangelischen unter den Freimaurern, bei uns geht es etwas lockerer zu“, berichtet Vorstandsmitglied Michael Potschka. 1781 habe sich der Druiden-Orden von den Freimaurern abgespalten, weil man deren Gemeinschaft als elitär empfand.

Die Artusloge möchte nicht als elitär gelten

Der liberalere Grundton manifestiert sich etwa in den Ritualen, aber auch in den Themen der geselligen Abende. Denn nach der von festen Abläufen geprägten Innenloge im Tempel geht es in den Bankettsaal des Logenhauses zu Vorträgen und zwanglosem Gespräch.

Bei belegten Brötchen und einem Glas Wein lassen sich die Logenbrüder über Erneuerbare Energien, die Türkei oder die Himmelsscheibe von Nebra informieren. „Nicht nur über philosophisch-weltanschauliche Dinge“, betont Potschka.

Im Mittelpunkt steht das Streben nach Humanität

Bei den propagierten Idealen weicht man aber kein Jota vom freimaurerischen Denken ab. Im Mittelpunkt steht das Streben nach Humanität. Diese manifestiert sich in den Idealen von Einigkeit, Frieden und Eintracht sowie Brüderlichkeit, Nächstenliebe, Menschenrechte und Toleranz.

„Dafür arbeiten wir kontinuierlich an uns“, umreißt Vorsitzender Becker das Ziel der Vereinigung. Etwa durch einen Vortrag „ich über mich“, den jeder Logenbruder in der nicht öffentlichen Innenloge hält. Dieser ist Voraussetzung, um in einen höheren Grad aufzusteigen, etwa vom Ovaten (Lehrling) zum Barden (Gesellen).

Wachstum ist nicht das primäre Ziel der Loge

Mit 15 Brüdern gehört die Artus-Loge zu den kleineren Gruppen im Kölner Freimaurerhaus. „Wir sind immer offen für Interessierte“, bekräftigt Potschka. Wer zu der Gemeinschaft passt, zeige sich relativ rasch nach einer Hospitation an der Gästetafel und in Gesprächen mit dem Vorstand.

Wachstum einer Loge sei aber nicht primär das Ziel, meint Thomas Hoppe, Meister vom Stuhl (Vorsitzender) der Kölner Freimaurerloge „Zum ewigen Dom“: „Jeder soll jeden näher kennenlernen können.“ Dafür seien Gruppengrößen von 30 bis 60 Brüdern pro Loge ideal. Das Prinzip der Gleichgeschlechtlichkeit gilt dabei selten: Die für Männer und Frauen gleichermaßen offenen Logen hätten aber hierzulande wenig Resonanz. „Nur einer von unseren 41 Brüdern möchte es anders“, so Hoppe.

Eine aktive Mitgliederwerbung gibt es nicht

Das sehen die Schwestern der einzigen Kölner Frauenloge namens Sci Viam (lateinisch für „Erkenne den Weg“) ähnlich. Seit gut 30 Jahren treffen sich deren Mitglieder, derzeit 29 Frauen, monatlich im Kölner Freimaurerhaus zum Arbeiten. So beschreiben sie ihre von Ritualen, Lesungen und Musik geprägten Logensitzungen.

Diskretion ist Ehrensache. Daher wollen die Vorsitzenden nicht namentlich genannt werden. Eine aktive Mitgliederwerbung gibt es nicht. „Wir warten ab, dass die Frauen den Weg zu uns finden“, sagt eine Sprecherin von Sci Viam.

Die Freimaurer unterstützen soziale Projekte

Letztlich wollen die Freimaurer beiderlei Geschlechts aber nicht nur ihre Persönlichkeit vervollkommnen, sondern auch in der Welt Gutes tun. Dafür werden Sozialprojekte unterstützt. So spenden die Schwestern von Sci Viam regelmäßig Geld an die Kölner Initiative „Lobby für Mädchen“, die Infoveranstaltungen und Workshops organisiert.

Die Brüder der Artus-Loge haben ihren Sponsoring-Empfänger direkt im Gebäude: die Kinderbetreuung iPänz. Die Elterninitiative musste Räume in der Nachbarschaft verlassen und fand im Logenhaus ein neues Quartier. So geschieht das freimaurerische Streben nach Humanität jetzt auch tagsüber unter fröhlichem Kindergeschrei im Hof.