Das Terrain des Orangerie-Theaters hat eine spannende Vergangenheit. Auch deshalb ist der Umbau nicht unkompliziert.
Ehemaliges preußisches PulvermagazinSanierung des Kölner Orangerie-Theaters soll 2025 abgeschlossen sein
Es ist ein geschichtlich hoch spannendes Terrain, das das Orangerie-Theater seit 1990 bespielt. Mit darstellender Kunst hatte der Theatersaal am Rande des Volksgartens ursprünglich nichts zu tun, wohl aber mit Kriegs- und Gartenbaukunst. Das Kellergeschoss bildet ein ehemaliges preußisches Pulvermagazin, das im 19. Jahrhundert errichtet und mit einem Festungswerk vor feindlichem Beschuss geschützt wurde.
Als die sogenannte Lünette ausgedient hatte, wurde dem Magazin eine Villa aufgesetzt, die zunächst der Kölner Gartendirektor Adolf Kowallek und später sein Nachfolger Fritz Encke bewohnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die Stadt hier eine Gärtnerei ein – bis schließlich ein Künstlerkollektiv zunehmend das Ruder übernahm.
Theaterstücke, Tanzvorstellungen oder Lesungen wird es in der ehemaligen Direktorenvilla auch in Zukunft geben, doch wird sich das Erscheinungsbild der Anlage an der Volksgartenstraße grundlegend ändern. Seit Herbst 2023 laufen hier Bauarbeiten. Was bereits vor 20 Jahren mit ersten Gedankenspielen begann, nimmt nun umso schneller Form an: Mit einem Richtfest wurde am Montag die Beinahe-Fertigstellung des ersten Bauabschnitts gefeiert. Zwischen dem Theatersaal und einem gegenüberliegenden Gewächshaus ist ein Verbindungsbau aus Holz und Glas entstanden, der künftig als Foyer und barrierefreier Zugang zum Zuschauerraum dienen soll. Damit betritt der Theatergast künftig eine Art Hofanlage.
In der zweiten Phase des rund 2,5 Millionen Euro teuren Projekts soll der Theatersaal um ein Drittel expandieren. Den Platz dafür macht die Verwaltung frei, die vom Saal in das Gewächshaus umzieht, das als Hülle zwar bestehen bleibt, dem aber zwecks Büronutzung ein neuer Holzbau eingepflanzt wurde. Eine ebenso kuriose wie kreative „Haus in Haus“-Lösung, die dem Denkmalschutz des Gebäudeensembles geschuldet ist. Während des Umbaus des Theatersaals muss auch das Dach erneuert werden. Der Theaterbetrieb wird dafür Ende 2024 vier Monate lang unterbrochen.
Im Mai 2025 soll die Umgestaltung abgeschlossen sein
„Das ist für mich ein absolutes Herzensprojekt seit 20 Jahren“, sagt der zuständige Architekt Marc Hübert. „Das Projekt ist mit der Zeit immer besser geworden.“ Den Festgästen erläuterte der 59-Jährige noch einmal die lange Vorgeschichte der Modernisierung. Das von einem Verein geführte Theater habe einst den Saal vom Grünflächenamt günstig vermietet bekommen, mit der Auflage, etwaige Sanierungsarbeiten zu übernehmen. Die stellten sich unter anderem mit einem undichten Dach und statischen Problemen im Gewölbekeller ein. Ein Konzept für eine Gesamtsanierung folgte 2009, das Land wollte 80 Prozent der Kosten übernehmen.
Doch der städtische Zuschuss kam nicht zustande, für den Ratsbeschluss fehlte 2011 die Mehrheit. 2019 dann die überraschende Kehrtwende: Der Rat stellte nun 1,8 Millionen für ein geändertes Konzept zur Verfügung und damit satte 80 Prozent der Gesamtkosten. Seinen Eigenanteil bringt der Trägerverein, der das Gelände mittlerweile in Erbpacht von der Stadt übernommen hat, mit Geldern der Bezirksregierung und einem Privatkredit auf. Weitere 230.000 Euro schießt die NRW-Stiftung zu. Schon im Mai 2025 soll die Umgestaltung abgeschlossen sein.
Barbara Schock-Werner, Vize-Präsidentin der NRW-Stiftung, lobte bei einer Baustellenbesichtigung am Montag das Konzept. „Es scheint wirklich gut zu werden“, so die ehemalige Dombaumeisterin. Voraussetzung für eine Förderung durch die NRW-Stiftung sei es, dass der Antrag von einer Bürgerinitiative gestellt werde, deren Projekt wiederum der Öffentlichkeit zugutekommen müsse. Insofern handele es sich beim Orangerie-Theater um ein „Idealprojekt“.
Auch Sarah Youssef, künstlerische Leiterin des Kulturzentrums, war guter Dinge. Die Sanierung gehe schnell voran, trotz laufenden Betriebs. Es werde mit viel Leidenschaft und Respekt gegenüber den Gebäuden gearbeitet. Die Förderung durch die NRW-Stiftung sei eine Wertschätzung der freien Theaterszene und des Engagements des Vereins, „der hartnäckig und leidenschaftlich an seiner Idee der Sanierung und der Erweiterung des Theaters festgehalten hat“.