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Rudolfplatz in KölnGute Ideen für das Hahnentor gesucht

Lesezeit 4 Minuten

Die Brücke, die über Bahn-Haltestelle und Straße zur Hahnentorburg führt, soll im Frühjahr 2017 abgebrochen werden.

  1. Im kommenden Jahr soll die Neubebauung des südlichen Rudolfplatzes beginnen.
  2. Ein Ideenwettbewerb soll nun Vorschläge liefern, wie die mittelalterliche Hahnentorburg und ihre direkte Nachbarschaft künftig aussehen könnten.

Innenstadt – Mit der Neubebauung des südlichen Rudolfplatzes, die im kommenden Jahr beginnen soll, könnte einer der markantesten Plätze Kölns städtebaulich erheblich aufgewertet werden. Doch wie die mittelalterliche Hahnentorburg und ihre direkte Nachbarschaft künftig aussehen werden, ist noch unklar.

Deshalb soll jetzt ein von der Ehrengarde ausgelobter Ideenwettbewerb pfiffige Lösungen finden, die auch dem Denkmalschutz und den stadtplanerischen Anforderungen gerecht werden.

„Das Hahnentor soll ein lebendiges und für alle Kölner zugängliches Denkmal bleiben. Aber wir brauchen dort für unser Vereinsleben auch künftig einen Versammlungsraum“, sagt Hans-Georg Haumann, der neue Präsident der Ehrengarde. Schließlich nutzt das grün-gelbe Traditionskorps das in Erbpacht von der Stadt übernommene mittelalterliche Stadttor seit 1988 als Vereinsdomizil. Als Versammlungsraum wird bislang die (angemietete) Brücke über die Trasse der Straßenbahnen genutzt.

Doch die Tage dieses Ensembles sind gezählt. Ab Frühjahr 2017 wird die Brücke samt der Bauten um das ehemalige „Theater am Rudolfplatz“ abgebrochen. Hier will die Hamburger Immobiliengruppe Momeni 120 Millionen Euro in einen Gebäudekomplex mit Büros und Geschäften investieren.

Hans-Georg Haumann und Curt Rehfus zeigen im Ehrengarde-Domizil ein Modell der mittelalterlichen Stadtmauer, nach deren Abriss das Tor 1881 stark beschädigt war.

Die Garde hat die Brücke bereits „besenrein“ an den Vermieter übergeben. Auch die Torburg muss während der bis zu fünf-jährigen Bauzeit geräumt werden.

Nun soll ein möglicher Anbau an das Stadttor diskutiert werden. „Jeder Ehrengardist identifiziert sich mit dem Hahnentor“, sagt Haumann. Jährlich steckt das Korps zwischen 70.000 und 80.000 Euro in den Erhalt des Gemäuers.

„Insgesamt haben wir schon mehr als 2,5 Millionen Euro investiert“, sagt Willi Stoffel vom Förderverein der Hahnentorburg. Der Pachtvertrag mit der Stadt laufe noch bis zum Jahr 2058 – und den will man erfüllen. „Da wir als Karnevalsgesellschaft dort bleiben wollen, gilt es, Wünsche und Visionen für die Zukunft zu entwickeln.“

Das Tor ohne Anbauten im August des Jahres 1961.

Mittelfristig soll ein Anbau her – in welcher Form auch immer. Kommandant Curt Rehfus: „Ausgeschlossen ist nur die Westseite zum Ring hin und eine Erhöhung der Türme. Sogar für eine unterirdische Lösung sind wir offen.“

Mit einer „delikaten Situation“ sieht sich Anne Luise Müller, die Leiterin des Stadtplanungsamtes, konfrontiert. Die Frage, ob es eine stadtplanerisch und denkmalpflegerisch überzeugende Lösung gibt, wollen Verwaltung, Politik und Ehrengarde daher „im Dialog“ und mit Hilfe eines Ideenwettbewerbs ausloten, zu dem bis zu einem Dutzend renommierte Architekturbüros, die mit Denkmälern Erfahrung haben, eingeladen werden sollen. Mit der Auslobung wurde bereits vor drei Wochen ein Büro beauftragt. Rehfus: „Wir gehen ein großes wirtschaftliches Risiko ein. Wenn später mal solch ein Anbau genehmigt würde, wird der ja komplett von der Ehrengarde bezahlt.“

Grundsätzlich habe die Stadt ein Interesse daran, dass die Ehrengarde in der Torburg bleibe, so Müller, und man sei sich im Klaren, dass dies ohne angebundene Veranstaltungsräume nicht möglich sei. Daher seien gute und ausgefallene Ideen willkommen – zumal eine Umgestaltung des Rudolfplatzes auch Teil des Masterplans sei. Der darin geäußerte Vorschlag, die Verkehrswege zu bündeln – Stadtbahnverkehr auf die Aachener Straße, Autoverkehr auf die Richard-Wagner-Straße –, könnte den Platz erheblich aufwerten. Inwieweit das möglich ist, wird laut Müller derzeit untersucht.

Ehrengarde benötigt Ausweichquartiere für bis zu fünf Jahre

Mit der Räumung der Brücke habe die Ehrengarde, so Kommandant Curt Rehfus, „ ab sofort einen Veranstaltungs- und Trainingsraum verloren, der auch von befreundeten KGs und Tanzgruppen mitgenutzt wurde.“ So beispielsweise von den Tanzpaaren der Traditionskorps oder auch von der Stattgarde Colonia Ahoij.

Fein herausgeputzt präsentiert sich das Stadttor 1891 anlässlich eines Besuches von Kaiser Wilhelm II.

Ohne zusätzliche Räume sieht die Ehrengarde ihr Vereinsleben gefährdet. „Der Anbau ist für uns ganz elementar. Wir haben keinen Plan B“, sagt Rehfus. „Wir brauchen außerhalb des Stadttores noch weitere 400 Quadratmeter.“ Und auch die Räume im Tor müssen den Anforderungen des Brandschutzes angepasst werden, benötigen einen zweiten Fluchtweg sowie einen Aufzug. Und da setzt man auf die Unterstützung von Politik und Verwaltung, denn ohne Zustimmung von Stadtrat und Denkmalschutz läuft da nichts. Doch die Ehrengarde gibt sich verhalten optimistisch.

Übergangsweise haben befreunde Korps wie Prinzen-Garde, Rote Funken und Blaue Funken der Ehrengarde schon angeboten, ihre Domizile am Sachsenring und an der Ulrepforte – falls diese dann frei sind – für Versammlungen zur Verfügung zu stellen.

Ein Ausweichquatier muss auch für die Vorstands-, Büro- und Muserumsräume in der Torburg sowie für das Lager von Kostümen und Uniformen gefunden werden. Rehfus: „Alles muss raus. Während der gesamten Bauarbeiten am Rudolfplatz müssen wir das Tor verlassen.“ Dann werden dort Sensoren angebracht, um mögliche Erschütterungen oder Beschädigungen zu messen.

Sobald man sich mit den Investoren über die Übernahme der Kosten geeinigt hat (Rehfus: „Das sollte nach den Sommerferien klappen“), sollen die Umzugskisten gepackt werden.