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Sankt Heribert in Köln-DeutzPfarrer sorgt sich um steigende Mieten im Veedel

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Pfarrer Jürgen Dreher in St.Heribert

Deutz – Wie Jürgen Dreher arbeitet, liegt nicht an dem Ort, an dem er tätig ist. Ob in Wuppertal, Troisdorf oder jetzt in Köln – der Pfarrer findet, sein Temperament bleibt das Gleiche. Ein Jahrzehnt hat der 57-Jährige bereits in der St.-Heribert-Gemeinde des Pfarrverbands Deutz-Poll verbracht, kennt die Menschen, die Vorzüge des Veedels, die Dinge, die noch verbesserungswürdig sind. Und versucht dabei stets, in der Reihe zu gehen, gemeinsam zu planen und zu gestalten. „Es sind 12 500 Katholiken hier in St. Heribert. Da möchte ich nicht vorne anstehen, sondern wachsam für die Initiativen aus der Gemeinde sein. Und kein Mobilisator, der versucht, gegen Windräder zu kämpfen“, versinnbildlicht Dreher.

Die Gemeinde in Deutz befindet sich laut Dreher im Übergang. Der Kern der älteren, gebürtigen Deutzer schmilzt, viele müssen wegen der hohen Wohnungspreise wegziehen. So bilde sich kaum ein generationsübergreifendes Milieu. Ein bekannter Spruch der Deutzer: „Wenn man hier bleiben will, muss man eine Wohnung erben.“ Für Veränderungen und Bewegung sei die Gemeinde offen.

Glauben, Hoffen, Lieben – und das nachhaltig. Diese Idealvorstellung einer Gemeinde ist in Jürgen Drehers Kopf verankert. Allerdings – „in St. Heribert geht es nicht nur um die Kirche an sich. Das hat sich im Vergleich zu meinem Amtsantritt vor 25 Jahren generell etwas gewandelt: Da war Kirche Monopolist, hat viele Aktivitäten unternommen, um die Gemeinde zu binden. Heute steht das Leben an sich im Mittelpunkt“, meint der Pfarrer.

Und vieles läuft gut in Deutz – mit einem Priester, einem Diakon und einer Gemeindereferentin hat der Pfarrer eine gemeinsame Perspektive. Und verstärkt auch durch Jugendliche der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), die sich beispielsweise beim Konzept zum Neubau des Pfarrheims engagiert hat.

„In dieser Beziehung hat die Kirche wirklich gelernt, die Jugend wird in der St. Heribert-Gemeinde stark mit einbezogen. Das gibt es längst nicht in allen Gemeinden“, findet Dreher. Ebenfalls bedeutsam: Die ökumenische Zusammenarbeit im Bereich Deutz-Poll. Die gegenseitige Unterstützung war für Dreher vor zehn Jahren noch nicht selbstverständlich. Von Konkurrenz sei inzwischen keine Rede mehr.

In einigen Belangen aber ist aus Sicht des 57-Jährigen in Deutz noch Handlungsbedarf. Zwar gebe es beispielsweise mit „Kölsch Hätz“ eine Organisation, die hilfsbedürftigen Menschen im Alltag zur Seite steht. „Große Ideale zerbrechen aber daran, dass Ehrenamtler fehlen“, sagt Pfarrer Dreher – an einigen Stellen wünscht er sich mehr Engagement. Nach seinem Empfinden fußt die Kirchengemeinde in Deutz derzeit auf drei Standbeinen. Dem liturgischen Dienst für Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen, der Arbeit mit Gremien wie Pfarrgemeinderat und Ortsausschüssen sowie der Arbeit mit Institutionen wie Schulen und Altenheimen. Aber: „Kirche ist immer in ihrem Zeitkontext relevant. Die Gesellschaft wird mobiler und großräumiger – und dem müssen wir uns auch als Kirche stellen“, betont der Pfarrer.

Die Zukunftsaufgabe für die Kirche laute also, zu erspüren, was sich die Menschen wünschen. Was die Wünsche der Deutzer sind? „St. Heribert soll ein Ort des Rückzugs sein, und ein Ort, der immer offen ist. Und das ist er auch, im Vergleich zu den oft verschlossenen Kirchen in der Innenstadt.“ Trotz der auch im Deutzer Veedel rückläufigen Zahlen an Kirchgängern sei es für die Gemeindemitglieder weiter wichtig, im Schaukasten die Termine für die Gottesdienste zu sehen. „Diese Konstanz ist selbst für die wohltuend, die nicht hingehen“, schmunzelt Dreher. Jubiläum: Schon jetzt bereitet sich die St.-Heribert-Gemeinde auf ihre 1000-Jahr-Feier 2021 vor. 1021 war Erzbischof St. Heribert verstorben.