Severinsklösterchen in KölnHebammen wollen Notstand lindern
Altstadt-Süd – Am Severinsklösterchen gibt es ab August eine Hebammen-Ambulanz. Mit dem in der Stadt bislang einzigartigen Angebot reagiert der Verein „Neue Kölner“ auf den Hebammennotstand.
Der Verein ist am Krankenhaus im Vringsveedel angesiedelt und richtet sich mit seinem Kursangebot an junge Mütter und Eltern. Verstärkt melden sich dort schwangere Frauen, die nicht wissen, wer sie nach der Geburt versorgt. „Die Situation hat sich verschärft. Viele freiberufliche Kolleginnen haben sich aus der Betreuung während des Wochenbetts zurückgezogen“, sagt Vorsitzende Heidi Bernard. Für viele Hebammen lohnt sich die freiberufliche Tätigkeit nicht mehr, weil die Kosten für ihre spezielle Haftpflichtversicherung in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen sind. Die brauchen sie aber, um sich gegen das Risiko von Schadensersatzforderungen nach Geburtsfehlern abzusichern. Immer mehr Hebammen, die im Krankenhaus arbeiten, schränkten außerdem ihre freiberufliche Nebentätigkeit ein. Die Arbeit im Kreißsaal werde anstrengender. Auch sei die Hilfe einer Hebamme mehr Frauen wichtig als früher. All das trägt dazu bei, dass werdende Eltern immer öfter keine Hebamme finden, obwohl ihre Leistung von den Krankenkassen bezahlt wird.
Fünf Hebammen, die bislang schon Kurse für den Verein „Neue Kölner“ anbieten, sollen ab August die größte Not lindern. Sie werden abwechselnd in den Räumen des Vereins für Frauen nach der Geburt ansprechbar sein – zunächst an fünf Tagen in der Woche. Sie helfen bei Problemen mit dem Stillen, bei Fragen zur Wundheilung und zur Entwicklung des Säuglings. Für Bernard ist das aber nicht mehr als eine Notlösung. „Es wäre fatal, wenn bei Krankenkassen und beim Gesetzgeber der Eindruck entstünde, die Versorgung der jungen Eltern würde schon irgendwie laufen. Unsere Ambulanz kann den Besuch zu Hause auf gar keinen Fall ersetzen“, sagt sie.
Normalerweise steht den Familien eine Hebamme als Ansprechpartnerin in der Phase nach der Geburt zur Verfügung. Das sei auch sinnvoll. Sie könne die Situation im Haushalt der jungen Eltern detailliert wahrnehmen und umfassend beraten, betont Bernard.
Auch, dass die Frauen das Haus verlassen müssen, um zu ihrem neuen Angebot zu gelangen, sei eigentlich nicht hinnehmbar. „Wenn die Mütter drei oder vier Tage nach der Geburt aus dem Krankenhaus kommen, sollen sie sich schonen und erholen“, sagt sie. Vorteil des Standorts sei auf der anderen Seite die enge Vernetzung mit den Gynäkologen des Klösterchens: „Die Wege hier sind sehr kurz.“
Zunächst bis Ende des Jahres soll die Hebammen-Ambulanz jungen Eltern eine Hilfe sein. Anschließend wollen Bernard und ihre Mitstreiterinnen den Erfolg ihrer Idee überprüfen.