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StadtentwicklungDie Ringe, Kölns umstrittene Meile

Lesezeit 9 Minuten

Einer der schönsten Orte auf den Kölner Ringen ist die Parkanlage am Kaiser-Wilhelm-Ring.

KölnWir haben uns auf dem innerstädtischen Teil der Kölner Ringe von der Christophstraße bis zum Barbarossaplatz umgesehen. Eine Bestandsaufnahme.

Der Hohenstaufenring

Vom Barbarossaplatz zum Rudolfplatz

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Wer in Köln nach hochwertigen Designermöbeln und Inneneinrichtung sucht, ist auf dem Hohenstaufenring richtig, denn hier reiht sich ein großer Name der Branche an den nächsten: Leolux, Bretz, Stoll, Ligne Roset, Who’s Perfect und Pfannes & Virnich mit Produkten unter anderem von Molteni, Moroso, Boconcept, um nur einige zu nennen. In das derzeit leerstehende Ladenlokal der ehemaligen Reisebuchhandlung Gleumes wird demnächst Smeg einziehen, italienischer Anbieter von Haushaltsgeräten mit Design-Anspruch. Es sind besonders die Schaufenster dieser Geschäfte, die den Ring zwischen Zülpicher Platz und Rudolfplatz attraktiv machen. Auf diesem Abschnitt gibt es auch nahezu keinen Leerstand. Als Garant von Tradition und Nostalgie bleibt das Café Wahlen ein Höhepunkt auf dem Ring. Flair verleiht die Baumreihe auf beiden Seiten. Am Rudolfplatz ist das neue Westgate-Bürogebäude im Großen und Ganzen gelungen.

Die Architekturbüros Ackers aus Braunschweig, Pesch aus Stuttgart und Poly aus Berlin entwarfen im Frühjahr 2011 in einem Werkstattverfahren eine Leitlinie für die Ringstraßen. Dieses „Regiebuch“ wurde vom Stadtentwicklungsausschuss im Juni 2012 als Maßgabe für die künftige Weiterentwicklung beschlossen. Ein wesentlicher Punkt des Konzeptes ist die Gliederung der Ringstraßen in eine Ebene für Fußgänger und das Parken und Beladen sowie eine weitere Ebene für den Auto- und Radverkehr, der vom Bürgersteig vollständig verschwinden soll. Als Standard-Baum für Neu- und Ersatzpflanzungen wurde die Platane definiert. Überall sollen der Asphalt, die Plattenbeläge für den Gehweg und die Straßenlaternen vereinheitlicht werden. Insgesamt soll so eine von Großzügigkeit geprägte Atmosphäre entstehen, die auch zur Sauberkeit anhält. (att)

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Der Barbarossaplatz nimmt in der Liste der öden Orte Kölns sicherlich eine der Spitzenpositionen ein. Total verbaut, durchzogen von Hauptverkehrsachsen mit unattraktivem Einzelhandel und Gastronomie mit wenigen Ausnahmen wie dem Urgestein unter den Steakhäusern, dem El Gaucho. Ansonsten reihen sich bis zum Zülpicher Platz unter anderem Anbieter von internationalem Bargeldtransfer, Internetcafés, Fastfood- und Pizzaläden aneinander.

Das wenig anmutige Erscheinungsbild wird komplettiert durch zahllose Werbeaufsteller, die recht unorthodox auf der Straße herumstehen. Bewegt man sich Richtung Rudolfplatz, fällt besonders vor der verwinkelten, ungepflegten Grünanlage des Barcelo-Hotels die hohe Dichte an Drogenkonsumenten und -dealern auf, ebenso wie die große Zahl Obdachloser.

Das sagen die Anlieger

Ranjid R. (Name geändert) aus Pakistan betreibt seit 2002 ein Geschäft für exotische Lebensmittel und Kosmetik aus aller Welt unweit des Barbarossaplatzes. Insgesamt sei er mit seinen zwei Ladenlokalen zufrieden, auch weil vor allem Stammkunden zu ihm kommen. „Das Umfeld hat sich in den vergangenen Jahren aber eher verschlechtert“, sagt der Inhaber. Ladenlokale würden besonders nahe dem Barbarossaplatz deutlich länger leerstehen. Restaurants versuchten ihr Glück, würden aber schnell wieder schließen.

Martin Pfannes, der seit sieben Jahren mit seiner Frau mehrere Möbelgeschäfte auf dem Hohenstaufenring betreibt, will künftig mit anderen Geschäftsleuten dazu beitragen, dass sich Image und Erscheinungsbild der Ringe bis zur Christophstraße verbessern. „Wir entwickeln derzeit Ideen, denn die Ringe haben das Potenzial, Deutschlands Möbelmeile Nummer eins zu werden“, sagt Pfannes. Auch er leidet in seinen Geschäften unter der starken Verschmutzung durch die Feiernden sowie beschmierten Laternen und Schildern.

Eine Cafébesitzerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, berichtet, dass der Umsatz gegenüber früher deutlich nachgelassen habe. Viele Gäste fühlten sich während des Kaffeetrinkens von bettelnden Obdachlosen gestört und würden das Lokal deshalb schnell wieder verlassen. „Die Stadt soll etwas für die Leute machen und uns unterstützen“, sagt die Frau. Der Ring müsse wieder attraktiver für ein gutes Publikum werden. Mit der Miete sei sie hingegen zufrieden, da sie seit längerer Zeit nicht nennenswert erhöht worden sei.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie wir den Hohenzollernring vom Rudolfplatz zur Bismarkstraße bewerten.

Der Hohenzollernring

Vom Rudolfplatz bis zur Bismarckstraße

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Der breite Mix aus Möbel, Kleidung, Lebensmittel, Friseuren, Banken, Apotheken sind ein Plus auf diesem Ringabschnitt. Die Außengastronomie hat sich in Sachen Möblierung gegenüber früher gebessert. Schicke Burgerläden wie das Burgerlich oder etwa Hans im Glück liegen optisch über dem bisherigen ästhetischen Durchschnitt. Möbelgeschäfte wie etwa Natuzzi im ehemaligen Capitol-Kino verschönern mit ihren Schaufenster das Straßenbild. Der Ufa-Palast, der lange durch seinen Leerstand eine hässliche Lücke in die Straße gerissen hat, wird demnächst revitalisiert und als Kino wiedereröffnet. Die Kölner Immobiliengruppe Füngeling hat das 7000 Quadratmeter große Areal des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn kürzlich von einem Fonds gekauft.

Auch der Leerstand auf der Ecke zur Limburger Straße, wo einst Wienerwald seine Hähnchen grillte, hat bald ein Ende. Hier eröffnet demnächst ein neues Pasta-Restaurant.

Im gesamten Straßenverlauf sorgt auch auf diesem Stück des Rings eine Baumreihe für Allee-Charakter. Positiv auch: Der runde Tisch aus Ring-Gastronomen, Stadt, Polizei, Hotel- und Gaststättenverband, Haus- und Grundbesitzerverein sowie IHK, der dafür sorgen will, dass die Partymeile zwischen Rudolfplatz und Kaiser-Wilhelm-Ring in Zukunft sicherer und attraktiver wird. In einer Vereinbarung sollen die Themen Wachpersonal, Videoüberwachung und Hausverbote geregelt werden. Zudem gibt es unter den Diskothekenbesitzen Gespräche, das Flatrate-Trinken einzudämmen, um das Niveau des feierfreudigen Publikums zu heben.

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Der Straßenabschnitt, der den Namen einer der bedeutendsten deutschen Herrscherdynastien trägt, macht seinem Namen derzeit streckenweise keine Ehre. Vor allem durch Gewalt und Kriminalität bei Nacht geriet Kölns Amüsiermeile in Verruf. Die Kölner Polizei hat den Ring-Abschnitt samt Seitenstraßen inzwischen zum „gefährlichen Ort“ deklariert. Auch am Tag zeigen sich meist noch die Spuren der Nacht, derer die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) beim Aufkehren und Reinigen kaum Herr werden kann. Eine große deutsche Bank hat sich vor einiger Zeit entschieden, ihre Zweigstelle am Wochenende komplett zu schließen, weil Dreck und Vandalismus in der Vergangenheit überhand genommen haben.

Das sagen die Anlieger

Für Wolfgang Schreiber, Inhaber der Hohenzollern-Apotheke, ist der Ring zwar tagsüber „ganz in Ordnung“, in den Abendstunden haben seine Angestellten aber oft „ein ungutes Gefühl“. Im Dezember 2012 wurde die Apotheke überfallen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Der bewaffnete Täter hatte Geld gefordert, sich dann aber auch gleich entschuldigt, dass die Beute nur für „etwas zu essen“ sei. Der Schreck sitzt bei den Angestellten dennoch tief. In den vergangenen Wochen gab es einen Einbruchversuch, obwohl die Apotheke durch eine Alarmanlage geschützt ist. Nach den Wochenenden, wenn das Partyvolk wieder abgezogen ist, sei die Verschmutzung extrem, sagt der Apotheker. Für ihn erfreulich sei allerdings, dass der Ufa-Palast wiederbelebt werde. „Das wird das gesamte Ringstück wieder etwas aufwerten“, so Schreiber.

Hans-Günter Grawe, Inhaber des Möbelgeschäfts Natuzzi am Hohenzollernring, plädiert für ein engeres Zusammenrücken der Geschäftsleute. „Wir wollen die Flaniermeile Ringe zurück haben und müssen dafür ein Gütezeichen entwickeln“, sagt er. Das könne zum Beispiel darauf abzielen, die Ringstraße als Möbelmeile zu etablieren und konsequent zu bewerben. „Wir müssen das Bewusstsein der Kunden wachrufen, dass man auf den Ringen gut einkaufen kann“, betont Grawe. Dazu sei allerdings auch die Unterstützung der Stadt und Politik vonnöten. Das Ordnungsamt müsse personell besser ausgestattet werden, um regelmäßig Kontrollen vornehmen zu können. Auch über eine neue Gestaltung der Straßen und Plätze müsse nachgedacht werden.

Kazim Demirbas hat einen genauen Überblick darüber, was auf dem Hohenzollernring passiert. Seit 15 Jahren betreibt er an der Ecke zum Friesenplatz das Restaurant Planet Oriental, das am Wochenende 24 Stunden durchgängig geöffnet hat. Unter der Woche wird das Essen bis 4 Uhr morgens verkauft. „Der Umsatz ist in den vergangenen Jahren schlechter geworden“, klagt Demirbas. Das liege daran, dass das Publikum auf den Ringen jünger geworden sei und deshalb über weniger Geld verfüge. Früher seien die Diskotheken-Besucher vorab noch richtig essen gegangen, das falle nun oft weg. Auch die Konkurrenzsituation habe zugenommen, da sich die Zahl der Restaurants gegenüber 1999 verdoppelt habe. Grundsätzlich schätze er die Ringe als sicher ein. „Es sind eher die Seitenstraßen, in denen Passanten überfallen werden. Jedenfalls hört man oft davon“, so Demirbas.

Lesen Sie auf der nächsten Seite unsere Einschätzung des Kaiser-Wilhelm-Rings, der Abschnitt von der Bismarck bis zur Christophstraße

Kaiser-Wilhelm-Ring

Von der Bismarckstraße bis zur Christophstraße

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Die Parkanlage mit einem plätschernden Springbrunnen und schmiedeeisernen Bänken ist eine echte Bereicherung für die Innenstadt. Die Anlage macht dieses Stück der Ringe zu einem ihrer schönsten Abschnitte. Ein weiterer Höhepunkt ist das Luxuskino Residenz. Direkt nebenan kann man in den Einrichtungshäusern Pesch, Interlübke, Tobias Grau oder einem der anderen zahlreichen Inneneinrichtern viel Geld für schöne Dinge ausgeben.

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Gastronomisch ist das Angebot auf diesem Abschnitt der Ringe noch ausbaufähig. Zwar sind zum Beispiel mit dem Salädchen und dem Eckcafé Romeo Romeo bereits einige attraktive Möglichkeiten zur Einkehr vorhanden, aber insgesamt würden mehr Lokale dieser Art dem Bereich noch mehr Leben einhauchen. Um die Sauberkeit ist es zwar etwas besser bestellt als anderenorts auf den Ringen, dennoch gibt es Nachbesserungsbedarf. In den Spalten zwischen dem Kopfsteinpflaster sammeln sich vor allem kleinteiliger Müll und Kaugummi-Reste.

Das sagen die Anlieger

Andreas Lünstroth, Leiter des Residenz Kinos, hatte anfangs Bedenken, als er vor mehr als zweieinhalb Jahren das Angebot bekam, die Leitung des Kinos zu übernehmen. „Ich kannte mich in Köln kaum aus und dachte, es sei ein Kino am Friesenplatz, den ich als etwas schmuddelige Ecke in Erinnerung hatte“, so der 36-Jährige. „Als ich dann an den Kaiser-Wilhelm-Ring kam, mit dem wunderschönen kleinen Park, war ich total begeistert“, so Lünstroth, der von Stade bei Hamburg nach Köln umzog. Ein Punkt, der die Lage am Ring ebenfalls attraktiv mache, sei die Nachbarschaft vieler hochwertiger Geschäfte – frei von Döner- und Handyläden. „Man merkt, dass es auch den anderen Geschäften und Immobilienbesitzern am Herzen liegt, dass das Erscheinungsbild der Straße gepflegt ist“, so Lünstroth. Auch deswegen habe sich der Kino-Betreiber Astor entschieden, mehrere Millionen Euro in das Haus zu investieren. Bei einer Immobilie auf dem Hohenzollernring wäre das wohl nicht der Fall gewesen.

Das Umfeld sei auch für die Gäste nicht unerheblich. „Unser Publikum will sich nicht um 22 Uhr zwischen feierndem Jungvolk wiederfinden“, so der Kinoleiter. Insgesamt positiv bewertet Lünstroth, wie aufmerksam die Stadt den Park pflege. Bei der Straßenreinigung sieht er noch Luft nach oben. „Obwohl ich einräumen muss, dass das Kopfsteinpflaster auch sehr schwer sauber zu halten ist.“