StadtteilbibliothekSanierung von Haus Balchem dauert länger
Innenstadt – Nun müssen sie wahrscheinlich doch noch ein wenig länger im Exil ausharren, die Literaturfreunde vom sonst im Haus Balchem beheimateten Förderverein der Stadtteilbibliothek. Seit 2013, dem Beginn der Bauarbeiten im barocken Gebäude auf der Severinstraße, trifft sich die Runde immer mittwochs zum Literaturcafé im Flachbau hinter der Severinskirche. Gerade haben sie Ausschnitte aus Romanen von Virginia Woolf gelesen, eine ihrer Lieblingsautorinnen. „Wir fühlen uns sehr wohl“, betont Reiner Schmidt im Bibliotheksraum der katholischen Gemeinde.
Streit um Zuständigkeiten
Doch sie vermissen ihre angestammte Bibliothek, nicht nur weil es sich im Sommer unter dem prächtigen Baum im Hinterhof sehr angenehm lesen und über das Gelesene plaudern ließ. Der Erhalt der Bibliotheksfiliale für die Südstadt war vielmehr der Gründungszweck des Fördervereins vor zehn Jahren. Im Moment stehen die Chancen schlecht, dass sie ihr Jubiläum im Haus Balchem feiern. „Man hat uns von Seiten der Stadt mitgeteilt, dass wir erst 2017 wieder wieder einziehen können“, so Schmidt. Laut Auskunft der für die Bauarbeiten zuständigen Gebäudewirtschaft werde hingegen eine „Eröffnung Ende 2016 angestrebt“.
Das Haus Balchem wurde in den vergangenen Jahren von Grund auf saniert. Die Stockwerke über der Bibliothek standen lange Jahre leer. Eine Gruppe von Südstädtern hatte sich zusammengefunden und das Haus von der Stadt gepachtet. Sie ließen die Wohnungen herrichten, versetzten die Rückwand und brachten Balkone an. Im vergangenen Sommer zogen die Bewohner ein. Das Erdgeschoss war da noch eine Baustelle. Zwischen Stadtverwaltung und Pächtern gab es Streit um Zuständigkeiten. Im November schließlich segnete der Stadtrat eine Einigung zwischen den Parteien ab. Die strittigen Punkte seien damit ausgeräumt, versicherte Thomas Böll, einer der Pächter: „Wir helfen, wo wir können“, sagt er. Bis die Bibliothek wieder einziehen kann, vergeht offenbar dennoch mindestens ein weiteres Jahr.
Für die erwachsenen Bücherfreunde ist die Verzögerung einigermaßen zu verschmerzen. Doch die Runde im Literaturcafé ärgert sich sehr wegen der jüngsten Bibliotheksnutzer: „Wir denken an die vielen Kinder in den Kitas und Grundschulen, die jetzt nicht die Gelegenheit haben, ihre Bibliothek im Veedel kennenzulernen“, sagt Mary Waldermann vom Freundeskreis. Das Personal der Stadtteilbibliothek bemüht sich deshalb, die Kinder mit der Bibliothek und Büchern vertraut zu machen. Sie besuchen regelmäßig die Einrichtungen im Einzugsgebiet und stellen ihre Bibliothek vor.
Für die Dauer der Arbeiten im Haus Balchem sollte der Bücherbus die Stadtteilbibliothek im Veedel ersetzen. Seit jedoch auf dem Chlodwigplatz, wo der Bus bisher hielt, gearbeitet wird, fällt der Stopp weg. Derzeit wird offenbar geprüft, ob der Bus auf dem Severinskirchplatz halten kann.