Umstrittenes Südstadt-BrauhausAnwohner freuen sich über verkürzte Öffnungszeiten

Till Riekenbrauk (l.) und Thomas Borninkhof in ihrem neuen Johann Schäfer Pop-up-Restaurant.
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Köln-Südstadt – Der Streit um die Öffnungszeiten des neuen Brauhauses in der Elsaßstraße wird wohl vor Gericht entschieden. Die Betreiber des „Johann Schäfer“ rechnen nicht mehr mit einer Einigung. Die Stadtverwaltung hatte es abgelehnt, die aktuellen Öffnungszeiten von 17 bis 22 Uhr zu verlängern.
Während die Bezirksvertreter sich einstimmig hinter die Gastronomen stellten, sind einige Anwohner froh über die Entscheidung. „Es ist alles ein wenig zu viel“, sagt eine Anwohnerin. Ihr Mann hatte sich in den ersten Wochen nach der Eröffnung des Brauhauses am 11. November mit einer E-Mail an das Ordnungsamt gewandt. Die Karnevalseröffnung sei „ausgeufert“, das habe den Ausschlag für die Beschwerde gegeben. Wenngleich es an diesem Tag in der gesamten Südstadt wild zuging, sahen die Nachbarn in der Elsaßstraße auch im Anschluss Grund zu handeln: „In den ersten Wochen ging es abends oft bis 1, 2 Uhr“, berichtet die Anwohnerin. Sie sieht zudem ein Problem in der Größe des neuen Brauhauses: „Es ist alleine innen schon recht laut“, sagt sie.
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Till Riekenbrauk, einer der Betreiber, widerspricht. Nachdem eine Nachbarin aus dem Nebenhaus sich wegen des Lärms bei ihm beschwert hatte, habe er „lärmschutztechnisch“ nachrüsten lassen und einen Gutachter beauftragt. Das Ergebnis: Die Lautstärke ist im Rahmen. Er bestreitet auch, dass das Brauhaus in den ersten Wochen länger als erlaubt geöffnet war.
Die Beschränkung der Öffnungszeiten ist aus Sicht der Anwohner ein guter Kompromiss. Wie er zustande kam, ist nach wie vor unklar. Die Aussagen der Wirte und der Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die Stadt sagt, die Öffnungszeiten seien von den Antragstellern selbst gewählt. „Das weise ich entschieden zurück“, sagt Riekenbrauk. „Wir haben damals die Küchenzeiten mit 17 bis 22 Uhr benannt.“ Als ihr Antrag für die Baugenehmigung mit den eingeschränkten Öffnungszeiten zurückkam, waren sie überrascht. Mit grünem Stift hatte jemand handschriftlich die Zeiten eingetragen, der zuständige Sachbearbeiter im Bauaufsichtsamt mit der gleichen Farbe unterschrieben.
Gastronomen fühlen sich ungerecht behandelt
Riekenbrauk und seine Geschäftspartner hatten eigentlich damit gerechnet, wie die anderen Lokale in der Straße öffnen zu dürfen. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, zumal ihnen das Bauaufsichtsamt dann im Dezember den Erfolg eines Antrags auf Verlängerung der Öffnungszeiten in Aussicht gestellt hatte. Laut Presseamt sei dem Eigentümer des Hauses allerdings bereits im Jahr 2015 „signalisiert“ worden, dass nur Gaststätten zugelassen würden, „die eine Betriebszeit bis maximal 22 Uhr“ vorsehen.
Rechtliche Grundlage dafür sei ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1995. Er erlaubt für die Elsaßstraße „Schank- und Speisewirtschaften“ nur ausnahmsweise. Von einer Beschränkung der Öffnungszeiten ist darin aber nicht die Rede. Das Ziel hingegen ist klar: Der Block soll als Wohngebiet geschützt und erhalten werden. „Dass das Gebiet sensibel ist, zeigt sich auch an einer Vielzahl von Beschwerden bei den städtischen Ordnungsbehörden über nächtlich lautstarke Passanten“, begründet das Presseamt die aktuellen Einschränkungen. Eine Ungleichbehandlung könne man nicht erkennen.

Im Nebenhaus dürfen die Brauhausbetreiber länger öffnen.
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Tatsächlich gelten die Vorgaben aus dem Bebauungsplan nur für Veränderungen nach 1995. Eine Ungleichbehandlung läge nur dann vor, „wenn seitdem Gaststätten neu zugelassen wurden mit Betriebszeiten nach 22 Uhr“, argumentiert die Stadt. Genau das ist aber der Fall: Vor weniger als zehn Jahren eröffnete genau gegenüber ein Bistro in einem Ladenlokal, das vorher ein Schneider nutzte – mit Öffnungszeiten bis 23.30 Uhr. Für andere Betriebe wurden seitdem ebenfalls Ausnahmen gemacht.
Für das „Johann Schäfer“ wird sich vorerst wohl nichts ändern: Bis ein Gericht die Interessen von Anwohnern, Stadtentwicklung und Gastronomen gegeneinander abgewogen hat, dürfte es bei den für ein Brauhaus eigentümlich kurzen Öffnungszeiten bleiben.