UnverpacktmobilNeues Angebot beliefert Kölner Stadtteile nachhaltig
- Zwei ehemalige Kölner Juristen haben eine Marktlücke entdeckt: Ein Unverpacktladen auf Rädern.
- Damit wollen sie die Stadtteile mit nachhaltigen Produkten beliefern, in denen es noch keinen Unverpacktladen gibt.
- Was es im Transporter zu kaufen gibt und auf welchen Kölner Plätzen er wann steht.
Köln – Christoph Mies (43) und Moritz Kaiser (39) kennen sich seit mehr als 20 Jahren – standen damals zunächst als Gegner auf dem Hockeyfeld, später als Teamkollegen in einem Leverkusener Verein. Während der Spiele erlebten sie einander in ihren emotionalsten Momenten − die beste Voraussetzung für ihre heutige Zusammenarbeit.
„Christoph ist der emotionale Typ, ich bin eher rational, wir kennen und ergänzen uns sehr gut“, sagt Moritz Kaiser. Gemein ist den beiden, dass sie ihr Leben lang die Festanstellung der Selbstständigkeit vorgezogen haben. Bis zwei Frauen in ihr Leben traten und mit ihnen der Sinn für nachhaltiges Einkaufen. Der gemeinsame Traum eines Unverpacktmobils keimte auf. Um ihn wahr werden zu lassen, kündigten beide schließlich im vergangenen Jahr ihre Festanstellung als Juristen.
Unverpacktmobil-Konzept aus Frankreich
Ein Jahr lang planten und organisierten sie das Mobil und ein zugehöriges Lager für ihre Unverpackt-Produkte. Christoph Mies lernte das Konzept in einem Frankreichurlaub kennen und sah darin, zurück in Deutschland, eine Marktlücke. Er erzählte seinem Freund Moritz von seinem Vorhaben – gemeinsam beschlossen sie, die Marktlücke zu schließen.
Heute steht der graue Renault Master fertig eingerichtet vor ihnen. Links in der Auslage stehen Nüsse, getrocknete Früchte und Reis in Glas-Vorratsdosen, rechts Haarseife, Wattestäbchen und Bienenwachstücher. Der Transporter wird eigentlich für Bäckereien hergestellt – Theke und integrierte Brotregale inklusive. „Wir haben alles selber umgebaut, unser Wagen − das sind wir, das kann uns keiner nehmen“, sagt Mies.
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Jetzt hängen statt der Brotregale 26 Füllbehälter mit Kidney Bohnen, Cerealien und Linsen an der Wand, alles ist übersichtlich beschriftet. „Wir wollen beim verpackungslosen Einkaufen Hürden abbauen“, sagt Kaiser. Viele Marktgänger würden bereits Körbe und Baumwolltüten für ihren Einkauf mitbringen − und falls nicht, könnten Kunden auch vor Ort Säckchen und Gläser kaufen.
Keine klassische Nachhaltigkeitskunden
„Ich muss gestehen, wir waren nicht von Beginn an die klassischen Nachhaltigkeitskunden, haben aber schnell gemerkt, wie einfach es sein kann, ohne Verpackungsmüll auszukommen“, sagt Kaiser. Gut für den Einstieg findet er den Freiburger Nussmix, den er besonders gerne mag. „Wir wollen uns von unserem Projekt ernähren können und Spaß dabei haben“, sagt Mies.
In seinem früheren Job sei seine Familie, besonders seine neunjährige Tochter, häufig zu kurz gekommen. Das will er jetzt ändern – mit zunächst drei Arbeitstagen pro Woche: „Wir können uns vorstellen, auf den Märkten auch mit anderen Händlern zu arbeiten. Man könnte zum Beispiel Markt-Rezepte erstellen, deren gesamten Zutaten die Kundinnen und Kunden an den verschiedenen Ständen kaufen können“, sagt Kaiser.
Anstrengendes Marktleben
Das Marktleben verlangt aber auch einiges ab: Aufgebaut wird in den frühen Morgenstunden ab 6 Uhr, zuvor muss der Transporter aus der Innenstadt abgeholt werden. Die zentrale Lage sehen die Unternehmer dabei als Vorteil: „Wir können von der Innenstadt aus die Strecken so kurz wie möglich halten“, sagt Mies, „und unser Mobil erfüllt sehr hohe Umweltstandards.“
Dadurch, dass es noch längst nicht in jedem Stadtteil einen Unverpacktladen gibt, ist ein weiterer Vorteil, dass das Mobil dahin kommen kann, wo unverpacktes Einkaufen sonst nicht möglich wäre – und auch damit Emissionen eingespart werden könnten. „Unsere Produktpalette gibt es bisher auf keinem Markt, sie hilft hoffentlich allen weiter“, sagt Kaiser.Standorte des Unverpacktmobils: mittwochs auf dem Maternusplatz in Rodenkirchen, freitags auf dem Auerbachplatz in Sülz und samstags in der Kitschburger Straße in Lindenthal, jeweils von 7 bis 13 Uhr.