AboAbonnieren

Diskussion vor Agneskirche„Wir wollen den Neusser Platz nicht totberuhigen“

Lesezeit 3 Minuten
Neusser Platz Diskussion WEISER

Vor der Agneskirche fand ein Bürgergespräch zum Thema Neusser Platz statt. 

Köln – Das Schlagwort vom „Brüsseler Platz 2.0“ war sehr häufig zu hören, in der Debatte zwischen Politik und Nachbarschaft direkt am Ort des Geschehens, auf dem Neusser Platz Ecke Roeckerathplatz vor dem Eingang der Agneskirche. Soll die Umgebung des Platzes autofrei werden, wie von den Grünen vorgeschlagen? Hierfür hielt sich die Unterstützung an diesem Abend in engen Grenzen.

„Wenn es hier auf dem Neusser Platz schön kuschelig ist, dann geht da nicht in erster Linie die Nachbarschaft hin, sondern die Leute von außen – und die, die hier wohnen, leiden nur. Das hat dann nichts mehr mit Lebensqualität zu tun“, so eine Anwohnerin. Ein weiterer Gast, selbst Stadtplaner, gab dagegen zu bedenken, dass schon eine Verkehrsberuhigung viel bewirken könnte, um die Umgebung lebenswerter und sicherer zu machen. „Die Autos fahren hier viel zu schnell durch, auch durch die verkehrsberuhigten Straßen. Hier kommt ein Durchgangsverkehr entlang, der nicht nötig wäre, und stattdessen über die Riehler Straße fahren könnte. Die ist nämlich total breit.“

Ein anderer Anwohner sekundierte: „Mir erschließt es sich nicht, warum sich ein Brüsseler Platz 2.0 ergeben muss, wenn man hier den Autoverkehr reduziert. An uns Bürgerinnen und Bürgern liegt es, Vorschläge zu machen. Wir müssen ja keine drei neuen Kioske am Platz eröffnen, sondern können auch Sachen machen wie Urban Gardening.“

Grüne wollen Straßen rund um den Neusser Platz in Köln sperren

Im Sommer 2021 hatten die Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt erstmals ihre Idee vorgestellt, durch die Sperrung der angrenzenden Straßen für motorisierte Fahrzeuge den Neusser Platz vor der Agneskirche deutlich zu vergrößern und aufzuwerten. Der Durchgangsverkehr würde, etwa über Riehler oder Krefelder Straße, umgeleitet. Das Thema erhitzt seitdem erheblich die Gemüter im Veedel.

Nun lud die Interessengemeinschaft (IG) Neustadt-Nord / Villen-Veedel um Reinald Korte und Kurt Metelmann, die den Plänen kritisch gegenüber steht, zum Austausch mit den politischen Parteien; rund 200 Gäste sorgten für eine ansprechende Kulisse. Unter Moderation von Michael Wurzer debattierte eine große Politik-Runde, unter anderem mit CDU-Rats-Fraktionsvize Teresa De Bellis-Olinger und ihren Parteikollegen Florian Weber und Günter Leitner, Marcellinus Weiß und Florian Schuster (SPD), FDP-Ratsfraktionschef Ralph Sterck mit Parteikollege Marc Urmetzer, Bettina Wolff (Volt) und Sabine Kader (Die Partei), an den Stehtischen vor dem Kircheneingang mit den Gästen. Trotz ihrer Einladung durch die IG waren hingegen Bündnis 90/Grüne nicht mit Abgesandten vertreten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei der 90-minütigen, facettenreichen Debatte kristallisierte sich schnell heraus: Neben dem befürchteten Party-Hotspot mit Lärm, Schmutz und Wildpinkeln war die zweite Hauptsorge, dass sich im Fall einer Sperrung der Durchgangsverkehr Schleichwege durch die Wohnstraßen suchen wird. Und angesichts begrenzter städtischer Mittel sei es zunächst der Ebertplatz, der mit einer Aufwertung an der Reihe wäre.

„Diesen Platz hier sehe ich in der Priorität nicht ganz oben“, so Schuster. Und ein wenig Veränderung – etwa Tempo 30, mehr Platz für Fußgänger und Radler sowie mehr Grün – schien an dem Abend auch bei Gästen und Politik mehrheitsfähig. „Wir wollen den Platz nicht totberuhigen, dass hier gar nichts mehr stattfindet. Wir wollen ja, dass sich hier Menschen treffen, Familien. Das soll ja alles passieren. Es geht darum, dass man die Platzgestaltung so angeht, dass er angenommen wird, aber nicht zu einer Feiermeile wird", fasste es Olinger zusammen.