AboAbonnieren

„Zwei Kaffee, bitte!“Der Therapie-Pool für den Hund war ein Muss

Lesezeit 3 Minuten
Hannich beim Kaffee

Snježana Hannich ist Tierphysiotherapeutin.

Was erzählen Menschen, wenn man sie anspricht und zum Kaffee einlädt? Dieser Frage geht Susanne Hengesbach in „Zwei Kaffee, bitte!“ regelmäßig nach.

In der Generation unserer Großeltern hätte der Gedanke, dass man einen Hund aufs Unterwasserlaufband stellt, um den Muskelaufbau zu fördern, vermutlich große Heiterkeit verursacht. Hasso & Co. konnten sich ja schon glücklich schätzen, wenn sie nicht den ganzen Tag angekettet im Hof liegen mussten. Doch seitdem der Hund zu einem vollwertigen Familienmitglied geworden ist, wird wesentlich mehr dafür getan, um auch bei ihm Schmerzen oder Beschwerden zu lindern.

Meine heutige Gesprächspartnerin gehört, wie ich im Laufe unserer Unterhaltung erfahre, zu der relativ neuen Berufsgruppe der Tierphysiotherapeuten und sie hat sich in ihrer Praxis unter anderem auf Hydrotherapie spezialisiert.

Durch den eigenen Hund zum Beruf gekommen

Ich begegne der 52-Jährigen im Belgischen Viertel und kann sie ohne große Anstrengungen zu einem Cappuccino im Hallmackenreuther überreden, den wir mit Blick auf St. Michael genießen. Zu Beginn unseres Gesprächs lerne ich, den Vornamen der gebürtigen Kroatin korrekt auszusprechen: Snježana Hannich wie bei Zsa Zsa Gabor. Als das geklärt ist, erfahre ich von der ehemaligen Industriekauffrau und Hundeliebhaberin, wie sie zu ihrem heutigen Beruf gekommen ist.

Letztlich war es sogar ihr früherer Vierbeiner, der – bedingt durch sein Alter – immer unbeweglicher wurde, sodass sie ihn zur Schwimm-Therapie in Köln-Weiden brachte. Miterleben zu können, wie dem Tier die Bewegung im Wasser half, um buchstäblich wieder auf die Beine zu kommen, faszinierte Hannich so sehr, dass sie beschloss, nebenberuflich eine entsprechende Ausbildung zu beginnen.

Ein Pool für die Hunde fand sich erst in Hürth-Efferen

Im Anschluss daran, erzählt sie, habe sie begonnen, ihr neues Wissen im Rahmen eines mobilen Dienstes anzubieten. „Da sind die Möglichkeiten natürlich sehr beschränkt“, stellte sie fest. Ganz abgesehen von den Problemen der Parkplatzsuche und dem Umstand, öfters mit der großen vollgepackten Tasche in einen vierten Stock hochklettern zu müssen. Der reizvolle Gedanke einer eigenen Praxis in Köln scheiterte jedoch an der Bezahlbarkeit und einem Wunsch, den Hannich bei einer angedachten Selbstständigkeit unbedingt verwirklichen wollte: Sie wollte einen Pool.

Schließlich wurden sie und ihre Geschäftspartnerin nur wenige Meter hinter der Stadtgrenze Kölns in Hürth-Efferen fündig. „Und der Vermieter hat zugestimmt, dass Sie ein Schwimmbad einbauen?“, frage ich. Mein Gegenüber nickt. „Es muss nicht die Dimension von Müngersdorf haben, der Hund soll ja keine Bahnen ziehen.“ Fünf mal drei Meter seien absolut ausreichend.

Schwelbrand hätte fast die Existenz vernichtet

Vor meinem inneren Auge taucht ein Badekappe und Schwimmbrille tragender Labrador auf, aber das lustige Bild verschwindet sofort, als die Tierphysiotherapeurin anfängt, davon zu berichten, dass ihr ein Schwelbrand an der Poolheizung kurz nach der Praxiseröffnung um ein Haar die neue Existenz vernichtet habe. Juristisch sei die Sache zwar noch nicht ausgestanden, aber zum Glück laufe der Betrieb wieder.

Als ich höre, dass auch „Wasser-Eingewöhnungskurse“ angeboten werden, also quasi Säuglingsschwimmen für Vierbeiner, stoße ich kleine Entzückensslaute aus und frage, wie viele Youtube-Videos aus Hürth bereits im Netz seien. Die Kölnerin lacht, stellt dann allerdings auch klar, dass der Erfolg ihrer Arbeit ganz wesentlich von der Kooperationsbereitschaft der Hundehalter abhinge. „Mitmachen ist die halbe Miete“, betont die 52-Jährige. „Deshalb bekommen die Besitzer auch immer Hausaufgaben. Und wir merken sofort, wenn die nicht gemacht wurden.“