Kölner KarnevalPolitiker sind gegen Verbot von Pferden im Rosenmontagszug
Köln – Drei Tierschutzorganisationen – Netzwerk für Tiere Köln, Rheinvegan und Tierrechtsinitiative Köln – sind im Beschwerdeausschuss mit ihrem Antrag gescheitert, ein Verbot von Pferden im Rosenmontagszug durchzusetzen. Nach einer intensiven Aussprache und Anhörung von Experten stimmten CDU, SPD und FDP gegen das Verbot. Die Grünen forderten zwar kein komplettes Verbot von Pferde im Zug, plädierten in einem Änderungsantrag aber für ein Verbot von Kutschpferden, eine Reduzierung der Pferde um 50 Prozent und ein Alkoholverbot für Reiter. Der Antrag fand aber keine Mehrheit.
Großes Interesse an Entscheidung des Beschwerdeausschusses
Selten hatte es so viel Interesse an einer Entscheidung des Beschwerdeausschusses gegeben. Schon vor dem Sitzung hatten sich Dutzende Vertreter von Karnevalsgesellschaften und Tierschützer vor dem Rathaus versammelt. Wegen des großen Zuspruchs musste die Sitzung schließlich in den Ratssaal verlegt werden. Die Diskussion um die Pferde im Zug war wieder aufgeflammt, nachdem es im Rosenmontagszug im Februar zu einem Unglück gekommen war. Dabei waren zwei Kutschpferde durchgegangen und hatten vier Menschen verletzt. Unklar ist, ob die Tiere zuvor von Passanten mit Gegenständen beworfen wurden. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt die Ermittlungen eingestellt, weil es keine belastbaren Beweise gab.
Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitee Kölner Karnevals begrüßte die Entscheidung des Ausschusses: Er sei froh, dass dem Rat kein Verbot vorgeschlagen worden sei. Kuckelkorn sprach sich aber für eine Verschärfung der Bestimmungen im Umgang mit Pferden im Rosenmontagszug aus, die das Festkomitee mit der Stadt ausarbeiten wolle. „Die Reiter stehen beim Tierschutz in der ersten Reihe.“ Hajo Jennes, Reiterkorpsführer der Ehrengarde, hob die Bedeutung der Pferde für das Brauchtum hervor. „Pferde als Wegbegleiter des Menschen ist ein Kulturgut, dass wir schützen müssen.“
Im Ausschuss hatte zuvor Claus Kronaus vom Verein Ärzte gegen Tierversuche betont, dass Pferde Fluchttiere seien, die man in Stresssituationen kaum bändigen könne. Es müsse mitunter Gewalt angewendet werden, damit die Pferde nicht scheuten. Dennoch komme es pro Jahr zu etwa 50 Unfälle mit Pferden – mit zahlreichen Verletzten und auch Toten. Besonders tragisch sei der Unfall 2015 bei einem Volksfest in Troisdorf gewesen, bei dem es 26 Verletzte gab. Cornelia Augustiniok, die als Tierärztin für die Stadt arbeitet, sagte dagegen, dass sich die Rahmenbedingungen für Pferde im Zug in den vergangenen fünf Jahren deutlich verbessert hätten. Dass es dennoch zu einem Unfall gekommen sei, sei tragisch. „Man kann aber nicht alle Gefahren ausschließen.“
Peta-Demonstration vor dem Rathaus
Vor der Ausschusssitzung hatten Aktivisten der Tierschutzorganisation Peta vor dem Rathaus demonstriert. Hinter Pferdemasken mit einem panischen Gesichtsausdruck versuchten sie, die Ratspolitiker zu überzeugen, einem Verbot der Tiere im Rosenmontagszug zuzustimmen. „Wir erwarten, dass sich der Stadtrat nicht der Karnevalslobby beugt, sondern dem Schutz der Bürger höchste Priorität eingeräumt wird“, sagte Peter Höffken, Fachreferent bei Peta. Das Verbot sei zwingend nötig, denn die Pferde seien durch laute Musik, fliegende Pralinenschachteln und grölende Jecke ständigem Stress ausgesetzt.
In mehreren Städten seien Pferde bei Karnevalsumzügen aufgrund einschlägiger Erfahrungen mittlerweile verboten oder nur eingeschränkt erlaubt. Eine Meinungsumfrage des Instituts Insa in NRW zum Einsatz von Pferden bei Karnevalsumzügen habe ergeben, dass sich 47 Prozent der Befragten für ein Verbot aussprächen, 45 Prozent wären dagegen.