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Kölner KarnevalNeue Nachwuchskünstler vorgestellt – nicht alle können überzeugen

Lesezeit 3 Minuten
Karneval Amago

Die Sängerinnen von Amago – sie mixen brasilianische Salsa-Rhythmen mit kölschem Text.

Köln – Erneuter Ortswechsel für den Vorstellabend des Literarischen Komitees. Nach Sartory, Flora und Altem Wartesaal ist man nun im Senftöpfchen gelandet. Der intimere Rahmen der Kleinkunstbühne hat den Nachwuchskräften, die teils schon seit Jahren von erfahrenen Karnevalisten in der Akademie des Festkomitees ausgebildet werden, gut getan. Auch das veränderte Konzept kam beim Publikum im gut gefüllten Theatersaal an und sorgte für einen unterhaltsamen Abend. Denn Leiterin Nadine Krahforst hatte sich zur Verstärkung das Duo Willi und Ernst mit auf die Bühne geholt, die vor zehn Jahren beim Komitee ihre Bühnenkarriere starteten.

Auch einem Neuling wie Axel Höfel als „kölscher Köbes“ auf den Abend verteilt drei Kurzeinsätze zu geben, erwies sich als eine gute Idee. Ganz so neu ist Höfel im Geschäft ja nicht, er ist seit Jahren zweiter Vorsitzender in der Karnevalistenvereinigung Kreis Rheinischer Karnevalisten (KrK). „Aber nun will ich einen neuen Schritt wagen, mich weiter verbessern“, begründet er seinen Einstieg bei der Akademie. Auch Rainer Moll kommt aus solch einer anderen Vereinigung. Er ist Sprecher beim Klub Kölner Karnevalisten, hat es aber dort mit seinem Partner Sebastian Kock als „Die Henkelmännchen“ nicht geschafft. Im Senftöpfchen kam das mit einigen musikalischen Parodien unterlegte Zwiegespräch recht gut an.

Bei den Kölschen Rednern fehlt die Pointe

Das war es dann aber auch schon im Bereich der Redner. Mit antiquierten Witzchen aus der Eifel konnte Björn Wassong als „Jeck im Rähn“ genau so wenig punkten wie „Et Vünkchen“ Vera Passy mit ihrer Reimrede oder auch das Duo „Woosch un Wööschje“ (Daniel Thelen und Marco Ages) mit dem langatmigen Verzäll über die Pleite ihrer Stammkneipe „Schlamassel-Eck“.

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Das passt von den Typen und von der Präsentation, aber da fehlt die Pointe. Hatte man in den Monaten des Lockdowns nicht reichlich Zeit, danach zu suchen? Wie man es macht, zeigten „Willi und Ernst“ bei ihren Kurzauftritten, die jeweils die Umbaupausen überbrückten: Dirk Zimmer und Markus Kirschaum sind als Rentner-Duo spontan, hintergründig, schlagfertig und richtig lustig.

Brasilianische Salsa-Rhythmen mit kölschem Text

Durchaus überzeugend war die Musik. So die neue Formation Amago, die brasilianischen Salsa-Rhythmen mit kölschen Text mixt und sich auch an den Bap-Klassiker „Verdamp lang her“ heranwagt. Dann Soul-Sängerin Marie Enganemben („Meteinander“) – die derzeit mit ihrem Gospelchor auch im Finale der TV-Show „Das Supertalent steht –, das Rock-Trio Free Barbie – Kölsch (met) Knubbele („Willst do mich“) vom Niederrhein, oder auch King Loui mit eingängigen und tanzbaren Funk-Klängen („Bliev he“, „Karneval“). Das Quartett um Sänger Max Rohde wurde vom Publikum mit Ovationen und „Bravo“-Rufen belohnt. Die jungen Musiker haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren deutlich verbessert. Das kann man hören.

Ebenso Solosänger Timo Schwarzendahl (21), der schon seit Jahren auf Straßenfesten Erfahrungen gesammelt hat. Er kann singen und bringt nun einiges an Bühnenpräsenz mit – und mit seinem „Lalala“-Song auch einen richtigen Ohrwurm. Dagegen kommst später Karl König, der sich selbst als Comeback einer Schlager-Ikone sieht, nicht an. Sein „Lalala“-Liedchen wirkt fad und hausbacken.