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Kölner Keramiker Stephan AißlingerDer Herr des handgedrehten Geschirrs

Lesezeit 3 Minuten

Stephan Aißlinger in seinem kleinen Showroom (links) und in seiner Souterrain-Werkstatt

Köln – Im Fall von Stephan Aißlinger wäre es keine Beleidigung zu sagen: Der Mann hat nicht alle Tassen im Schrank. Zum Glück, möchte man hinzufügen, denn so kann jedermann einen Blick auf die Arbeiten des 62-Jährigen werfen; Arbeiten, die auch deshalb so besonders sind, weil kein Stück exakt so wie das andere ist. Nicht nur Tassen, sondern auch Schüsseln, sommerliche Vasen, mediterrane Pflanzgefäße und vieles mehr.

Aißlinger ist einer der wenigen Keramiker in dieser Stadt, und vielleicht kann man es rückblickend als Glücksfall betrachten, dass er sich erst von seiner Heimat im Schwarzwald und später auch von seinem Beruf als Sozialarbeiter trennte. Nachdem er ein paar Jahre am Deutzer Bürgerzentrum tätig war, kam er nämlich zu der Erkenntnis, dass er lieber etwas tun würde, bei dem man „das Ergebnis der Arbeit sehen kann, als bis ans Lebensende in ein System der Stadtverwaltung eingebunden“ zu sein.

Stephan Aißlinger in seinem kleinen Showroom (links) und in seiner Souterrain-Werkstatt

Nachdem er die Kölner Keramikerin Brigitte Köppel kennengelernt und in deren Werkstatt ein Praktikum absolviert hatte, überzeugte er das Arbeitsamt von einer Umschulung und begann 1983 bei Köppel seine Töpferlehre. Nach seiner Gesellenprüfung wurde er Teilhaber in der Töpferei in der Christophstraße, bevor er vor knapp 30 Jahren nach Weidenpesch zog. Dort ist er noch immer zu finden.

Köln sei eigentlich ein viel zu teures Pflaster, um als Töpfer arbeiten zu können, sagt Aißlinger. Deshalb war er froh über die Souterrain-Räumlichkeiten, die ihm allerdings einiges an Improvisationstalent abverlangen. Das Wasser, das er benötigt, kommt über einen Gartenschlauch, einen richtigen Abfluss gibt es im Raum auch nicht, dafür einen Ofen, den er im Winter mit Holzbriketts beheizt, sofern der Brennofen nicht in Betrieb ist und den Raum ordentlich erwärmt.

Stephan Aißlinger in seinem kleinen Showroom (links) und in seiner Souterrain-Werkstatt

Aißlinger betrachtet sich selber als „so eine Art Materialforscher“; er liebt es, neue Dinge auszuprobieren und immer weiter dazuzulernen. Angefangen habe er vor Jahren mit Majolika – keramischen Farben, die man auf die noch nicht gebrannte weiße Glasur aufträgt. Seitdem hat sich der Kunsthandwerker in den unterschiedlichsten Techniken ausprobiert. Ein- bis zweimal im Jahr kommt er für eine gemeinsame Arbeitswoche mit seiner Schwester zusammen, die in Freudenstadt als Töpferin tätig ist.

Viele Arbeiten, die man in Aißlingers Werkstatt oder in seinem kleinen Showroom sehen kann, tragen im wahrsten Sinne des Wortes seine(n) Stempel. Die schneidet er sich selbst aus Küchenschwämmen zurecht, um Engoben aufzubringen. Als Engoben bezeichnet man einen dünnflüssigen Brei, der aus meist eingefärbtem Tonpulver und Wasser hergestellt und auf den lederharten Ton aufgetragen wird. Dazu kann man Pinsel, Bällchen oder eben auch Schwämmchen verwenden. In seinen Augen sind einfach gehaltene Muster meist die schönsten, sagt Aißlinger und zeigt auf eine Platte mit lauter stilisierten Fischen, die er ebenfalls aus Schwämmen zurechtgeschnitten hat. Außer seinem handgedrehten Geschirr macht er neuerdings auch Brottöpfe und wetterfeste Keramiktischplatten.

Wer sich für einen der Töpferkurse interessiert – Aißlinger hat in der Nähe seines Ateliers beim Werkstattcafé der Dormagenstiftung einen Keramikraum gemietet – muss sich auf Wartezeiten einstellen. Die fortlaufenden Kurse seien immer sehr schnell ausgebucht.